Das in der Geschlechterforschung seit einiger Zeit diskutierte Konzept der Intersektionalität steht für die Idee der Überschneidung unterschiedlicher gesellschaftlicher Differenzverhältnisse. Der abstrakte Gedanke ist zweifellos plausibel und theoriestrategisch wichtig. Was aber bedeutet es, das Verhältnis von „Gender“ und „Migration“ in konkreten Biographien zu untersuchen? Wie erkennt man, welche gesellschaftlichen Unterscheidungen im konkreten Fall relevant werden? Und welche Unterscheidungen lenken bereits den forschenden Blick? Die Interpretationspraxis qualitativer Forschungsmaterialien wie z.B. biographischer Interviews wirft derartige Fragen auf und fordert damit ein theoretisches Durchdenken und eine empirische Konkretisierung jener abstrakten Idee heraus. Im Vortrag werden einige Fragen und Aspekte des Themas an Beispielen aus der erziehungswissenschaftlichen Biographieforschung expliziert und diskutiert.
Kurzbiographie:
Univ.-Prof. Dr. Bettina Dausien ist Professorin für Pädagogik der Lebensalter am Institut für Bildungswissenschaft der Universität Wien.
Schwerpunkte: Erwachsenenbildung, Theorien und Methoden der Biographieforschung, Methoden interpretativer Sozialforschung, Sozialisation und Geschlecht.