Während die Metaphysik die Realität untersucht, befasst sich die Erkenntnistheorie mit Wissen, Rationalität und anderen Formen des kognitiven Zugangs zur Realität. Dies ist aufgrund der skeptischen Überlegung nach der Fehleranfälligkeit des Menschen in dessen Erkenntnisfähigkeit relevant. Die Erkenntnistheorie beschäftigt sich etwa mit Themen wie, was Wissen und Rationalität sind und ob für das Vorhandensein von Wissen eine gewisse Evidenz bzw. zumindest gute Gründe notwendig sind. Zudem fragt sie, was Evidenz überhaupt ist, sie erforscht die Kenntnis von Personen und das Wissen darüber, wie Dinge getan werden, und widmet sich Fragen wie dem Verstehen, das ein Begreifen dessen, wie Dinge systematisch zusammenpassen könnten, voraussetzt. Die soziale Erkenntnistheorie ist ein Teilbereich der Erkenntnistheorie, die sich mit Erkenntnis (oder weiter gefasst: dem kognitiven Zugang) in sozialen Kontexten beschäftigt. Beispielsweise wird hier gefragt, wie wir mit anderen Menschen Wissen durch Zeugnis teilen können, ob es rational ist, die eigenen Überzeugungen zu behalten, wenn es große Meinungsverschiedenheiten zu dem relevanten Gegenstand gibt, wie die Digitalisierung und die sozialen Medien die Bildung von Wissen erleichtern, aber auch gefährden könnten, und schließlich (überschneidend mit der feministischen und kritischen Philosophie) wie Machtdynamiken zu Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten im Erwerb und bei der Weitergabe von Wissen beitragen können.

Religionen haben für gewöhnlich Überzeugungssysteme oder „Landkarten der Wirklichkeit“; diese sind der Forschungsgegenstand der Erkenntnistheorie der Religion. Eine wichtige Frage ist, ob der Glaube an sie rational ist oder sein kann. Andere wichtige Frage in diesem Zusammenhand befassen sich damit, was Rationalität überhaupt ist, wie man zwischen rationalem religiösen Glauben und Fundamentalismus oder Konspirationsdenken unterscheiden kann und wie bzw. ob religiöse Überzeugungen mit den Naturwissenschaften vereinbar sind. Andere Fragen befassen sich mit heiligen Texten, Prophezeiungen oder persönlichen religiösen Erfahrungen – welche Art von Evidenz, falls es überhaupt eine solche gibt, können uns diese über die vermutete göttliche Realität bieten? Religiöse Autoritäten sind eine zusätzliche Quelle für den Glauben, aber diese Autorität kann missbraucht werden. Und es können auch Begriffe wie „Häresie“ zur Stigmatisierung von Nonkonformisten eingesetzt werden. Ein weitere Schlüsselfrage in der Erkenntnistheorie der Religion war stets und ist bis heute, ob und wie der Glaube an einen Gott rational sein kann in Anbetracht der Existenz des furchtbaren Leids und des Bösen in der Welt.

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