Politische Kommunikation & Demokratie

Demokratien stehen im 21. Jahrhundert vor einzigartigen Herausforderungen, die u.a. auf die zunehmende Macht und Präsenz digitaler Plattformen wie Social Media zurückzuführen sind. Medien und digitale Plattformen sind die Räume und Orte (public spheres), die demokratische Entscheidungsprozesse beeinflussen und konditionieren. Die Rolle und Bedeutung von (digitalen) Medien und Kommunikationsprozessen für die politische Kommunikation und Demokratieentwicklung wird dadurch immer relevanter. Vor diesem Hintergrund untersuchen wir die Kommunikation von und zwischen politischen Akteuren, Medien und digitalen Plattformen sowie Bürger:innen. Wir befassen uns mit strategischen Kommunikationsprozessen aus der Perspektive von Institutionen und Organisationen, genauso wie mit Einflüssen und Auswirkungen (dieser) auf Einstellungen oder Verhaltensweisen von Bürger:innen.

Der Forschungsbereich "Politische Kommunikation & Demokratie" konzentriert sich insbesondere auf die folgenden Themenbereiche:

Der Bereich Campaigning befasst sich intensiv mit der Nutzung von Social Media, insbesondere jener mit Fokus auf visuelle Inhalte wie Instagram und TikTok, durch politische Akteure und wie dies (altbewährte)  Kommunikationsstrategien beeinflusst bzw. verändert und neue hervorruft. Zentral dabei ist wie Parteien und Politker:innen versuchen mittels Kampagnen öffentliche Aufmerksamkeit zu erzielen und durch informative bzw. persuasive Kommunikation die Wählerschaft mobilisieren (user engagement). Der Fokus liegt zudem auf zwei Bereichen, die nicht neu jedoch die Wahlkampfpraxis zunehmend prägen, und man könnte fast sagen konträre Wahlkampfstrategien darstellen. Der gezielte Einsatz von Negative Campaigning und Dirty Campaigning sowie politischer Satire (Humorforschung) durch Parteien, Politker:innen und Medien sowie deren Einfluss auf Einstellungen, Verhaltensweisen und Emotionen von Bürger:innen. Durch unsere Beteiligungen an internationalen Forschungsnetzwerken sind Ländervergleiche wie auch Langzeitvergleiche von besonderem Interesse für uns. 

Partizipative Kommunikation und Deliberation, im Sinne von inklusiver, vernünftiger und reflektierter Kommunikation, kann es Menschen ermöglichen umfassender und kompetenter am gesellschaftlichen und politischen Leben teilzunehmen. Gerade die Digitalisierung hat zu einer Demokratisierung, aber gleichzeitig auch einer Disruption von Demokratien geführt. Neben den klassischen Medien gibt es nun eine Vielzahl an Multiplikatoren wie Influencer auf YouTube und TikTok, die großen Einfluss auf die Willens- und Meinungsbildungsprozesse und damit auch auf die politische Entscheidungsfindung ihre Zielgruppen haben. Ein Fokus in diesem Themenbereich liegt auf der Qualität öffentlicher politischer Diskurse als eine normative Handlungsmaxime von Demokratien (u.a. Legitimation von Entscheidungsprozessen). Untersucht wird dabei die Qualität öffentlicher Kommunikation von politischen Akteuren, Massenmedien und weiteren Multiplikatoren sowie Bürger:innen.

Derzeit arbeiten wir zudem an der Entwicklung eines Handbuchs für partizipative Kommunikation, das Tiroler Gemeinden bei der Gestaltung, Durchführung, Verbesserung und Bewertung von Informations-, Kommunikations- und Partizipationsprozessen auf Gemeindeebene helfen soll.

Mitglieder

Univ.-Prof.in Mag.a Dr.in Uta Rußmann

Ass.-Prof.in Dr.in Viorela Dan

Dr. Franz Reiter, BA MA

Andreas M. Kraxberger, BA MA

Dr.in Natascha Zeitel-Bank

 

Aktuelle Projekte (Auswahl)

  • Digital Election Campaigning Worldwide (DigiWorld) : DigiWorld is an international scientific collaboration network that aims at cross-country comparisons of election campaign strategies in digital communication channels.
  • Campaigning for Strasbourg (CamforS): CamforS is a scientific collaboration network of European scientists comparing European countries with regard to how political actors use social media (with a special focus on Facebook) during European election campaigns.
  • LEADER-Projekt „Tirol partizipiert: Partizipative Kommunikation auf Gemeindeebene“ (Principal Investigators Uta Rußmann und Franz Reiter; Förderung 70.433 € durch Regionalmanagement Innsbruck-Land, Laufzeit 05/2024 – 06/2025)

Aktuelle Publikationen (Auswahl)

  • Dan, V. (2025). Deepfakes as a Democratic Threat: Experimental Evidence Shows Noxious Effects That Are Reducible Through Journalistic Fact Checks. The International Journal of Press/Politics, 0(0). https://doi.org/10.1177/19401612251317766
  • Russmann, U., Klinger, U., & Koc-Michalska, K. (2024). Personal, Private, Emotional? How Political Parties Use Personalization Strategies on Facebook in the 2014 and 2019 EP Election Campaigns. Social Science Computer Review, 42(5), 1204-1222.. https://doi.org/10.1177/08944393241254807
  • Reiter, F., & Matthes, J. (2024). On the Immoral Campaign Trail: Conceptualization, Underlying Affective Processes, and Democratic Outcomes of Perceived Dirty Campaigning. American Behavioral Scientist, 0(0). https://doi.org/10.1177/00027642241240335
  • Barclay, A., Dommett, K., & Russmann, U. (2024). Data Driven-Campaign Infrastructures in Europe: Evidence from Austria and the UK.  Journal of Political Marketing, 1-20. https://doi.org/10.1080/15377857.2024.2347833
  • Klinger, U., Koc-Michalska, K., & Russmann, U. (2023). Are campaigns getting uglier, and who is to blame? Negativity, dramatization, and populism on Facebook in the 2014 and 2019 EP election campaigns. Political Communication, 40(3), 263–282. https://doi.org/10.1080/10584609.2022.2133198
  • Haßler, J., Magin, M., & Russmann, U. (Hrsg.) (2023). Special Issue “Social Media’s Role in Political and Societal Mobilization.” Media and Communication, 11(3). https://www.cogitatiopress.com/mediaandcommunication/issue/view/358
  • Reiter, F., Heiss, R., & Matthes, J. (2023). Explaining Attitude-Consistent Exposure on Social Network Sites: The Role of Ideology, Political Involvement, and Network Characteristics. Social Science Computer Review, 41(4), 1207–1226. https://doi.org/10.1177/08944393211056224

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