Perlfisch (Rutilus meidingeri) und Seelaube (Alburnus mento) sind der Grund, dass das mehr als 6000 Hektar große Gebiet von Mond- und Attersee von der EU als NATURA 2000 Schutzgebiet – Teil eines europaweiten Netzwerks an Schutzgebieten – ausgewiesen wurde. „Menschliche Eingriffe in diese Gebiete sind nur erlaubt, solange sie den Erhaltungszustand des jeweiligen Schutzgutes nicht erheblich beeinträchtigen. Die beiden Fischarten haben in diesen Seen und den zubringenden Flüssen ihren Verbreitungsschwerpunkt in Österreich und sind in der Roten Liste als gefährdet eingestuft“, erklärt Dr. Josef Wanzenböck vom Forschungsinstitut für Limnologie. Die Wanderung dieser Fische ist aufgrund veränderter Rahmenbedingungen durch den Rückbau von Wehranlagen besonders interessant. Um möglichst wenig in natürliche Abläufe einzugreifen, verwenden die Expertinnen und Experten des Forschungsinstituts eine neuartige Untersuchungsmethode, die so genannte environmental DNA.
Laichzug in die Flüsse
Die genannten heimischen Fischarten leben die meiste Zeit ihres Lebens in den beiden Seen. Nur im Frühjahr, wenn die Wassertemperatur steigt, beginnen sich die Fische an der Einmündung der Zeller Ache in den Mondsee und der Seeache in den Attersee zu sammeln. Der typische Laichausschlag der Männchen, den die Perlfische ihren Namen verdanken, ist nun deutlich am Kopf sichtbar. Die männlichen Rußnasen (Vimba vimba) haben eine starke Laichfärbung angenommen. Die Fische kämpfen sich gegen die Strömung und sind dabei – besonders von Brücken – sehr gut bei ihrer Wanderung in die Oberläufe der Flüsse zu beobachten. Nachdem die Fische ihre Eier auf den Kiesbänken der Zuflüsse abgelegt und befruchtet haben, kehren sie wieder in die Seen zurück. Die in den Flüssen zurückgelassene Fischbrut entwickelt sich dann im sauerstoffreichen Fluss ohne das Zutun der Eltern.
Rückbau von Wanderschwellen
Obwohl die Laichwanderungen jedes Jahr stattfinden, sind sie in diesem Jahr von ganz besonderem Interesse und werden daher im Rahmen einer Masterarbeit von Elisabeth Wolf am Forschungsinstitut für Limnologie, Mondsee verfolgt und vom Fischökologen Josef Wanzenböck betreut. Im Jahr 2016 wurde eine Wehranlage in der Zeller Ache, die die Wanderaktivität der Fische stromaufwärts unterbrochen hatte, rückgebaut um das Laichgewässer stromaufwärts weiter zugänglich zu machen. „Nun untersuchen wir, ob die Fische diese Maßnahme für ihre Laichzüge schon heuer annehmen oder noch durch den massiven Eingriff in den Lebensraum abgeschreckt wurden. In der Seeache, also der Verbindung zwischen Mond- und Attersee, werden heuer ebenfalls Wehranlagen entfernt und die Durchgängigkeit des Laichgewässers wiederhergestellt“, so Wanzenböck.
Genetischer „Fingerabdruck“
Eine neuartige Untersuchungsmethode um Organismen in einem Gewässer zu detektieren, ist die Analyse der e-DNA, oder „environmental DNA“, die auch im Zuge dieser Masterarbeit zum Einsatz kommen soll. „Fische geben ständig Schuppen und Hautfragmente ins Wasser ab, die ihre genetische Erbsubstanz beinhalten. Aus den Wasserproben von Zeller und Seeache kann diese Erbsubstanz der Fischarten analysiert werden und einer bereits vorhandenen genetischen Datenbank zugeordnet werden“, sagt Elisabeth Wolf. Damit kann der Nachweis ihres Vorkommens erbracht werden, ohne die Fische zu fangen und in ihrer Laichaktivität zu beeinträchtigen.
Die Master-Arbeit wird auch durch eine Video-Dokumentation begleitet. Hier gibt es erste Einblicke:
(Sabine Wanzenböck)