2024 - Hamburg, Cottbus & Berlin

Die diesjährige, vom Verband der Österreichischen Zementindustrie (VÖZ) und der Fakultät der Technischen Wissenschaften unterstützten, Lehrveranstaltung „Brücke zur Praxis“ führte die Masterstudierenden der Technischen Fakultät am ersten Tag zum neuen Instandhaltungswerk der Deutschen Bahn für ICE Zuggarnituren in Cottbus. Am zweiten Tag stand der Besuch in „Die neue Nationalgalerie“ von Ludwig Mies v. d. Rohe, dem letzten Bauhausdirektor, in Berlin als Highlight auf dem Plan. Nach einem abenteuerlichen Wechsel nach Hamburg konnten die  Baustellen der Neubaustrecke  U5 und die Verlängerung der U4 – eine Baustelle der Firma BEMO mit Stammsitz in Innsbruck – sowie auf Einladung von ATP Architekten Ingenieure dessen Firmensitz und eine interessante Hochbaubaustelle mit einem tiefen Einblick in die parametrisch integrale Projektabwicklung besucht werden.

Tag 1: DB Fahrzeuginstandhaltungswerk Cottbus

Der erste Stopp führte die Teilnehmenden der Exkursion 2024 „Brücke zur Praxis“ zum zukünftig größten und modernsten ICE Instandhaltungswerk der Deutschen Bahn in Cottbus, wo die Teilnehmenden von der Rhomberg Sersa Rail Holding GmbH empfangen wurden. Die erste, zweigleisige Werkshalle wurde bereits im Jänner 2024 in Betrieb genommen. Die Besichtigung vermittelte den Studierenden die Notwendigkeit und Funktionalität der Halle im laufenden Betrieb. Die sich im Bau befindliche zweite Wartungshalle beinhaltet vier Gleise plus eine Lakierstraße für die ICE4 Flotte. Die beträchtliche Länge von 500 Metern, welche die Einfahrt eines gesamten Zuges in der Halle zulässt, und innovative Technologien werden die Umsetzung der schweren Instandhaltung für einen Zug der ICE 4 Flotte in nur zwei Wochen ermöglichen. Die Bauarbeiten für die zweite Halle wurden erst kürzlich begonnen, somit konnten die verschiedenen Phasen der Gründungsarbeiten bis hin zur Fundamenterstellung besichtigt und besprochen werden.

Tag 2: Neue Nationalgalerie & Sightseeing Berlin bzw. Hamburg

Die Neue Nationalgalerie ist als letztes realisiertes Projekt eines der Schlüsselbauwerke des Architekten Ludwig Mies van der Rohe bzw. der Stadtentwicklung Berlins und kann als moderne Version eines klassischen Tempels auf 8 Stützen und damit als weitere Entwicklung seines Hauses auf 4 Stützen gesehen werden. Im Rahmen der Führung um und im Gebäude wurde das für van der Rohe typische Entwurfsprinzip „less is more“, welches u.a. durch die offene Raumgestaltung mit sichtbarer Führung der statischen Kräfte und einfacher Raumkonfigurationen mit klaren Linien vermittelt wird, erläutert. Die Aufklärung über die bautechnischen Raffinessen wie z.B. die Trägerraster-Struktur mit Blechen, welche den Lastanforderungen entsprechend in der Materialstärke und Ausprägung variieren, sowie weiterer bau- und wärmetechnischer Herausforderungen der 2021 abgeschlossenen Grundinstandsetzung zeigte die hohe handwerkliche Kompetenz des ursprünglichen Entwerfers aber auch den integren Umgang mit diesem qualitativen Erbe im Rahmen der Modernisierung und Renovierung der Berliner Architekturikone.

Nach einem Rundgang durch die Ausstellungen der Nationalgalerie konnte der restliche Nachmittag für Sightseeing in Berlin genutzt werden, ehe es um 16:00 Uhr mit dem Bus weiter nach Hamburg ging.

Tag 3: Baustellenbesuch U5 Hochbahn AG & U4 BeMo Tunneling

Das Großprojekt „Die U5 für Hamburg“ der Hamburger Hochbahn AG verfolgt das Ziel der Inbetriebnahme der klimaschonendsten U-Bahn Deutschlands. Die Schließung der Netzlücke und der Betrieb mittels grünen Ökostroms versprechen innerhalb des Großraums von Hamburg eine schnellere und umweltfreundlichere Alternative zum eigenen PKW. Bereits in der Planungs- und Bauphase wird auf die Reduktion der CO2-Emission geachtet, wobei der Austausch mit der Zement- und Stahlindustrie schon jetzt zukunftsweisende technologische Entwicklungen mit sich bringt. Nach einer Vorstellung des allgemeinen Projektes fand die Begehung der Baustelle statt, bevor abschließend noch spannende Einblicke in die Nachhaltigkeitsstrategie, das Risikomanagement und die Anwendung von BIM im Rahmen der Projektplanung und -umsetzung ermöglicht wurden.

Für die Verlängerung der U4 auf die Horner Geest in Hamburg wurde die BeMo Tunneling GmbH mit der Erstellung der Tunnelbauwerke in offener Bauweise inkl. eines Kreuzungsbauwerkes beauftragt. Nach einer sehr ausführlichen Projektvorstellung ging es auf die weitläufige Baustelle. Der erste Bauabschnitt steht vor der Fertigstellung, der zweite Abschnitt ist noch im vollen Gange. So war es möglich die verschiedenen Schritte der offenen Bauweisen von der Herstellung der Schlitz- und Bohrpfahlwand bis zur Bewehrung des Tunnelbauwerks zu beobachten. Die Baufeldbegehung hat die baubetrieblichen Herausforderungen des innerstädtischen Tunnelbaus sehr deutlich aufgezeigt.

Tag 4: Baustellenbesuch „Fruchtkontor Nord“ & zu Besuch bei ATP architekten ingenieure Hamburg

Der letzte Tag galt dem Hochbau. Es gab über Einladung von ATP Architekten Ingenieure Hamburg die Möglichkeit einen aktuellen Industriebau im Hamburger Hafen zu besichtigten. Der „Fruchtkontor Nord“ wird nach Fertigstellung dem Lebensmittelhändler EDEKA als Umschlagplatz für frische Lebensmittel aus aller Welt dienen. Die Kernkompetenz der integralen Planung der Niederlassung in Hamburg war dabei mit ausschlaggebend für die Beauftragung zur Errichtung des Neubaus. Nachhaltige und umweltfreundliche Lösungen wie eine Photovoltaikanlage für eine autarke Stromversorgung und die Verwertung der Abwärme aus der Kälteanlage ermöglichen den vollkommenen Verzicht auf fossile Energieträger trotz eines relativ hohen Energieverbrauchs durch hohe Kühlleistungen.

Der letzte Programmpunkt stellte einen Vortrag über Computational Design am Planungsstandort Hamburg der ATP-Gruppe dar. Dabei wurden das Konzept und das Potenzial dieses Ansatzes am Beispiel von Autodesk Revit® und dem Add-on Rhino.Inside®.Revit, welches die visuelle Programmierumgebung Grasshopper in Autodesk Revit® bzw. das parametrische Entwerfen zugänglich macht, präsentiert. Die sich bietenden neuen Möglichkeiten des parametrischen Entwurfs gekoppelt mit der Durchgängigkeit der Daten- und Informationsstruktur als Basis einer integralen und nachhaltigen Projektbetrachtung im gesamten Lebenszyklus hat einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Digitalisierung scheint hier kein einsames, auf einzelne Softwareprodukte reduziertes Schlagwort, sondern gelebte Realität im Großraum zu sein.

 

Die Exkursion bot den Studierenden nicht nur Einblicke in die Praxis aktueller Infrastrukturprojekte und Industriebauten, sondern lieferte die Gelegenheit für den ein oder anderen Kneipenbesuch inkl. Verkostungen der traditionellen Curry-Wurst oder des Hamburger Fischbrötchens.

Im Namen des iBT-Teams und der Studierenden bedanken wir uns herzlich bei allen beteiligten Firmen!
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