Werden Menschen durch Roboter ersetzt und wo kann ihre Hilfe die menschlichen Grenzen überwinden? Mit diesen Fragen beschäftigten sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universität Innsbruck sowie der Medizinischen Universität Innsbruck in einem bunten Programm. „Mensch – Technik“ – diese oft angespannte und doch notwendige Beziehung wurde in Außervillgraten intensiv diskutiert. Die Universität im Dorf ist ein sehr gelungenes Beispiel für den Wissensaustausch und -transfer in die Region(en) ist. Gastfreundschaft und Enthusiasmus kennzeichnen stets die Begegnung zwischen der Bevölkerung und den „Uni-Menschen“. Als zusätzliches Angebot konnten sich Interessierte zwei Tage lang bei Julia Außersteiner bei einem Infopoint im Haus Valgrata über dieses neu gestartete Bachelorstudium informieren. Neben dem Angebot für Erwachsene fand auch heuer wieder zeitgleich die Junge Universität im Dorf statt. Höchst erfreulich war die TeilnehmerInnenzahl von über 100 Kinder, die das große Interesse an der Veranstaltung sichtbar macht. Sowohl im Bereich Abwasser als auch im Bereich Bau eines hydraulischen Roboter Arms konnte die Jugend aktiv ihr Wissen gestalterisch erweitern.
Buntes Programm
Computer Haptik war das Thema von Matthias Harders von der Universität Innsbruck. Um das Vorgetragene „begreiflich“ zu machen, ließ er einen schwarzen Sack durch das Publikum gehen, in dem Gegenstände verborgen waren, die erkannt werden sollten - und zwar - alleine durchs Angreifen. Anschaulich erklärte Harders das Beschäftigungsfeld seines Forschungsbereichs nämlich die Berechnung und Erzeugung von Signalen für den Tastsinn. Als wohl bekanntestes Beispiel aus dem Bereich der Computer Haptik nannte er das Mobiltelefon, welches Virbationssignale ausgeben kann.
Mit Chirurgierobotik zeigte Nikolaos Bonaros von der Medizinischen Universität Innsbruck was bereits alles mit Hilfe von Robotern medizintechnisch möglich ist. Anschaulich mit Filmen und Bildern konnte der größte Vorteil der Roboterchirurgie, nämlich die Durchführung komplexer Eingriffe mit minimalinvasiver Technik und die durch die 3-Dimensionalität erreichte Sichtverbesserung, gezeigt werden. Wiederholt betonte er, dass es trotz des technischen Fortschritts weder möglich noch gewünscht ist, den Menschen irgendwann durch die Maschine zu ersetzen.
Justus Piater, Dekan der Fakultät für Mathematik, Informatik und Physik beschäftigt sich mit dem Thema Roboter für Menschen – Menschen für Roboter. Beginnend mit den möglichen Potenzialen die Roboter besitzen, um die Welt zu verbessern, im Privaten, in der Gesellschaft, in Medizin, Wirtschaft und Wissenschaft, ging es weiter mit der Frage „Was können Roboter besser als Menschen? – Umgekehrt, was können Menschen besser als Roboter?“ Piater beschäftigt weiters die Frage, ob sich im Zuge der zunehmenden Robotisierung unsere Werte und Lebensweisen verändern werden. Schließlich kann man die Vorstellung soweit strapazieren, dass es denkbar wäre, den Mensch durch die Maschine zu ersetzen bzw. dass ein selbstlernender Roboter final über uns Kontrolle ausüben kann. Die Vorstellung in einer Welt à la „i, Robot“ leben zu müssen, hatte bei der Mehrheit der Anwesenden etwas Unbehagliches.
Die „Siedlungswasserwirtschaft: Grenzen der Technik – Grenzen der Menschen“ war das Thema von Wolfgang Rauch von der Technischen Fakultät an der Uni Innsbruck. Dabei veranschaulichte er künftige Herausforderungen zivilisierter Räume mit Trinkwasser zu versorgen sowie die Problematik der Entsorgung des Abwassers. Er wies auf die vermehrt auftretenden äußeren Einflüsse hin wie beispielsweise den Klimawandel, der sowohl Wasserknappheit als auch Überschwemmungsgefahr für diverse Gebiete mit sich bringt hin. Da Wasser eine sehr wertvolle Ressource ist, brachte er am Schluss seines Vortrags noch alternative Entwicklungen, die sich vor allem mit Recycling in diversen Formen beschäftigen. Bei diesem Punkt verwies er auf die derzeit technischen wie physikalischen Grenzen.
Johannes Gerstmayr von der Universität Innsbruck führt in das Thema Mechatronik ein, das angesichts des Bachelorstudiums Mechatronik am Standort Lienz vor allem für Osttirolerinnen und Osttiroler interessant ist. Gerstmayr erklärte den Begriff Mechatronik, der sich aus den Fachgebieten Maschinenbau („Mecha“), Elektrotechnik („tron“) und Informatik („ik“) zusammensetzt. Die ersten Beispiele der Mechatronik-Entwicklung waren in den 90er Jahren der CD-Player und der Tintenstrahldrucker. Inzwischen hat sich das Anwendungsgebiet verbreitert. Mechatronik is everywhere – sowohl im Mikrochip als auch im großen Bauwerk, was die Bedeutung dieser Fachrichtung zeigt.
Als letzten Programmpunkt präsentierte Fadi Dohnal von der Privatuniversität UMIT das im Herbst gestartete Mechatronikstudium am Standort Lienz. Das Studium wird in Kooperation zwischen der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck und der Privatuniversität UMIT angeboten. Im Zuge dessen wird es auch einen Neubau von Labor- und Lehrräumen am Campus Lienz geben, der die Kompetenzen der Schulen vor Ort und den universitären Teilen im Bereich Mechatronik miteinander vereinen wird. Sowohl Wirtschaft als auch Politik unterstützen diese Entwicklung und erhoffen sich für die Zukunft positive Impulse für die Region Osttirol.
(Daniela Genser)