„Kennst Du jemanden, der Deutsch und Arabisch spricht und mit zum Elternsprechtag geht?“ Diese und ähnliche Fragen, die zum Alltag im Büro für Frauen, Gleichbehandlung und Integration gehörten, ließen 2014 in Claudia Glössl einen Plan heranreifen: einen Pool an qualifizierten DolmetscherInnen, die für diese Aufgabe herangezogen werden können. Die MitarbeiterInnen anderer städtischen Ämter und Einrichtungen müssten dann nicht mehr Zettellisten abtelefonieren oder KollegInnen von anderen Ämtern um Empfehlungen fragen. Gleichzeitig kämen DolmetscherInnen zum Einsatz, die wissen, was ihre Aufgabe ist und diese professionell erledigen können. MitarbeiterInnen und KlientInnen könnten von einer gesteigerten Kommunikationsqualität und vereinfachten Organisation profitieren.
Die Professionalisierung
Bei Recherchen stieß Claudia Glössl auf den Universitätskurs „Community Interpreting – Professionalisierung für LaiendolmetscherInnen im sozialen, medizinischen, psychotherapeutischen und kommunalen Bereich“ der Koordinationsstelle für universitäre Weiterbildung an der Universität Innsbruck. Nach wenigen Telefonaten und E-Mails war klar: Dieser (damals neue) Kurs wird an die Bedürfnisse der Stadt Wels und an die Erfordernisse der Dolmetschsituationen angepasst. Das Büro für Frauen, Gleichbehandlung und Integration wählt die TeilnehmerInnen aus und schließt mit ihnen Vereinbarungen. Erst nach Abschluss der ersten beiden Kursdurchgänge und erfolgreich bestandener Prüfung soll der Dolmetschpool eingerichtet werden. Der damalige politisch zuständige Referent unterstützte das Projekt voll und ganz, nach dem Motto: „Gelungene Integration trägt zu weiterer gelungener Integration bei.“ Die Leiterinnen des Universitätskurses Dipl.-Dolm. Elvira Iannone und MMag. Katharina Redl pendelten also für drei berufsbegleitende Kurse nach Wels, im Wintersemsester 2014/15 und in den Sommersemestern 2015 und 2016.
Inhaltlich liegt der Schwerpunkt bei diesem sprachübergreifenden Kurs auf der Sensibilisierung für die Verantwortung, die ein/e DolmetscherIn für die Kommunikation der beiden am Gespräch beteiligten Parteien übernimmt. Neben den perfekten Sprachkenntnissen in beiden Sprachen sind Vollständigkeit, Genauigkeit, Nachfragen, wenn etwas nicht verstanden wurde, und die eigene Meinung zurückzuhalten das Um und Auf für professionelles Dolmetschen. Entsprechend sind dies die wichtigsten Themen, die im Kurs behandelt und aus verschiedenen Perspektiven besprochen, diskutiert und geübt werden.
Der Dolmetschpool
Nach insgesamt drei Professionalisierungskursen stehen dem Magistrat Wels 42 DolmetscherInnen für die Sprachen Albanisch, Arabisch, Bosnisch, Bulgarisch, Dari, Farsi, Kroatisch, Kurdisch, Paschtu, Polnisch, Rumänisch, Russisch, Serbisch, Slowakisch, Spanisch, Türkisch, Ukrainisch und Ungarisch zur Verfügung, also sowohl MigrantInnen- wie auch aktuelle Flüchtlingssprachen. Die DolmetscherInnen kommen bei Gesprächen in den Pflichtschulen, Kindergärten, der Kinder- und Jugendhilfe, anderen Organisationseinheiten des Magistrats sowie beim Büro für Frauen, Gleichbehandlung und Integration selbst zum Einsatz. Die DolmetscherInnen werden aufbauende Weiterbildungsveranstalten besuchen und Inter- bzw. Supervision nutzen können. Manche DolmetscherInnen haben sich schon das nächste Ziel gesteckt: Weiterlernen und dann die Prüfung zur „allgemein beeideten und gerichtlich zertifizierten DolmetscherIn“ bestehen.
(Elvira Iannone)