Mit seiner Forschungsarbeit über den Einfluss der Weidewirtschaft auf die Biodiversität der alpinen Landschaften des Unterengadins während der letzten 10.000 Jahre hat Benjamin Dietre eine überaus detailreiche Betrachtung der Entstehung der alpinen Offenlandbiotope im Gefolge der sukzessiven Verbreitung der Viehhaltung auf Naturweiden erarbeitet. Mit der Pollenanalyse in jahrtausendealten Torfschichten und mit archäologischen Funden im Silvretta-Massiv und im Unterengadin, konnte Dietre die natürlichen Klimaschwankungen und die in der Jungsteinzeit vor 6.000 Jahren beginnende Bodenbewirtschaftung als primäre Verursacher der Vegetationsdynamik identifizieren. Durch das bronzezeitliche Aufkommen von sesshaften Bauern und von nomadisierenden und alpbestossenden Hirten, etablierte sich das Mosaik aus natur- und menschgeschaffenen Biotopen als landschaftsprägende Entität bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts. Heutzutage, da Abwanderung und Bewirtschaftungsaufgabe zu nie dagewesenem Verlust an Offenlandbiotopen im Berggebiet führt, bleibt zu hoffen, dass Benjamin Dietres botanisch-stratigraphischer Rückblick auf 10.000 Jahre Kulturlandschaftsentwicklung die Wahrnehmung dafür schärft, was wir verlieren, wenn wir den Kampf gegen den Kulturlandverlust nicht gewinnen.
Mit dem ProMontesPreis im Wert von 5.000 Franken honoriert die Schweizerische Stiftung für Alpine Forschung diese Nachwuchsforschung als wichtigen Beitrag für die Zukunftssicherung der alpinen Kulturlandschaft. Weitergehende, projektbezogene Forschung wird auf Antrag hin mit zusätzlichen 20.000 Franken unterstützt. In der Kategorie Masterarbeit wurde Stefan Schütz vom Institut für Ökologie für sein Referat zur Aussagekraft von Indices für Umweltveränderungen in alpinen Flusssystemen ausgezeichnet.