Wir nehmen unsere Fähigkeit, über die Welt zu kommunizieren und einander zu verstehen, als gegeben an. Bei näherer Betrachtung ist diese Fähigkeit aber durchaus erstaunlich. Wie kann eine symbolische Einheit wie ein Satz sich derart auf die Welt beziehen, dass wir fähig sind, miteinander über die Welt zu sprechen? Mit diesen Fragen beschäftigt sich die Sprachphilosophie. Zumindest die natürlichen Sprachen sind überdies eine durchaus skurrile Kombination aus regelgeleiteten und mehr „fluiden“ Teilen. Dies gilt auch für das Sprechen, wo etwas metaphorisch oder wörtlich gemeint sein kann, oder auch zwischen diesen beiden Extremen changiert. Im Gegensatz hierzu sind formale Sprachen wie die Mathematik oder Logik hochpräzise; und genau dies macht sie für die Alltagskommunikation ungeeignet. Sprache reicht aber über das rein Symbolische hinaus, da sie die reale Macht hat, Menschen zu leiten, Realitäten zu erschaffen (etwa durch Versprechen), Menschen zu verletzen und zu beleidigen oder auch Einverständnis auszudrücken oder abzulehnen. Sprache kann ebenso ein Mittel zur Manipulation sein, wie sie ein Mittel zur Kommunikation ist. Dies besser zu verstehen, kann uns stärken und schützen.

Die Sprachphilosophie stößt auf fruchtbaren Boden, wenn sie auf Religion angewandt wird. Die Möglichkeit, mit sprachlichen Symbolen auf die Welt zu verweisen, scheint bereits rätselhaft, mehr noch die Fähigkeit von Menschen dieselben Symbole zu nutzen, um sich über die Welt zu unterhalten. Aber noch viel rätselhafter ist, wie – und ob – wir über solche Dinge wie Gott, welche die Welt transzendieren, sprechen können. Ist es überhaupt möglich über Dinge zu sprechen, die unbeschreiblich sind? Falls Metaphern statt wortwörtlicher Rede geeignet sind, stellt sich die Frage, wie Metaphern überhaupt auf etwas referieren können, und mehr noch auf etwas wie Gott. Neben den Rätseln in Bezug auf religiöse Sprache selbst stellen sich auch Fragen darüber, wie Sprache in sozial-religiösen Kontexten benutzt werden kann – um etwa soziale Realitäten zu schaffen wie bei einer Hochzeit oder (vermutete) spirituelle Realitäten wie in der Absolution – , wie Sprache genutzt werden kann, um im Gebet mit Gott zu sprechen, und wie sie auch missbraucht werden kann, um religiöse Gemeinschaften zu manipulieren.