Am 22. Mai 2017 fand auf Einladung des Österreichischen Lateinamerika-Instituts, des Instituts für Geographie und des Zentrums für Interamerikanische Studien (ZIAS) der Uni Innsbruck ein politisch-ökologischer Dialog über aktuelle Ressourcenkonflikte in Südamerika statt. Die Gäste waren zum Teil von weit her angereist. Es diskutierten und erläuterten: Barbara Göbel vom Ibero-Amerikanischen Institut der Stiftung Preussischer Kulturbesitz in Berlin, Hans Gundermann, Valentina Figueroa und Manuel Prieto vom Institut für Archäologie und Anthropologie in San Pedro de Atacama (Chile), Lucrecia Wagner, Facundo Rojas, Horacio Chiavazza und Facundo Martín von der Universidad Nacional de Cuyo (Argentinien), sowie Gerhard Rainer von der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt. Moderiert wurde die Veranstaltung von Fernando Ruiz Peyré und Martin Coy vom Institut für Geographie der Uni Innsbruck.
Nachdem die Forscher sich und ihre jeweiligen Schwerpunkte vorgestellt hatten, gab es Gelegenheit zu einer Diskussion, sowie die Möglichkeit für junge PhD-StudentInnen der Geographie Fragen an die Gäste zu stellen. Die Themen waren breit gefächert: von Ressourcenknappheit in Argentinien und Chile im Allgemeinen, über die Zerstörung der Umwelt, Kapitalismus im Zeitalter der Globalisierung, soziale Ungleichheiten, die Frage der wissenschaftlichen Methodologie, Lösungsansätze für bestehende Probleme, bis zur Frage der Wichtigkeit (und der Krise) der Sozial- und Geisteswissenschaften. In der gut besuchten Runde ergaben sich interessante Dialoge sowie auch entspannte Gespräche in der Pause und nach dem offiziellen Teil der Veranstaltung. Im Aufeinandertreffen verschiedener Generationen von WissenschaftlerInnen und wissenschaftlich Interessierten, sowie von südamerikanischen und europäischen Forschern, entstand ein positiver Kontrast, der in einem vereinenden Dialog gipfelte.
Am 24. Mai, nur zwei Tage später, bot sich die Gelegenheit zu einem weiteren sehr eindrucksvollen Gespräch. Dem ZIAS, dem Internationalen Filmfestival Innsbruck und dem Institut für Geographie der Uni Innsbruck war es gelungen den Regisseur und Produzenten des Dokumentarfilms Arreo, Néstor Tato Moreno, einzuladen und mit ihm ins Gespräch zu kommen. Bei dem sogenannten ZIAS-IFFI Gespräch bot sich Studierenden und allgemein Interessierten die Möglichkeit, Fragen direkt an den Regisseur des preisgekrönten Films zu stellen. Die Moderation der in englischer Sprache gehaltenen Veranstaltung übernahm wieder Fernando Ruiz Peyré, dem allgemein ein großer Dank für die Einladung so vieler interessanter Persönlichkeiten auszusprechen ist.
Es entwickelte sich ein anregendes Gespräch zwischen Regisseur, Moderator und ZuhörerInnen in dem viele Fragen beantwortet und auch Filmausschnitte gezeigt wurden. Am Ende waren alle von der Leidenschaft Morenos und den schönen Bildern von Argentinien beeindruckt. Wenige Tage später konnte sich Tato Moreno auch über den Gewinn des Publikumspreises des Innsbruck Marketing freuen. Der Film Arreo war der erste Dokumentarfilm, der in der Geschichte des IFFI im Publikumswettbewerb vertreten war.
In dem Film folgt Moreno dem Ziegenhirten Eliseo Parada, seiner Frau Juana, sowie seinen beiden Söhnen durch ihr Leben im Westen Argentiniens. Eliseo ist charismatisch und witzig und hat viel zu erzählen über die einfachen Freuden des Alltags und das mögliche Ende seiner Familien-Tradition. Er und seine Familie sehen sich mit der Herausforderung des ‚Fortschritts‘ und der Landflucht konfrontiert und wissen nicht, ob ihr Leben in dieser faszinierenden Landschaft eine Zukunft haben kann. Man erkennt in dem Film, dessen Entstehung einige Jahre dauerte, die absolute Hingabe für die Thematik, sowie das Vertrauen, welches die ProtagonistInnen zu dem Regisseur aufgebaut hatten.
Dem Zentrum für Interamerikanische Studien, dem Österreichischen Lateinamerika-Institut und dem Institut für Geographie der Universität Innsbruck war es gelungen zwei gut besuchte und erfolgreiche Veranstaltungen mit interessanten Gästen, die zum Teil von sehr weit her angereist waren, zu realisieren. Es kam zu vielen Gesprächen, die das Potenzial hatten, Perspektiven zu verändern und zu hinterfragen. Interkulturelle und interdisziplinäre Verbindungen wurden aufgebaut. Man kann sich schon auf die nächsten Veranstaltungen dieser Art freuen.
(Majan Schmid)