Die Österreichische Forschungsförderungsgemeinschaft (FFG) investiert im Auftrag des Bundesministeriums für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft mit dem Programm „Forschungskompetenzen für die Wirtschaft“ in den Wissenstransfer zwischen Universitäten, Fachhochschulen und der praxisorientierten Anwendung in der Wirtschaft. Mit dem Qualifizierungsnetz WEST, kurz Q-WEST, wird ein Projekt gefördert, das die digitale Vernetzung von allen in der Wertschöpfungskette beteiligten Firmen und Personen ins Zentrum stellt. Ziel ist die Zusammenführung moderner Informations- und Kommunikationstechnik mit der industriellen Fertigung. Themen, die Anlagenhersteller, wie auch produzierende Unternehmen mit vielen neuen Herausforderungen konfrontieren. Gemeinsam decken die Hochschulpartner dabei einen breiten Themenkomplex ab, welcher alle Aspekte von Industrie 4.0, von den Geschäftsprozessen bis hin zum Internet der Dinge, umfasst. Diese Trends werden die Industrie in den kommenden Jahrzehnten signifikant prägen. „Das Qualifizierungsnetz liefert den beteiligten Unternehmenspartnern das nötige Rüstzeug für Industrie 4.0, um frühzeitig auf die geänderten Rahmenbindungen zu reagieren und langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben. Insgesamt werden 179 Mitarbeiter aus 21 Betrieben aus Tirol, Vorarlberg und Salzburg geschult“, erklärt Thomas Ußmüller, Professor am Institut für Mechatronik. Wie wichtig das Q-West für die westösterreichische Wirtschaft ist, unterstreicht auch Tirols Wirtschaftslandesrätin Patrizia Zoller-Frischauf: „Um die Chancen der Digitalisierung nutzbar zu machen, brauchen wir nicht nur die gut ausgebildeten Fachkräfte von morgen, sondern auch Weiterbildung der wertvollen Fachkräfte von heute. Mit dem von der Standortagentur Tirol mitentwickelten Qualifizierungsnetz bekommen die Tiroler Unternehmen maßgeschneidert genau jenes Know-how, das sie unmittelbar im Alltag und für die Zukunft brauchen.“
Wissen nach Wunsch
Der Aufbau des Q-WEST orientiert sich maßgeblich an den Bedürfnissen der lernenden Teilnehmerinnen und Teilnehmer. In einem Modulsystem wählen die Interessierten aus den unterschiedlichen Firmen die Angebote aus, die für ihr Umfeld und ihren Beruf wichtig sind, um sich in ihrem Fach weiter zu vertiefen. Neben der Standortagentur Tirol und der ITG (Innovationsservice für Salzburg) ist auch der Wirtschaftsstandort Vorarlberg, kurz WISTO, am Qualifizierungsnetzinteressiert: „Die Digitalisierung nimmt immer mehr Einfluss auf unsere Arbeitswelt, verändert Prozesse und Anforderungen. Das Qualifizierungsnetzwerk WEST gibt Fachkräften die richtigen Werkzeuge für diese Entwicklungen an die Hand. Vorarlbergs teilnehmende Unternehmen profitieren durch einen speziell auf sie zugeschnittenen, nachhaltigen Wissens- und Kompetenzaufbau. Daher unterstützt die WISTO das Qualifizierungsnetz gezielt, um die Wettbewerbsfähigkeit der Region langfristig zu sichern und Potentiale frühzeitig zu nutzen.“ Der Wissensvermittlung liegt ein dreistufiger Prozess zu Grunde. Zuerst wird in grundlegenden Kursen eine möglichst einheitliche Wissensbasis aller beteiligten Projektpartnerinnen und -partner geschaffen. Darauf aufbauend folgen weiterführende Kurse, welche die Ergebnisse aktueller Forschungsfragestellungen mit Bezug zu Industrie 4.0 vermitteln. Als letzter Schritt folgt eine praktische Umsetzung von konkreten Projekten in den Firmen, welche durch die wissenschaftlichen Expertinnen und Experten begleitet werden. Neben Vorarlberg ist auch der Wirtschaftsstandort Salzburg durch die ITG vertreten: „Wir halten die Qualifizierung von Salzburger Betrieben im Bereich Digitalisierung für absolut notwendig. Umso mehr freuen wir uns über das große Interesse unserer Unternehmen. Besonders hervorheben möchten wir die positive Kooperation der Universität Innsbruck, der Fachhochschule Vorarlberg und der Fachhochschule Salzburg, da durch sie Forschungsleistungen direkt in die Unternehmen transferiert werden können.“ Thomas Ußmüller vom Institut für Mechatronik, das sich in den kommenden Jahren zu einem Kompetenzzentrum im Bereich Industrie 4.0 entwickeln möchte, sieht den Vorteil auf beiden Seiten: „Die gewonnen Erkenntnisse über die Bedürfnisse in den Unternehmen können dazu verwendet werden, um Forschung und Lehre dahingehend anzupassen. Eine weitere Verwertung erfolgt über das entstehende Netzwerk.“ Die Forschungsgruppe Quality Engineering am Institut für Informatik an der Uni Innsbruck ist sehr daran interessiert, das langjährig aufgebaute Knowhow und die entwickelten Methoden an Praktikerinnen und Praktiker zu vermitteln. „Mich freut besonders, dass wir viele Firmen für das Qualifizierungsnetz gewinnen konnten, welche bisher noch nie mit der Uni Innsbruck kooperiert haben“, betont Thomas Ußmüller.
Neben dem Qualifizierungsnetz WEST wird an der Uni ein zweites Projekt gefördert. COMSYSBAU zielt auf die computergestützte Planung und Fertigung mit systematisierten Bauweisen aus Holz ab. Der verstärkte Austausch zwischen Wissenschaft und Handwerk soll die Zusammenhänge greifbarer machen und die Kommunikations- und Innovationsbereitschaft in Unternehmen fördern. 31 Firmen und Partner sind Teil dieses Projektes. Mit der FFG-Förderung von zwei Weiterbildungsprojekten geht eine knappe Million Euro nach Tirol, Vorarlberg und Salzburg, eine Leistung, mit der die Uni Innsbruck auf sich aufmerksam macht.