Im Namen des Rektorats erläuterte VR Fügenschuh in seinem Grußwort die besondere Stellung des Instituts für Christliche Philosophie als einem international renommierten Zentrum religionsphilosophischer Forschung. Für die liechtensteinische Gedächtnisstiftung Peter Kaiser (1793–1864) unterstrich der Stiftungsrat Prof. Dr. Joseph Jung, dass sich die Stiftung christlich-abendländischen Werten verpflichtet sieht. Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit diesen müsse selbstverständlich frei von äußerer Einmischung erfolgen. Christliche Philosophie, so der Stiftungsrat weiter, dürfe keine „Theologie unter falscher Flagge“ sein. In einem Schlusswort zeigte sich der Präsident der Stiftung, Dr. Herbert Batliner, Ehrensenator der Universität Innsbruck, erfreut darüber, dass die Universität Innsbruck den Impuls der Stiftung aufgenommen habe und durch Verstetigung der Professur fortführen wolle.
In seine Antrittsvorlesung setzte Professor Tapp sich differenziert mit dem umstrittenen Begriff „Christliche Philosophie“ auseinander. Eine Reihe von Philosophen verstanden sich als glühende Verfechter einer christlichen Philosophie, wie z.B. der frühere Innsbrucker Philosoph und ehemalige Rektor P. Emerich Coreth SJ (1919–2006). Andere Philosophen meinten jedoch, darin einen Selbstwiderspruch bzw. einen Widerspruch gegen die Autonomie der Philosophie zu erblicken (Heidegger). Tapp wies darauf hin, dass es für die Frage nach der Möglichkeit christlicher Philosophie darauf ankomme, welche zusätzliche Bestimmung der Philosophie durch das Attribut „christlich“ überhaupt ausgedrückt werden soll. So machte er sich zunächst daran, Extrempositionen auszuschließen: eine Philosophie „christlich“ zu nennen, bloß weil ihre Vertreter Christen seien, sei „inhaltsleer“. Umgekehrt sei das andere Extrem, etwa in der Philosophie unter Rückgriff auf Offenbarungswahrheiten zu argumentieren, philosophisch selbstverständlich inakzeptabel. Die entscheidende Frage sei nun, was im Innenbereich dieses Spektrums von Positionen zu sehen sei.
Eine ganze Reihe von Argumenten gegen die Möglichkeit einer christlichen Philosophie – von Philosophen wie Nietzsche, Heidegger und Carnap und des protestantischen Theologen Karl Barth – wurden von Tapp analysiert und im Ergebnis relativiert. Anschließend stellte Tapp mit dem US-amerikanischen Erkenntnistheoretiker und Religionsphilosophen Alvin Plantinga (*1932) eine heutige philosophische Position dar, die sich selbst ausdrücklich als „christliche Philosophie“ versteht.
Am Ende zeigte Professor Tapp fünf verschiedene Konzeptionen „christlicher Philosophie“ auf, die er mehr oder weniger für vertretbar hält. Sie reichten von der ganz schwachen Bestimmung einer Philosophie im institutionell-organisatorischen Rahmen einer theologischen Fakultät über einer Art denkerische Dienstleistungsfunktion für die Theologie bis zu den stärkeren Kriterien einer hypothetischen Behandlung von Glaubensinhalten, d.h. in Absehung von ihrer inhaltlichen Geltung, und unter Umständen auch einer positionellen Philosophie. Besonders herausfordernd war Tapps Paritätsargument, dass, wenn religionskritische Positionen zur Philosophie gehören würden, dann das gleiche Recht für religionsfreundliche Positionen gelten müsse.
Überhaupt nutzte Tapp die Freundschaft als Motivklammer seines Vortrags: Er näherte sich der Sachfrage nach Christlicher Philosophie, indem er von einer Freundschaft des Philosophen mit dem Christentum sprach. Aus religiösen Gründen könne man optimistisch sein, dass scheinbare Widersprüche zwischen Glaube und Vernunft sich stets auflösen lassen. Dies sei natürlich „anstrengend“, aber das dürften Freundschaften eben auch sein.
Redaktion