Nach vier Wochen auf hoher See neigt sich unser Abenteuer dem Ende zu. Der Stationsplan am schwarzen Brett, wo während der letzten Wochen die täglichen Aufgaben und Arbeiten angekündigt wurden, verkündete heute früh nur noch einen Eintrag: 0700 Transit Yokohama. Bevor wir aber in sentimentale Rückblicke abschweifen, möchten wir noch von der spannenden Forschung der Woche 4 berichten.
Seit unserem Boxenstopp in Yokohama vor zwei Wochen begleitet uns ein Team von Technikern und Technikerinnen, die sich um den Tauchroboter Kiel PHOCA kümmern. Dieses High-Tech-Gefährt ist in etwa so groß wie ein Kleinwagen und kann bis in eine Tiefe von 3000 Meter tauchen, bevor der Druck für die verbauten Dichtungen und Ventile zu hoch wird. Im Wasser wird der Roboter per Kabelverbindung mit Strom für Motoren und Hydraulik versorgt. Sieben HD Kameras liefern während der Tauchgänge Bilder an die Oberfläche – und per Livestream auch in unseren Konferenzraum an Bord der Sonne.
Auf einer früheren Forschungsfahrt zum Nankai-Trog wurden in einigen Bohrlöchern am Meeresgrund diverse Messinstrumente installiert, die wir nun mittels Tauchroboter wieder bergen wollen. Leichter gesagt als getan, wenn man bedenkt, dass wir gut zwei Kilometer über dem Meeresgrund schwimmen, inmitten der starken Meeresströmungen des Kuroshio-Stroms. Hier kommt die jahrelange Erfahrung der Jungs und Mädels vom Techniker-Team zu tragen.
Um PHOCA zu steuern, benötigt es zwei Personen, die man im Fachjargon treffend als Piloten bezeichnet. Kameras, Motoren und Roboterarme müssen perfekt zusammen arbeiten, um vermeintlich simple Handgriffe, wie das Greifen von Gegenständen, auszuführen. Wenn man genauer hinsieht, wird einem klar, welche technischen Meisterleistungen hier täglich vollbracht werden: Während das Schiff an der Oberfläche auf den Meter genau in Position gehalten wird, muss der Tauchroboter in der ewigen Dunkelheit des Meeresbodens zwei Kilometer tiefer ein Bohrloch mit dem Durchmesser einer Cola-Dose finden, mithilfe der Roboterarme einen Schraubverschluss öffnen und vorsichtig die Messinstrumente entfernen, um sie sicher wieder an die Oberfläche zu bringen. In Anbetracht dieses Aufwands beginnen wir zu verstehen, warum manch einer sagt, wir wüssten mehr über den Mond als über den Grund des Ozeans, der 70 % unseres eigenen Planeten bedeckt.
Wir blicken auf vier wirklich unglaubliche Wochen zurück. Wir haben rund 6000 Kilometer zurückgelegt, 112 Meter an Sedimentkernen geborgen, gut 4500 km seismische Profile erstellt, über 10.000 km² Meeresboden kartiert und insgesamt 496 GB Daten generiert. Nun können wir endlich etwas Schlaf nachholen bevor es Zuhause ins Labor geht. Ein Berg von Proben wartet darauf, analysiert zu werden. Wir sind schon gespannt, was wir von den Ergebnissen lernen können und welche Geheimnisse im Schlamm auf ihre Entdeckung warten.
Sayonara Japan, Griass di Innsbruck!
(Dominik Jaeger, Jana Molenaar, Tobias Schwestermann und Paul Töchterle)