Nur wenige Periodika erscheinen über einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten, allein der „lange Atem“ der Redaktion beeindruckt und darf als besondere Leistung gewertet werden. Dazu kommt, dass die ARUNDA in Summe nicht nur eine Sammlung von kulturgeschichtlich relevanten und in ihrer Gestaltung überdurchschnittlich qualitätsvollen Büchern darstellt, deren Ausgangspunkt das „historische Tirol mit seinen Nachbarn, also das alte Rätien“ (Hans Wielander) bildet, sondern auch als Beispiel für eine alternative Kulturarbeit zu sehen ist – eine Initiative also, die gegen den Mainstream inhaltlich konservativer und zum Zwecke touristischer Verwertbarkeit geschönter Publikationen „bürstet“.
Arunda ist das Ergebnis der Auseinandersetzung vieler kreativer und intellektueller Köpfe im Land bzw. in den angrenzenden Regionen. Stets haben sich AutorInnen und KünstlerInnen gestaltend eingebracht und eine breite Themenfächerung zutage gefördert, die von Volkskunde über verschiedenste Bereiche der Kunst bis hin zu Wirtschaftsgeschichte wohl kaum einen Bereich sozialer Gemeinschaft unberücksichtigt lässt. Rückblickend überzeugen die gleichermaßen engagiert-kritischen wie phantasiereich-spielerischen Zugänge zu den in den Blick genommenen Themen, Kulturlandschaften und Lebenswelten. Gegen den Mainstream inhaltlich konservativer und zum Zwecke touristischer Verwertbarkeit geschönter Publikationen steht Arunda für ein offenes, dennoch traditions- und geschichtsbewusstes Kulturverständnis in Südtirol.
Im Anschluss an bereits abgeschlossene Forschungen zu Johannes E. Trojers wesensverwandter Zeitschrift Der Thurnthaler in Osttirol und im Kontext anderer Dokumentationen zum literarischen Leben in Südtirol (siehe Lexikon Literatur in Tirol und Literatur-Landkarte-Tirol) wurde im Forschungsinstitut Brenner-Archiv ein Projekt zur Arunda umgesetzt:
Die Internet-Dokumentation Arunda. Südtiroler Kulturzeitschrift. Rück Ein Aus Blicke (1976-2016) enthält sowohl einen Abriss zu Geschichte und Entwicklung sowie ein geschärftes Profil der Zeitschrift. Alle Ausgaben sind mit einem inhaltlichen Porträt charakterisiert. Die daran beteiligten MitarbeiterInnen und AutorInnen sowie die Titel der Beiträge (klassifiziert nach Gattungen) sind in einem Register erfasst. Darüber hinaus werden einzelne Beiträge in Text und Bild (Original-Scans) im Sinne einer Nachlese der „best-of“ geboten. http://www.arunda.it/
Die Essays des Bandes Arunda.vierzig bieten Außensichten, die die Entwicklung und überblicksartig die wesentlichsten Facetten der Kulturzeitschrift darstellen. Innensichten versammelt Stimmen: Erinnerungen und Nachgedanken aus Gesprächen im Herbst und Winter 2015 mit Hans Wielander und seinen langjährigen Wegbegleitern im Redaktionsraum der Arunda in Schlanders, darüber hinaus in Meran, Marling und Bozen.
Die Publikation richtet sich zum einen an eine Öffentlichkeit, die die Zeitschrift Arunda seit vielen Jahren, vielleicht von Anfang an verfolgt und zum anderen an die jüngere Generation, die die Arunda vielleicht noch nicht kennt; sie versteht sich nicht zuletzt auch als Tür zur dahinter stehenden Internet-Dokumentation, auf die explizit verwiesen wird: Diese ist der Gedächtnisspeicher – das „Archiv“, das nach Belieben aufgesucht werden kann und das zum Schmökern einlädt.
(Erika Wimmer, Irene Zanol, Christine Riccabona)