Es ist kaum zufällig, dass innerhalb westlicher Debatten um Migration die sozialen Positionierungen migrantischer Frauen im Mittelpunkt stehen, gelten die Geschlechterbeziehungen der Anderen dem Westen doch bereits seit der Kolonialzeit als das Symbol für die Rückständigkeit und den Barbarismus der Kolonisierten. Die Viktimisierung der anderen Frau hat im Westen eine lange Tradition und ist durchaus funktional. So dient sie als Folie gegen die sich die europäisch-christliche Frau und Gesellschaft als ausnehmend emanzipiert abheben kann. Eine selektive, sehr spezifische Konsumtionspolitik bezüglich der Themen Migration und Geschlechterverhältnisse scheint die Regel. Im Vortrag wird das Dilemma transparent gemacht, das sich einstellt, wenn über Geschlechtergerechtigkeit, Kolonialismus, Rassismus und Migration debattiert wird: Kann Geschlechtergewalt innerhalb migrantischer Gemeinschaften thematisiert werden, ohne dass dieses Sprechen vereinnahmt oder die Gewalt negiert wird?
Kurzbiographie:
Nikita Dhawan, Dr.phil., Universitätsprofessorin für Politikwissenschaft an der Leopold-Franzen-Universität Innsbruck.
Visiting fellowships:
- Universidad de Costa Rica (2013);
- Institute for International Law and the Humanities, The University of Melbourne, Australia (2013);
- Program of Critical Theory, University of California, Berkeley, USA (2012);
- University of La Laguna, Tenerife, Spain (2012);
- Pusan National University, South Korea (2011);
- University of Witwatersrand, Johannesburg, South Africa (2010);
- Columbia University, New York, USA (2008).
Forschungs- und Interessenschwerpunkte: Transnationale Gerechtigkeit, Menschenrechte, Demokratie und Dekolonisierung.
Veröffentlichungen u.a.:
- Impossible Speech: On the Politics of Silence and Violence (2007);
- Decolonizing Enlightenment: Transnational Justice, Human Rights and Democracy in a Postcolonial World (ed., 2014);
- Postkoloniale Theorie: Eine kritischeEinführung (2014; with Maria do Mar Castro Varela).