RVO Geschlecht, Ethnizität und Kultur: "Geschlechterverhältnisse der Migrationsgesellschaften": Repräsentationen – Kritik – Differenz

Einleitende LV-Blöcke


historische Aspekte und Zugänge / Prof. Dirk Rupnow, Institut für Zeitgeschichte

Fr, 31.10.14
10.00 – 12.00 Madonnensaal, Katholisch-Theologische Fakultät

  • Bedeutung von Sichtbarkeit und Hörbarkeit in der Geschichte, postkoloniale Theorie, kritische Migrationsforschung
  • Geschichte und Migration, transnationale Geschichte, Autonomie der Migration
  • Formen der Repräsentation: Museen und Ausstellungen
  • Spuren in den Archiven

soziologische Aspekte und Zugänge / Prof. Max Preglau, Institut für Soziologie

Fr, 07.11.14
10.00 – 12.00 Madonnensaal, Katholisch-Theologische Fakultät

  • Überblick über die Entwicklung der soziologischen Migrationsforschung von der klassischen Assimilationstheorie der Chicago-Schule bis zum Transmigrations-Konzept von L. Pries;
  • Daten zur Struktur (Demographie, Herkunftsländer) und sozialen Lage von Migrant_innen (Familie - Bildung - Arbeit und Einkommen - Selbstorganisation und politische Beteiligung - Wohnen - Einstellungen von Migrant_innen und Mehrheitsbevölkerung);
  • Etappen der Migrations- und Integrationspolitk in Österreich seit den 1960er-Jahren.

geschlechtertheoretische Aspekte und Zugänge / Prof. Michaela Ralser, Institut für Erziehungswissenschaften

Fr, 14.11.14
10.00 – 12.00 
HS 2 Sowi

  • Rekonstruktion der Wissenschaftsgeschichte, hinsichtlich der vergleichsweise späten Integration von Fragen der Geschlechterverhältnisse in die Migrationsforschung (einschließlich der Blickverstellungen und Fehlurteile, die dies hervorgebracht hat);
  • Konkretisierung an einem besonders sinnfälligen Beispiel: der internationalen, vergeschlechtlichten Arbeitsteilung, der geschlechterkonstituierenden Ethnisierung des globalen Arbeitsmarktes und des Eigensinns der Protagonistinnen - Stichwort: transnationale Biografie und/oder Mutter/Vaterschaft;
  • Ausblick & Diskussion, was kritische Migrationsforschung heute sein könnte.

Do, 11.12., 18.30 Uhr bis Sa, 13.12.14, 13.00 Uhr
Madonnensaal, Katholisch-Theologische Fakultät

Internationale Tagung

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Anreise

Stadtplan D = Campus Universitätsstraße

Campus Universitätsstraße = HS 1 Sozial- und Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät sowie Madonnensaal Katholisch-Theologische Fakultät
HS 1 Sowi: Erdgeschoss Sowi OST RaumNr. 3
Madonnensaal: Karl-Rahner-Platz 3  2. Stock


Do, 11.12.
18.30 Uhr
HS 1 Sowi

Tagungseröffnung mit Begrüßung


Do, 11.12.
19:00 Uhr
HS 1 Sowi

Innsbrucker Gender Lectures:

Prof. Nikita Dhawan, Institut für Politikwissenschaft
Migration und Gender: Geschlechtergewalt, Verletzlichkeit und Handlungsmacht
Moderation Mag.Mag. Sabine Gatt und Mag. Kerstin Hazibar

Es ist kaum zufällig, dass innerhalb westlicher Debatten um Migration die sozialen Positionierungen migrantischer Frauen im Mittelpunkt stehen, gelten die Geschlechterbeziehungen der Anderen dem Westen doch bereits seit der Kolonialzeit als das Symbol für die Rückständigkeit und den Barbarismus der Kolonisierten. Die Viktimisierung der anderen Frau hat im Westen eine lange Tradition und ist durchaus funktional. So dient sie als Folie gegen die sich die europäisch-christliche Frau und Gesellschaft als ausnehmend emanzipiert abheben kann. Eine selektive, sehr spezifische Konsumtionspolitik bezüglich der Themen Migration und Geschlechterverhältnisse scheint die Regel. Im Vortrag wird das Dilemma transparent gemacht, das sich einstellt, wenn über Geschlechtergerechtigkeit, Kolonialismus, Rassismus und Migration debattiert wird: Kann Geschlechtergewalt innerhalb migrantischer Gemeinschaften thematisiert werden, ohne dass dieses Sprechen vereinnahmt oder die Gewalt negiert wird?


Fr, 12.12.
09.00 Uhr
Madonnensaal

Moderation Prof. Michaela Ralser, Institut für Erziehungswissenschaften

Nach dem Auftaktvortrag (Nikita Dhawan) am Vorabend beginnt der Morgen der Tagung mit einem einführenden Panel: Wie ist Geschlecht in den Prozess der Migration involviert, wie strukturiert es deren Bedingung und Gestalt, schließlich wie organisiert und moderiert es die auch geschlechts­spezifischen Migrationserfahrungen von Frauen und Männern?

Aus feministisch-geschlechtertheoretischer und aus postmigrantisch-diversitätstheoretischer Per­spek­tive wird in diesem Einführungspanel über Migration nachgedacht und eine Erzählung der Migra­tion versucht, die hegemoniale Narrative unterwandert und traditionelle Polarisierungen meidet. Die Ausführungen erfolgen unter anderem mit dem Ziel, eine Dis­kus­sions­grundlage bereitzustellen, wie eine kritische Migrationsforschung, welche die soziale Struk­tur­­kategorie Geschlecht angemessen berücksichtigt, zu gestalten wäre.

Maria do Mar Castro Varela (Berlin) hält einen Vortrag mit dem Titel „Über Migration nachdenken: Feministische Perspektiven und utopische Sehnsüchte“, Erol Yildiz (Innsbruck) spricht über „Migration und Geschlechterverhältnisse aus postmigrantischer Sicht: Flüchtige Spuren – Bewegte Geschichten“. Beide referieren etwa 30 Minuten. Es folgt eine gemeinsame Diskussion.

UhrzeitProgramm
09:00Einführendes Panel
Moderation: Michaela Ralser
09:10 - 09:40Maria do Mar Castro Varela, Politikwissenschaft, Alice Salomon Hochschule, Berlin:
Über Migration nachdenken: Feministische Perspektiven und utopische Sehnsüchte
09:40 - 10:10Erol Yildiz, Erziehungswissenschaft, Universität Innsbruck:
Migration und Geschlechterverhältnisse aus postmigrantischer Sicht: Flüchtige Spuren - bewegte Geschichten
10:10 - 10:30Diskussion

Moderation Prof. Michaela Ralser, Institut für Erziehungswissenschaften


11.00 Uhr

Moderation Prof. Birgit Mertz-Baumgartner, Romanistik, Universität Innsbruck

Migration ist eine universelle Praxis in gegenwärtigen Gesellschaften. Diese soziale Normalität der Grenzüberschreitung steht in einem widersprüchlichen Verhältnis zur zunehmend restriktiven Begrenzung und Abschottung von Nationalstaaten nach außen. Die nationalstaatliche Idee einer vermeintlich homogenen und am selben Ort verbleibenden Bevölkerung ist nach wie vor handlungsleitend für die Politik und die legale Zuwanderung wird mehr und mehr verunmöglicht. So wird nicht nur Migration, sondern auch Migrationskontrolle zur nationalstaatlichen Normalität.

Der nationale und supranationale Versuch der Steuerung von Migration betrifft auch Flüchtlinge und Asylwerber_innen, welche aufgrund politischer oder religiöser Verfolgung, Umweltkatastrophen, Krieg oder Armut ihr Land verlassen. Auf unterschiedlichen Ebenen werden Maßnahmen gesetzt, um ihre Immigration zu regulieren – sind sie doch im Vergleich zu „Schlüsselarbeitskräften“ eine politisch unerwünschte Kategorie von Migrant_innen – Diskurse wie jener um „Asylmissbrauch“ begleiten und verstärken diese Prozesse. Die Bemühungen um die Steuerung von Migrationsbewegungen bewirken jedoch meist nur eine Verlagerung von Grenzüberschreitung in andere, irreguläre Kanäle, illegalisieren schutzsuchende Menschen und bringen unterschiedliche Formen von Gegenreaktionen hervor.

In diesem Kontext stehen die drei Vorträge des Panels, die sich der Thematik aus unterschiedlichen Perspektiven nähern. Elisabeth Scheibelhofer beschäftigt sich mit der Situation und den Lebenswelten von Flüchtlingen in Österreich, die nach der Genfer Flüchtlingskonvention in Österreich als Flüchtlinge anerkannt wurden oder die im Zuge eines Asylverfahrens subsidiären Schutz zugesprochen bekommen haben. Michaela Ralser bespricht in ihrem Vortrag Beispiele von Bio-Politik der Migrationsregime, unter anderem die biometrische Altersfeststellung von jugendlichen Flüchtlingen in Österreich und die DNA-Analyse bei Familienzusammenführung in Frankreich.

UhrzeitProgramm
09:00Panel Grenzregime & Fluchtbewegungen
Moderation: Birgit Mertz-Baumgartner, Romanistik, Universität Innsbruck
11:10 -11:30Elisabeth Scheibelhofer, Soziologie, Universität Wien:
Wenn aus Flüchtlingen Zugewanderte werden. Reflexionen zur Produktion sozialer Ungleichheiten
Lektüre: UNHCR: Facilitators and Barrieres. Refugee Integration in Austria. October 2013; Seiten 8 - 14 und 31 - 44
11:30 - 11:50Gerda Heck, Kulturanthropologie / Europäische Ethnologie, Universität Göttingen:
Grenzregime und Geschlecht. Strategien von kongolesischen Migrant_innen auf den Routen der Migration
11:50 - 12:10Michaela Ralser, Erziehungswissenschaft, Universität Innsbruck:
Bio-Politik der Migrationsregime: Drei Beispiele....
12:10 - 12:30Diskussion

Lektüre: UNHCR: Facilitators and Barrieres. Refugee Integration in Austria. October 2013; Seiten 8 - 14 und 31 - 44

Moderation Prof. Birgit Mertz-Baumgartner, Romanistik, Universität Innsbruck


14.00 Uhr

Moderation Prof. Max Preglau, Institut für Soziologie

Die Entwicklung zu Migrationsgesellschaften war auch und gerade in den Sphären der Bildung und (Produktions- und Reproduktions-)Arbeit mit Prozessen der Ethnisierung und Vergeschlechtlichung verbunden. Schon die „Gastarbeiterpolitik“ der 1960er-Jahre hat zu einer ethnischen Segmentierung der Arbeitsmärkte und Unterschichtung der Gesellschaften der Einwanderungsländer durch die (zunächst überwiegend männlichen) Migrant_innen geführt, die für die autochtone Bevölkerung spiegelbildlich berufliche und soziale Aufstiegsmöglichkeiten eröffnet hat. Die vermeintlichen „Gastarbeiter_innen“ sind freilich „gekommen um zu bleiben“ (Simmel), und ihre Kinder- (und Kindeskinder-)Generation ist mittlerweile zu den mehrfach-benachteiligten Gruppen in einem insbesondere hierzulande nach sozialer und ethnischer Herkunft hochgradig selektiven Bildungssystem geworden.

In diesem Kontext stehen die beiden  Vorträge von Barbara Herzog-Punzenberger und Maria A. Wolf. Herzog-Punzenberger wird in ihrem Beitrag mit Daten zur Lese- und Mathematikkompetenz die Ungleichheitsverhältnisse in der vierten Klasse Volksschule nach Migrationshintergrund der Schüler_innen und - wo möglich aus disaggregiert nach Geschlecht und Schichthintergrund betrachten. Zur Erklärung der Benachteiligung und der Veränderung ihres konkreten Ausmaßes über die vergangenen Jahre und Jahrzehnte werden gesellschaftliche Ein- und Ausschlussmechanismen diskutiert. Wolf wird in ihrem Beitrag unter Bezugnahme auf eine aktuelle qualitative Studie  zu „ElternWissen“ auf die Erfahrungen von Eltern mit der Schule ihrer Kinder fokussieren und nach der Vergeschlechtlichung und Ethnisierung elterlicher Praxis und kindlicher Schulleistungen fragen.

Die dann auch hierzulande  in den 1970er und 1980er-Jahren auf breiter  Basis erfolgte Bildungs- und Erwerbsbeteiligung von Frauen und der damit verbundene Übergang vom Male-Breadwinner- zum Dual Earner-Modell war nur durch einen weiteren Schub der Ethnisierung der Arbeit möglich; diesmal waren es freilich überwiegend weiblich Migrant_innen, mit deren Hilfe die durch den zumindest partiellen Exodus der Frauen in die Erwerbstätigkeit entstandene Lücke an sorgender Reproduktionsarbeit geschlossen wurde – in Form von legaler oder illegaler, aber jedenfalls prekärer außerhäuslicher oder häuslicher Dienstleistungsarbeit. In den Grauzonen der halb- und Illegalität spielen staatliche Migrationsregime auf der einen und „Menschenhandel“ auf der anderen Seite eine bedeutende Rolle. In den Grauzonen der Halb- und Illegalität spielen staatliche Migrationsformen auf der einen und "Menschenhandel" auf der anderen Seite eine bedeutende Rolle.

Zu diesem Kontext gehört die Beiträge von Andrea Kretschmann und Gergana Mineva. Kretschmann beschäftigt sich in ihrem Beitrag mit der Arbeitsmarktsituation und sozialen Lage von Pendelmigant_innen im Bereich der häuslichen 24-Stunden-Pflege. Mineva befasst sich sich in ihrem Vortrag mit aktuellen Diskursen über Sexarbeit und der Frage, inwieweit diese zur Herstellung bzw. Erhaltung gesellschaftlicher Realität beitragen. Jenseits simplifizierter Polarisierungen, die die derzeitige Diskussion um Sexarbeit prägen, wird sie den Zusammenhang zwischen Migration, Ökonomie und prekarisierten Arbeitsbereichen, in welchem Sexarbeit zu verorten ist, thematisieren und problematisieren, ohne die Sexarbeiter_innen in ihrer Rolle als handlungsfähige Subjekte (im Bewusstsein über die Ambilvalenz dieses Konzeptes) zu ignorieren.

UhrzeitProgramm
14.00Panel Ethnisierung und Vergeschlechtlichung von Arbeits- und Bildungsverhältnissen
Moderation: Max Preglau
14.05 – 14.25Barbara Herzog-Punzenberger, Pädagogik, Universität Linz:
Chancengerechtigkeit in der österreichischen Volksschule - Hintergrundanalysen zu Migration/Mehrsprachigkeit, Schicht und Geschlecht
14.25 – 14.45Maria A. Wolf, Erziehungswissenschaft, Universität Innsbruck:

Bildungsmisserfolge von Kindern in der Schule werden im öffentlichen Diskurs und im Schulalltag in der Regel auf Erziehung und Sozialisation im Elternhaus zurückgeführt. Das „Elternhaus“ wird dazu als vergeschlechtlichter und ethnisierter Raum diskursiviert, in dem bestimmte Formen mütterlicher und väterlicher Praxis (der Mittelschicht, der Mehrheitsgesellschaft) als Faktor für den schulischen Erfolg ihrer Kinder ideologisiert und vorausgesetzt werden. In der aktuellen Forschung aber bleibt die Erfahrung von Eltern mit der Schule ihrer Kinder ein wenig differenziert beurteilter Bereich. Der Beitrag wird unter Bezugnahme auf eine aktuelle qualitative Studie zu „ElternWissen“ auf diese Erfahrungen fokussieren und nach der Vergeschlechtlichung und Ethnisierung elterlicher Praxis und kindlicher Schulleistungen fragen.

Vertiefende Literatur zum Beitrag von Wolf Maria (Ringvorlesung 93006 Geschlecht, Ethnizität und Kultur, WiSem 2014-15)

Kalpaka, Annita (2006): Pädagogische Professionalität in der Kulturalisisierungsfalle - Über den Umgang mit 'Kultur' in Verhältnissen von Differenz und Dominanz. In: Rudolf Leiprecht und Anne Kerber (Hg.): Schule in der Einwanderungsgesellschaft. Ein Handbuch. 2. Aufl. Schwalbach/Ts: Wochenschau-Verlag, S. 387–405.

Gomolla, Mechthild (2006): Institutionelle Diskriminierung im Bildungs-und Erziehungssystem. In: Leiprecht, Rudolf; Kerber, Anne (Hg.) (2006): Schule in der Einwanderungsgesellschaft. Ein Handbuch. 2. Aufl. Schwalbach/Ts: Wochenschau-Verlag, S. 97-109.

Büchner, Peter (2008): Der Zugang zu hochwertiger Bildung unter Bedingungen sozialer, kultureller und individueller Heterogenität. Über die Bedeutung des Bildungsorts Familie. In: Werner Thole, Hans-Günther Roßbach, Maria Fölling-Albers und Rudolf Tippelt (Hg.): Bildung und Kindheit. Pädagogik der frühen Kindheit in Wissenschaft und Lehre. Opladen; Farmington Hills: Budrich, S. 183–194.

Fürstenau, Sara; Gomolla, Mechthild (2009): Migration und schulischer Wandel: Elternbeteiligung. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.

Lange, Andreas; Xyländer, Margret (Hg.) (2011): Bildungswelt Familie. Theoretische Rahmung, empirische Befunde und disziplinäre Perspektiven. Weinheim: Juventa.

Stamm, Margrit (2005): Bildungsaspiration, Begabung und Schullaufbahn: Eltern als Erfolgspromotoren? Hg. v. Academic Press Fribourg. Schweizerische Zeitschrift für Bildungswissenschaften 27 (2) 2005. Fribourg. Online verfügbar unter http://www.rsse.ch/Downloads/articles/2005/2005.2/SZBW_5.2_Stamm.pdf

Becker, Rolf; Müller, Walter (2011): Bildungsungleichheiten nach Geschlecht und Herkunft im Wandel. In: Andreas Hadjar (Hg.): Geschlechtsspezifische Bildungsungleichheiten. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, S. 55–75.

Bittlingmayer, Uwe H.; Bauer, Ullrich (2006): Ungleichheit -Bildung -Herrschaft. Zur politischen Soziologie der Milieutheorie Michael Vesters. In: Helmut Bremer und Andrea Lange-Vester (Hg.): Soziale Milieus und Wandel der Sozialstruktur. Die gesellschaftlichen Herausforderungen und die Strategien der sozialen Gruppen. Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften, S. 212–234.

Grundmann, Matthias; Groh-Samberg Olaf; Bittlingmayer Uwe; Bauer Ullrich (2003): Milieuspezifische Bildungsstrategien in Familie und Gleichaltrigengruppe. In: Zeitschrift für Erziehungswissenschaft 6 (1), S. 25–45.

Thole, Werner; Cloos, Peter; Rietzke, Tim (2006): "Bildungsbremse" Herkunft. Zur Reproduktion sozialer Ungleichheit im Vorschulalter. In: Hans-Uwe Otto und Jürgen Oelkers (Hg.): Zeitgemäße Bildung. Herausforderung für Erziehungswissenschaft und Bildungspolitik : mit 9 Tabellen. München [u.a.]: Reinhardt, S. 287–315.

Herwartz-Emden, Leonie: Konzepte mütterlicher Erziehung. in: Herwartz-Emden, Leonie (Hrsg.) (2003): Einwandererfamilien. Geschlechterverhältnisse, Erziehung und Akkulturation, 2. Auflage. Göttingen: V+R unipress. S. 99-120

Manuela Westphal: Vaterschaft und Erziehung. in: Herwartz-Emden, Leonie (Hrsg.) (2003): Einwandererfamilien. Geschlechterverhältnisse, Erziehung und Akkulturation, 2. Auflage. Göttingen: V+R unipress. S. 121-204

UhrzeitProgramm
14.45 – 15.05Andrea Kretschmann, Bielefeld Graduate School in History and Sociology, Universität Bielefeld:
Irreguläre Beschäftigung im Privathaushalt als 'Bagatelldelikt'. Ethnisierung und Vergeschlechtlichung von Arbeitsverhältnissen am Beispiel von Carework.
15.05 – 15.25Gergana Mineva, maiz - Autonomes Zentrum von & für Migrantinnen, Linz:
Sexarbeit: Der Versuch einer Überwindung desktiptiver Annäherungen
12:10 - 12:30Diskussion

Moderation Prof. Max Preglau, Institut für Soziologie


16.30 Uhr

Moderation Prof. Dirk Rupnow, Institut für Zeitgeschichte

Die hegemoniale Geschichtsschreibung war lange Zeit blind für Phänomene der Migration und ihrer Verwobenheit mit den Geschlechterverhältnissen. Dies zeigt sich an der überwiegend androzentrischen, wie auch ethnozentristischen Zugangsweise zum Thema (Arbeits-)Migration in historischen Werken. So galt lange die Vorstellung, dass es vor allem Männer waren, die als „Gäste“ lediglich temporär einwanderten. Sie wurden zudem nicht als Teil des eigenen Kollektivs begriffen, sondern auf den Status „der Anderen“ festgeschrieben oder gänzlich de-thematisiert.

Im Sinne einer interdisziplinär ausgerichteten historischen Migrationsforschung werden in diesem Panel historische, soziologische wie auch kulturanthropologische Perspektiven auf die historische (Arbeits-)Migration präsentiert. Um Leerstellen im kollektiven Gedächtnis zu überwinden stehen einerseits Erinnerungen und Erfahrungen von MigrantInnen und andererseits Quellen zum Thema Migration im Zentrum der Betrachtung. Dabei wird das Ziel verfolgt, neue historische Narrative zu konstruieren, die nicht nur andere Inhalte inkludieren, sondern auch gewahr gegenüber der Art der Zeichnung von Vergangenheit sind.

In einem ersten Vortrag nähert sich Sylvia Hahn der Thematik aus einem geschlechtersensiblen Zugang und zeigt auf, dass weibliche Migration auch jenseits des Familiennachzugs historisch gesehen kein Randphänomen darstellte. Anschließend geht Verena Sauermann auf Spurensuche und problematisiert anhand von Quellen zur (Arbeits-)Migration der 1960er und 1970er Jahre in Österreich die verschiedenen Möglichkeiten einer Musealisierung von Migration. Schließlich beschäftigen sich Christina Hollomey-Gasser, Gerhard Hetfleisch und Marcel Amoser vom „Zentrum für MigrantInnen in Tirol“ mit unterschiedlichen Perspektiven auf Migrationsgeschichte an drei konkreten Orten in Tirol, die das Projekt „Erinnerungskulturen“ sammelte und dokumentierte. Um unterschiedliche AkteurInnen (ZeitzeugInnen, ChronistInnen, Vereine) zu Wort kommen zu lassen, wurden verschiedene Methoden und Wege genutzt, die den Blick auf die Geschichte Tirols  erweitern.

UhrzeitProgramm
16.30Panel Arbeitsmigration
Moderation: Dirk Rupnow
16.35 – 16.55Sylvia Hahn, Geschichte, Universität Salzburg:
Migration und female breadinner
16.55 – 17.15Verena Sauermann, Zeitgeschichte, Universität Innsbruck:
Türkenliebchen. Ein geschlechtssensibler Blick auf lokalhistorische Quellen zur jüngeren Migrationsgeschichte.
17.15 – 17.35Christina Hollomey-Gasser, Marcel Amoser, Gerhard Hetfleisch, ZeMiT - Zentrum für MigrantInnen in Tirol:
Migrantinnen und Arbeit: geschriebene und erzählte Geschichte in Tirol
17.35 –18.00Diskussion

Moderation Prof. Dirk Rupnow, Institut für Zeitgeschichte


ab 18.00 Uhr

bei Buffet weitere Möglichkeit zur Diskussion und Austausch


Sa, 13.12.
09.00 Uhr
Madonnensaal

Panel Sprechen und Schweigen: Diskurse, Positionierungen, Identitäts(de-)konstruktionen

Moderation Dr. Doris Eibl, Institut für Romanistik

Das Panel “Sprechen und Schweigen: Literaturwissenschaftliche Perspektiven“ beschäftigt sich vorwiegend mit der diskursiven Untersuchung von Identitäten in Migrationsgesellschaften, wobei besonderes Augenmerk auf die Genderperspektive der zu untersuchenden Autorinnen und deren Darstellung von Identität als Selbstwahrnehmung bzw. Positionierung gegenüber Fremdbeschreibungen ihrer eigenen Identität von ’außen’ gelegt wird. Die Konstruktion und Dekonstruktion von Selbst- und Fremdwahrnehmung sind somit ein Indikator dafür, wie Sprechen (und Schweigen) zur Identitätsfindung beitragen bzw. die Differenzkategorien Geschlecht und ethnische/soziale Herkunft bestimmen kann.

Ulrich Pallua wird in seinem Vortrag mit dem Titel “The Re-semanticisation of Nigerian Indentit(y)ies in Chimamanda Adichie’s Novels“ den Fokus auf die 'single story' legen, also die noch immer vorherrschenden stereotypen Vorstellungen, die mit Afrika in Verbindung gebracht werden. Eine Re-semantisierung der Identität im Falle von Adichie basiert auf einer heterogen diasporischen Dimension in der zeitgenössischen nigerianischen Literatur. Adichies feministische ’Revision’ ist folglich eine Aneignung und Inversion der ersten Generation von nigerianischen Autoren, insbesondere Chinua Achebe, und konzentriert sich somit auf die Erlebnisse der ’female characters’ in Nigeria und der nigerianischen Diaspora.

Der Vortrag von Wiebke Sievers mit dem Titel “Migration und Literatur: ein literatursoziologischer Ansatz“ wird erste Ergebnisse aus dem Projekt “Literature on the Move“ vorstellen. Das Projekt untersucht, wann, wie und warum es ImmigrantInnen in Österreich gelingt, als AutorInnen zu Wort zu kommen und damit zur ‚Repräsentation der sozialen Welt‘ im Sinne Pierre Bourdieus beizutragen. Im Zentrum steht dabei die Frage, ob die Tatsache, dass diese AutorInnen ImmigrantInnen waren, in ihrem Werk, ihrer Rezeption und ihrer Kanonisierung eine Rolle spielte. Während sich bei früheren Autoren wie Elias Canetti, Milo Dor und György Sebestyén kaum Hinweise darauf finden, dass sie als Zuwanderer kamen, können GegenwartsautorInnen wie Dimitré Dinev, Julya Rabinowich oder Anna Kim dieser Zuschreibung kaum entkommen, auch wenn sie es wie Anna Kim bewusst versuchen.

Vinz zückt eine imaginierte Pistole, fuchtelt damit herum, zieht groteske Grimassen, beschimpft sein eigenes Spiegelbild – und drückt ab. Kamel stellt sich als Stand-up Comedian in Dschihad-Montur auf die Bühne, puscht sich mit billigen Terrorismus-Witzen ins mediale Interesse – und sprengt sich schließlich vor Publikum tatsächlich in die Luft. Laura Fuchs-Eisner behandelt in ihrem Vortrag den Film La Haine (1995) von Mathieu Kassovitz‘ und den Roman Allah Superstar (2003) von Yassir Benmiloud, die beide in das in Frankreich seit den 90er Jahren verstärkt rezeptierte Genre des banlieue- Romans bzw. Films fallen. Dieses nimmt sich der malaise des banlieues, der Problematik des Zusammenlebens und der Perspektivenlosigkeit in jenen französischen Vorstädten an, die spätestens seit den Unruhen 2005 international ein Begriff sind. Wurde die weibliche Identitätsproblematik, besonders für den verwandten beur-Roman*, mittlerweile sehr ausführlich untersucht, sind Analysen der Repräsentation von Männlichkeit in diesem Kontext verhältnismäßig selten. Der Vortrag will daher die beiden ‚Texte‘ auf die von ihnen inszenierten Männlichkeitsbilder hin untersuchen und dabei besonders auf die Rolle von Humor und Parodie als subversives Element in ihrer Repräsentation gängiger bzw. stark klischierter Männlichkeitsbilder und der Darstellung männlicher Gewaltbereitschaft innerhalb der französischen Migrationsgesellschaft eingehen.

*(beur = umstrittener Begriff für Nachkommen maghrebinischer Einwanderer in Frankreich)

UhrzeitProgramm
09.00Panel1 "Sprechen und Schweigen: Diskurse, Positionierungen, Identitäts(de-)konstruktionen"
Moderation: Doris Eibl, Romanistik, Universität Innsbruck
09.05 – 09.25Laura Fuchs-Eisner, Romanistik, Universität Innsbruck:
La Haine und Allah Superstar: Gesellschaft ohne morgen? Inszenierung und Parodie männlicher Gewaltbereitschaft in der französischen Migrationsgesellschaft
09.25 – 09.45Ullrich Pallua, Anglistik, Universität Innsbruck:
The Re-semanticisation of Nigerian Identit(y)ies in Chimamanda Achidie's Novels
09.45 – 10.05Wiebke Sievers, Stadt- und Regionalforschung, Österreichische Akademie der Wissenschaften:
Migration und Literatur: ein literatursoziologischer Ansatz
10.05 – 10.30Diskussion

Moderation Dr. Doris Eibl, Institut für Romanistik


11.00 Uhr

Moderation Prof. Manfred Kienpointner, Institut für Sprachen und Kulturen, Bereich Sprachwissenschaft

Mit dem Diskurs um die multikulturelle Gesellschaft setzt sich im europäischen Raum ein Kulturbegriff durch, mit dessen Hilfe die vorher als „Gastarbeiter“ beschriebenen „Migrant_innen“ nun als kulturell Fremde eingeordnet werden. Dieser Kulturbegriff enthält wesentliche Momente, die ihn zum dominanten Beschreibungsmodell veränderter gesellschaftlicher Verhältnisse der 1980er und 90er Jahre werden ließen: Er liefert eine einfache Semantik mit klaren Differenzierungen (Islam vs. Christentum, Moderne vs. Vormoderne etc.) und erwies sich gleichzeitig als anschlussfähig an die nationale homogenisierte Vorstellung einer Wertegemeinschaft. Dieser Diskurs trägt zum Verschwinden des Sozialen bei, indem er die als „Migrant_innen“ kategorisierten Gruppen nicht mehr im Zusammenhang mit ihrer politischen, rechtlichen und ökonomischen Situation thematisiert, sondern sie als eigene, kulturell homogene Einheiten auffasst.

Im Zuge der Neuordnung der Migrationspolitiken innerhalb der Mitglieder der Europäischen Union tritt seit der Jahrtausendwende der Diskurs über Sprache und Integration in den Vordergrund, der auf der Vorstellung eines monolingual verfassten Nationalstaates beruht. Die Adressierung von Sprache als Staatssprache entwirft diese als homogene Entität, überblendet die historische Mehrsprachigkeit vieler Mitgliedsstaaten und macht die mehrsprachige Verfasstheit der europäischen Migrationsgesellschaften unsichtbar. Durch sprachlich-kulturelle Differenzkonstruktionen werden intersektionale Ordnungen hergestellt, die symbolische Inklusionen bzw. Exklusionen produzieren und symbolische Macht vermitteln. Sowohl das Aufwachsen in sprachlich-kulturellen Zwischenräumen als auch die Vorstellung der Sprachlosigkeit von „Migrantinnen“ stellt sich als ein Zustand solcher symbolischen Exklusionen dar. Daraus entstehen poststrukturalistische und hegemonietheoretische Fragen nach dem Zusammenhang der wechselseitig konstitutiven Hervorbringung von Subjekten in diesen gesellschaftlichen Ordnungen und von gesellschaftlichen Ordnungen durch Subjekte.Die grundlegende Annahme dabei ist, dass Subjekte in der Migration selbst immer schon durch die entsprechenden gesellschaftlichen Verhältnisse „geformt“ sind, bevor sie sich (als Subjekte) darauf beziehen können.

Sabine Gatt bearbeitet in ihrem Vortrag den Diskurs über Sprache im Kontext der österreichischen Migrationspolitik und befragt das  Emanzipationsnarrativ der regierungspolitischen Kommunikation aus Perspektive symbolpolitischer Praxis. Yesim Kasap Cetingök diskutiert das auf der Kultursemantik beruhende beraterische Handeln und beschäftigt sich mit der Frage, welches Identitätskonzept die diskursiven Machtstrukturen der frauenspezifischen familiären Sozialisation über zwei unterschiedliche Kommunikationsgemeinschaften hinaus offenbaren und einer psychosozialen Beratungssituation zugrunde gelegt werden kann.

UhrzeitProgramm
11.00Panel 2 Sprechen und Schweigen:
Moderation: Manfred Kienpointner
11.05 – 11.25Sabine Gatt, Politikwissenschaft, Universität Innsbruck:
Das Emanzipationsnarrativ der österreichischen Sprachenpolitik
11.25 – 11.45Yesim Kasap-Cetingoek, Erziehungswissenschaft, Universität Innsbruck:
Identitätskonstruktionen muslimischer Frauen und die psychosoziale Beratung
11.45 – 12.30Diskussion
12.30Tagungsabschluss
Michaela Ralser und Kerstin Hazibar, Erziehungswissenschaft, Universität Innsbruck

Moderation Prof. Manfred Kienpointner, Institut für Sprachen und Literaturen


12.00 Uhr

Tagungsabschluss


Abschließender Block

Fr, 16.01.15
10.00 – 12.00 Uhr
Madonnensaal, Katholisch-Theologische Fakultät

Prof. Dirk Rupnow, Prof. Max Preglau, Prof. Michaela Ralser

  • Rückblick auf die Tagung
  • historische, bildungs-, sozial- und kulturwissenschaftliche Einordnung der Beiträge und Debatten
  • Klärung offener Fragen

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