Leihmutterschaft ist eine besonders kontrovers diskutierte Praxis moderner Reproduktionsmedizin. In einigen Ländern ist Leihmutterschaft gut etabliert, in anderen verboten. Transnationale Bewegungen (sog. Reproduktionstourismus) machen es erforderlich, globale Vernetzungen zwischen permissiven und restriktiven Ländern stärker zu reflektieren – sowohl auf der praktischen als auch der theoretischen Ebene. Im Vortrag wird sich die Referentin auf den Vergleich der Leihmutterschaft in drei rechtlich, kulturell und sozial unterschiedlichen Ländern – nämlich Indien, Israel und Deutschland – beziehen. Dabei wird sie die methodische Notwendigkeit des Vergleichs und der Geschlechterforschung hervorheben, um den Kontroversen und moralisch-rechtlichen Unsicherheiten, die mit dem Phänomen Leihmutterschaft assoziiert sind, einen tieferen Sinn zu geben.
Erstens identifiziert die Referentin kulturübergreifende moralische Kritik an der Leihmutterschaft, die sich auf zwei Kernthemen, Ausbeutung und Kindeswohl, bezieht. Zweitens wird sie die genderstereotypen Paradigmen von Mutter-/Elternschaft als zu wenig hinterfragten Imperativ der Reproduktionsmedizin kritisieren und auf die Notwendigkeit eines transnationalen Diskurses verweisen. Dieser ermöglicht es erst, die Diskussion um die Interessen und Bedürfnisse der betroffenen Frauen und Eltern nicht in relativierender Beliebigkeit münden zu lassen.
Kurzbiographie:
Silke Schicktanz ist Universitätsprofessorin mit Schwerpunkt Kultur und Ethik der Biomedizin an der Universitätsmedizin Göttingen.
Sie hat zahlreiche internationale Forschungsprojekte und -aufenthalte, u.a. an der
- UC Berkeley & San Francisco State University, USA;
- Tel Aviv & Ben Gurion University, Israel;
- Jawaharlal Nehru & Delhi University, India;
- University of Montreal, Kanada;
- University of Leeds, UK.
In ihrer Forschung verknüpft sie bioethische, partizipations- und feministisch-erkenntnistheoretische Ansätze.
Sie ist Gründungs- und Vorstandsmitglied des Göttinger Centrums für Geschlechterforschung.