Alexander Weiss
Mitochondrialer Stoffwechsel und zelluläre Seneszenz
Forschungsinteresse
Die Forschung im Bereich des mitochondrialen Stoffwechsels und der zellulären Seneszenz befindet sich an der dynamischen Schnittstelle von Bioenergetik und Altersbiologie. Wissenschaftler entschlüsseln sorgfältig die komplexen Mechanismen, die die mitochondriale Funktion steuern und deren tiefgreifenden Einfluss auf die zelluläre Seneszenz – ein oft irreversibler Wachstumsstillstand, der charakteristisch für das Altern ist. Jüngste Durchbrüche haben die zentrale Rolle dysfunktionaler Mitochondrien bei der Förderung der zellulären Seneszenz durch die Ansammlung reaktiver Sauerstoffspezies (ROS) und Veränderungen in den metabolischen Signalwegen hervorgehoben. Wichtige molekulare Akteure, wie die mitochondriale Proteinfaltungsantwort (UPRmt) verbinden die mitochondriale Gesundheit mit dem Seneszenzphänotyp und können tiefere Einblicke in altersbedingte Pathologien wie neurodegenerative Erkrankungen und Krebs ermöglichen.
Dieses aufstrebende Forschungsfeld kann beachtliche Erfolge vorweisen, darunter die Entwicklung innovativer Techniken wie Hochauflösungsbildgebung und Einzelzell-Metabolomik zur Bewertung der mitochondrialen Funktion und Dynamik in alternden Zellen. Darüber hinaus haben gezielte Interventionen zur Verbesserung der mitochondrialen Gesundheit vielversprechende Ergebnisse gezeigt, indem sie die zelluläre Seneszenz verzögern und die Lebensdauer in präklinischen Modellen verlängern. Pharmakologische Wirkstoffe, die auf mitochondriale Qualitätskontrollwege abzielen, haben sich als wirksam erwiesen, um altersbedingten Abbau zu mildern und gesundes Altern zu fördern. Zukünftige interdisziplinäre Kooperationen und die Integration von Omics-Technologien versprechen, die Komplexität des mitochondrialen Stoffwechsels und der zellulären Seneszenz weiter zu entschlüsseln und somit den Weg für neuartige therapeutische Strategien gegen altersbedingte Erkrankungen zu ebnen.
Parallel zu experimentellen Ansätzen spielen strukturelle Biotechniken und in silico-Methoden eine zentrale Rolle bei der Vertiefung unseres Verständnisses des mitochondrialen Stoffwechsels und der zellulären Seneszenz. Molekulardynamik-Simulationen und Wirkstoff-Docking-Studien liefern wertvolle Einblicke in das dynamische Verhalten mitochondrialer Proteine und deren Interaktionen mit kleinen Molekülen. Durch die computergestützte Modellierung altersbedingter Modifikationen oder Wirkstoffbindungsereignisse können Forscher die Wirksamkeit und Spezifität potenzieller therapeutischer Interventionen vorhersagen. Diese computergestützten Werkzeuge ergänzen experimentelle Befunde und bieten ein detailliertes molekulares Verständnis der Mechanismen, die mitochondrialer Dysfunktion und Seneszenz zugrunde liegen. Die Integration von Strukturbiologie und computergestützten Ansätzen mit experimentellen Daten birgt enormes Potenzial, die Wirkstoffentdeckung zur Förderung der mitochondrialen Gesundheit und zur Behandlung altersbedingter Krankheiten zu beschleunigen.
Im Bereich der Forschung zum mitochondrialen Stoffwechsel und zur zellulären Seneszenz steht der Krebs im Fokus, da dysfunktionale Mitochondrien eng mit der Tumorentstehung verbunden sind. Nicht nur tragen dysfunktionale Mitochondrien zur zellulären Seneszenz bei, sondern sie bieten Krebszellen auch einen metabolischen Vorteil, der ihr Überleben und ihre Proliferation in feindlichen Tumormikroumgebungen ermöglicht. Daher hat sich die gezielte Beeinflussung des mitochondrialen Stoffwechsels als vielversprechende Strategie in der Krebstherapie herausgestellt. Zahlreiche Medikamente wurden entwickelt, um die mitochondriale Funktion zu stören oder metabolische Schwachstellen in Krebszellen auszunutzen. Inhibitoren der mitochondrialen Elektronentransportkettenkomplexe und Regulatoren der Mitochondrien-Biogenese haben sich als wirksam erwiesen, das Tumorwachstum zu hemmen und Krebszellen gegenüber herkömmlicher Chemotherapie oder Strahlentherapie zu sensibilisieren. Darüber hinaus bieten personalisierte Medizinansätze, die das metabolische Profil einzelner Tumoren nutzen, großes Potenzial, die Behandlungsergebnisse zu optimieren und Nebenwirkungen zu minimieren. Fortgesetzte Anstrengungen in der Wirkstoffentwicklung und der klinischen Übersetzung sind entscheidend, um das therapeutische Potenzial der gezielten Beeinflussung des mitochondrialen Stoffwechsels in der Krebstherapie zu nutzen.