Sozio-kulturelle & sozio-technische Aspekte von Medien & Kommunikation
Medientechnologien und gesellschaftliche Prozesse verschränken sich zunehmend. Ob Social Media, e-Government oder Finanzen: nichts geht mehr ohne Infrastrukturen des Digitalen. Hiervon bleiben soziale und kulturelle Aspekte nicht unberührt. Ganz im Gegenteil: das Soziale wird durch digitale Infrastrukturen, Interfaces, Algorithmen und Endgeräte rekonfiguriert und Handlungsmöglichkeiten neu ausgerichtet. Dies hat auch weitreichende Folgen für die Subjektbildung und das Selbstverständnis einer Gesellschaft und ihrer Institutionen. Medienkompetenz erweist sich hierbei als gesellschaftlich wichtige Ressource, die es aufzubauen gilt und in ihrem Verhältnis zu Digitalisierungsdynamiken, Big Data und KI auszuloten ist.
Der Forschungsschwerpunkt "Sozio-kulturelle & sozio-technische Aspekte von Medien & Kommunikation" konzentriert sich insbesondere auf folgende Themenbereiche:
Aus der oben geschilderten Situation ergibt sich ein gesellschaftlicher Bedarf an Struktur-, Reflexions- und Orientierungswissen. Der historisch mit der Institutsentstehung verbundene und aus der Medienpädagogik hervorgegangene Forschungsbereich konturiert eine medienwissenschaftlich informierte kritische Herangehensweise und betrifft alle Ebenen der Bildungskette.
KI scheint in vielerlei Hinsicht einen Paradigmenwechsel für die Basis des Wissens von Gesellschaften einzuleiten: war bisher z.B. das Regierungshandeln und die Wissenschaft statistisch geleitet, wird vermehrt stochastisch erzeugtes Wissen entscheidungsrelevant. Die Folgen eines solchen epistemischen Wechsels beginnen sich erst abzuzeichnen. Dieser Themenbereich widmet sich den Folgen einer Umstellung auf KI für Gesellschaften und Subjekte.
In diesem Forschungsbereich geht es um die Entwicklung neuer Ansätze der Filmbildung. Während traditionelle Filmbildung Geschichte, Repertoire und Ästhetik des Spiel- und Dokumentarfilms fokussiert, geht es in diesem Forschungsbereich darum, aktuelle und alltägliche Nutzungspraktiken von Bewegtbildern (Facetime, Kurzvideos auf social media, Videokonferenz etc.) in den Fokus zu stellen. Anhand dieser praxeologischen Zugänge werden neue Konzepte der Vermittlung diskutiert und entwickelt, welche wiederum ein Verständnis für Geschichte, Narration und Ästhetik der Cinematografie ermöglichen.
Der Strombedarf der digitalen Infrastrukturen wächst weiterhin. Die Herstellung der Server, Leitungen und Endgeräte selbst hat weitreichende ökologische und soziale Folgen. Ferner entwickelt sich zunehmend ein Verteilungskampf ums Wasser. Die CO2-Emissionen der digitalen Infrastrukturen steigen unvermindert an. Dieser Themenbereich befasst sich mit der der epochalen Zuspitzung von Medienwandel und Klimawandel.
Körperbezogene Geomedien spielen eine immer größere Rolle in Sicherheits- und Gesundheitskonfigurationen. Der Forschungsbereich geht Gouvernementalitätspraktiken nach, die sich fluide zwischen Körpern und Medien bewegen. Dieser Forschungsbereich impliziert Tracking-Technologien im Gesundheits- und im Strafmanagement und geht ebenfalls Digitalitätspraktiken im Verhältnis von Bürger:innen und Staat (Stichworte eGovernment und digital citizenship) nach.
Mitglieder
Assoz.-Prof.in Mag.a Dr.in Petra Missomelius
Aktuelle Projekte (Auswahl)
- AI Media Lab am Institut für Medien, Gesellschaft und Kommunikation: Das Lab versteht sich als Intervention in dringliche gesellschaftliche Fragen rund um KI. In unregelmäßigen Abständen werden Workshops und Vorträge angeboten, die helfen sollen, die Problematik von KI und digitalen Infrastrukturen kritisch zu reflektieren.
- Bewegtbildung: Forschungskooperationen mit deutschen, schweizerischen und österreichischen Partnerinstitutionen,
- Qualitative Erhebungen zu eGovernment und elektronischem Prozessmanagement.
Aktuelle Publikationen (Auswahl)
- Beuster, G.; Leistert, O.; Röhle, T. (2022). "Protocol", in: Internet Policy Review, 11 (1), https://doi.org/10.14763/2022.1.1651
- Hug, T.; Missomelius, P.; Ortner, H. (2024): Künstliche Intelligenz im Diskurs. Interdisziplinäre Perspektiven zur Gegenwart und Zukunft von KI-Anwendungen. Innsbruck: innsbruck university press (IUP). [http://dx.doi.org/10.15203/99106-139-7]http://dx.doi.org/10.15203/99106-139-7
- Leistert, O. (2024). “KI und Nachhaltigkeit”. In T. Hug, P. Missomelius, & H. Ortner (Hrsg.), Künstliche Intelligenz im Diskurs: Interdisziplinäre Perspektiven zur Gegenwart und Zukunft von KI-Anwendungen. Innsbruck: innsbruck university press, S. 115–125.
- Leistert, O. (2024). "Hashing in digitalen Kulturen: Wie Kryptographie den apparatus of capture absichert." In R. Adelmann, & T. Matzner (Hrsg.), 4. DFG-Symposium Medienwissenschaft. Universität Paderborn. https://doi.org/10.25969/MEDIAREP/22944
- Leistert, O; Shnayien, M. (2023). Special Issue Protokolle in Zeitschrift für Medienwissenschaft 28. https://mediarep.org/handle/doc/20581
- Missomelius, P. (2025, im Erscheinen). "The Relevance of the Frankfurt Triangle for Critical Media Literacy and Digital Citizenship". In seminar.net special issue on „Customized Diversity? Education, capitalism and diversity in the digital condition“, open access.
- Missomelius, P.; Engelberger, L. (2024): "Überwachung und Kontrolle durch Nahkörpertechnologie am Beispiel der GPS-Fußfessel". In: Heinritz, A.; Sexl, M. (Hrsg.): Die Materialität des Digitalen. Innsbruck: innsbruck university press (IUP), S. 175 - 192.
- Missomelius, P. (2024): "Digital Citizenship und Bildung". In: Dander, V.; Grünberger, N.; Niesyto, H.; Pohlmann, H. (Hrsg.): Bildung und digitaler Kapitalismus. München: kopaed.
- Missomelius, P. (2023): Digital Citizenship zwischen Skills und Kompetenzmodellen: die Digitale Kompetenzoffensive. In: Medienimpulse. Beiträge zur Medienpädagogik 61/2, S. 1 – 10. [http://dx.doi.org/10.21243/mi-02-23-20]http://dx.doi.org/10.21243/mi-02-23-20
- Missomelius, P. (2022). Bildung – Medien – Mensch. Mündigkeit im Digitalen . V&R / Brill open access, https://www.vr-elibrary.de/doi/book/10.14220/9783737012638