Auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos 2008 wurde heftig darüber diskutiert, ob die Lehman-Sisters die Krise der Lehman-Brothers hätten verhindern können. Die Finanzkrise als männliches Verhalten zu analysieren (z.B., übertriebenes Selbstvertrauen von Investoren, hohe Risikobereitschaft, fehlende Moral) greift zu kurz. Paul Samuelson, der kürzlich verstorbene Nobelpreisträger der Ökonomie (mit etlichen Töchtern) konstatierte: „Women are just men with less money“. Auffällig an der Finanzkrise ist jedoch der ausgesprochen niedrige Anteil von Frauen in den Spitzenpositionen von Finanzinstitutionen (Financial Governance Without Women). Jedoch, so die These, der erhöhte Frauenanteil in Steuerungsprozessen der Finanzbranche ist zwar notwendig, aber keine hinreichende Lösung, wenn der weibliche Anteil nicht gleichzeitig mit alternativen Konzepten des Finanzwesens einhergeht, die den sozialen Bedürfnissen der Teilhaber (stakeholder) Rechnung tragen und nicht nur der Gewinnmaximierung der Akteure (shareholder).
Kurzbiographie:
Brigitte Young ist seit 1999 Professorin für Internationale/Vergleichende Politische Ökonomie am Institut für Politikwissenschaft der WWU Münster. Young hat an der University of California (B.A., M.A.) und an der University of Wisconsin, Madison (PhD) studiert. 1990 war sie Social Science Research Fellow in Berlin (1990), danach Professorin an der Wesleyan University, Connecticut (1991-97). In den Jahren 1994-1995 war sie Research Fellow im Center for German and European Studies, School of Foreign Service, Georgetown University, Washington, D.C. Sie war Gastprofessorin am J.F. Kennedy Institut, FU-Berlin (1989-1991), am Otto-Suhr Institut der FU-Berlin (1997-1999), an der Science-Politique/CERI in Paris (WS2008), und an der University of Lille (WS2010).7
Arbeitsgebiete: Globalisierung; Weltwirtschaft und Makroökonomie; Global Governance und Multilateralismus; Globale Finanzmärkte, Theorien der Internationalen Politischen Ökonomie; Feministische Makroökonomie und Heterodoxe Ökonomie.
Young hat vielfach in Englisch und Deutsch publiziert und ihre Arbeiten wurden ins Französische, Japanische, Finnische, Rumänische und Polnisch übersetzt.
Sie ist außerdem im Beirat für die Zeitschriften Global Governance und International Feminist Journal of Politics.