Diversität und Digitalität zählen zu den zentralen Themen, die seit einigen Jahren in zahlreichen Dis- kurszusammenhängen verstärkt Beachtung gefunden haben. Normative und deskriptive Dimensionen unterschiedlicher Herangehensweisen spielen dabei nicht nur in vielen Wissenschaftszweigen, sondern auch in politischen, lebensweltlichen und künstlerischen Kontexten eine Rolle. Einerseits zeichnen sich viele dieser Diskurse durch eine Geschichtsvergessenheit aus. Das betrifft beispielsweise historische Formen des strukturierenden Umgangs mit Vielfalt und Vielgestaltigkeit oder des Datenmanagements vor dem Zeitalter der Digitalisierung. Andererseits sind diese Diskurse häufig mit Rhetoriken der Innovation und Transformation verknüpft, in denen basale Paradoxien der Öffnung und Schließung oder der Normierung und Pluralisierung notorisch unterbelichtet bleiben.
Speziell im Bildungskontext geraten die Formatierungen und Normierungen, die Prozessen auferlegt werden, um ihre Evaluier- und Vergleichbarkeit, ihre Operationalisierbarkeit und Interoperabilität sicherzustellen, nicht erst im Digitalen in Konflikt mit der Heterogenität von Wissensformen: Not- wendig implementieren sie partikulare Bildungs- und Wissenskonzeptionen und schreiben sie damit fest. Insbesondere in digitalen Bildungsplattformen bzw. -tools jedoch treten explizit soziale Imaginarien kybernetischer Kontrolle zutage, die Bildungsprozesse als parametrisch überwachbare Optimierung quantifizierbarer Kompetenzen reformatieren.
Zu den Desiderata in der Diversitätsforschung zählen Fragen der Wissensdiversität. Während Fragen der Bio- oder Geschlechterdiversität stark beforscht sind, wurden bis dato noch keine nennenswert dotierten Forschungsprogramme etabliert, die sich mit dem Aussterben von Wissensarten bzw. Strategien zu ihrem Erhalt sowie mit der Relevanz unterschiedlicher Wissensformen für Bildungsprozesse und gesellschaftliche Problembearbeitung befassen - einer Relevanz, die nicht zuletzt durch rezente Entwicklungen im Bildungsbereich verdeutlicht wird. Die Tagung „Wissensdiversität und formatierte Bildungsräume“ beleuchtet und vertieft unterschiedliche Aspekte des Spannungsfeldes von Wissensdiversität und formatierten Bildungsräumen.
Wann?
23. - 24. Juni 2023
Wo?
Universitätsstraße 5-7, Innsbruck