Der Preis des Fürstentums Liechtenstein, der seit 1983 jährlich verliehen wird, zählt zu den renommiertesten Auszeichnungen für wissenschaftliche Forschung an der Universität Innsbruck und der Medizinischen Universität Innsbruck. Die diesjährigen Urkunden verlieh am 3. März René Schierscher, Generalsekretär im Liechtensteinischen Ministerium für Äusseres, Bildung und Kultur. In seinen Grußworten betonte er den hohen Stellenwert der Beziehungen zwischen den beiden Universitäten und dem Fürstentum: „Die traditionell enge Zusammenarbeit des Fürstentums Liechtenstein mit den Innsbrucker Universitäten ist uns sehr wichtig. Der Preis, den wir heute in diesem feierlichen Rahmen verleihen, ist eine wichtige Würdigung der Forschungsleistungen an diesem Standort und drückt wunderbar die Bedeutung dieser Beziehungen aus.“ Der Rektor der Universität Innsbruck, Tilmann Märk, hob bei der Verleihung die Wichtigkeit des Preises für die Innsbrucker Forscherinnen und Forscher hervor: „Der prestigeträchtige Preis des Fürstentums Liechtenstein ist Ausdruck großer Anerkennung für unsere Forscherinnen und Forscher und motiviert zu weiteren Spitzenleistungen. Für diese wertvolle Unterstützung, nunmehr seit über dreißig Jahren, danken wir dem Fürstentum Liechtenstein herzlich.“ Auch Helga Fritsch, Rektorin der Medizinischen Universität Innsbruck, betont die Signifikanz des Preises für den wissenschaftlichen Nachwuchs: „Es lohnt sich, die Potenziale unserer Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler zu unterstützen und damit ihr Wissen nutzbar zu machen. Das Fürstentum Liechtenstein erweist unserem Wissenschaftssystem mit der Vergabe dieses Preises einen wertvollen Dienst.“
Schutz vor Hochwasser
In seiner mit dem Liechtensteinpreis ausgezeichneten Habilitation beschäftigt sich Stefan Achleitner vom Institut für Infrastruktur mit vergangenen und zukünftigen Hochwässern. Um die Gefährdung von Menschenleben und monetäre Schäden zu minimieren, wurden und werden Hochwasserschutzmaßnahmen in Form von Dämmen, mobilem Hochwasserschutz, Rückhaltebecken oder auch lokalem Objektschutz realisiert. Der Entwurf und die dauernde Verbesserung von wasserbaulichen Bauwerken, Hochwasserschutzmaßnahmen oder Hochwasserwarnsystemen in alpinen und voralpinen Einzugsgebieten macht es notwendig, die relevanten Prozesse zu modellieren. Die Habilitation umfasst verschieden Aspekte, wie die hydrologische, hydraulische und morphodynamische Modellierung verbessert werden kann, wobei ein Schwerpunkt auf der Verbesserung ihrer Prognosefähigkeit liegt. Messungen – entweder im Feld oder im Labor – sind dabei ein wichtiger Bestandteil, in manchen Fällen sogar unabdingbar. Obwohl Rechnerleistungen ständig zunehmen und somit die Verwendung immer detaillierterer Modelle grundsätzlichen ermöglichen, hat sich die Modellkomplexität auch an der oftmals limitierten Datenverfügbarkeit oder mangelnden Datenqualität zu orientieren.
Assoz. Prof. DI Dr. Stefan Achleitner hat von 1994 bis 2001 Bauingenieurwissenschaften an der Universität Innsbruck und in New Orleans studiert. Anschließend war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Arbeitsbereich Umwelttechnik an der Fakultät für Bauingenieurwissenschaften tätig. 2006 promovierte er zum Thema „Modular conceptual modelling in urban drainage development and application of city drain“. 2010 wechselte er wieder an die Universität Innsbruck und ist seither als Assistenzprofessor am Arbeitsbereich Wasserbau tätig. Neben dem Geschiebetransport in alpinen Einzugsgebieten, umfassen Achleitners Forschungsarbeiten die Hydrologie und den Hochwasserschutz und Hochwasserprognosen. Der Wissenschaftler hat seine Forschungsergebnisse in zahlreichen Arbeiten national und international publiziert.
Wirkung des EU-Rechts
Der Jurist Andreas Müller vom Institut für Europarecht und Völkerrecht der Universität Innsbruck erhält den diesjährigen Liechtenstein-Preis für seine Habilitationsschrift zur unmittelbaren Wirkung des Rechts der Europäischen Union, d.h., dessen Fähigkeit, Einzelpersonen Rechte zu verleihen und Pflichten aufzuerlegen, die vor nationalen Gerichten und Behörden eingefordert werden können. Dieses Konzept des „effet direct“ ist ein wesentliches strukturelles Element des Europarechts, das es vom klassischen Völkerrecht unterscheidet. In seiner nun ausgezeichneten Arbeit geht der Jurist den vielen Verzweigungen und Entwicklungen nach, die das Konzept der unmittelbaren Wirkung im Prozess der europäischen Integration erfahren hat und legt damit zum ersten Mal in den letzten 30 Jahren eine Gesamtschau des „effet direct“ vor.
Assoz. Prof. PD Dr. Andreas Müller, LL.M. (Yale), geboren 1977 in Lustenau/Vorarlberg, ist assoziierter Professor in Innsbruck. Gegenwärtig vertritt er eine Professur an der Universität Göttingen. Zudem ist er regelmäßig als Gastprofessor an der Universidad Panamericana in Mexico City und der Universidad de Alcalá (Spanien) tätig. Mit der nun ausgezeichneten Arbeit „Effet direct. Die unmittelbare Wirkung des Unionsrechts“ habilitierte er sich im März 2016 an der Universität Innsbruck. Der Jurist und Philosoph ist unter anderem im Monitoringausschuss des Landes Tirol zur Überwachung der Rechte von Menschen mit Behinderungen tätig. Derzeit forscht er in einem vom Wissenschaftsfonds FWF geförderten Projekt zu „Erlaubnisnormen im Völkerrecht“.
Neuer Entzündungsmechanismus mit Therapiepotenzial
In der mit dem Preis des Fürstentums Liechtenstein ausgezeichneten und im Fachjournal PNAS (Proceedings of the National Academy of Sciences) publizierten Forschungsarbeit beschreibt Taras Valovka erstmals einen neuen Mechanismus im Zusammenhang mit der Regulation von Entzündungsgenen und liefert damit einen vielversprechenden Angriffspunkt für die Entwicklung innovativer Therapieoptionen bei Autoimmunerkrankungen und Krebs. „In unseren Untersuchungen konnten wir zeigen“, so Preisträger Valovka, „dass ein Enzym mit dem Namen Protein Arginine Methyltransferase 1 (PRMT1) die Expression inflammatorischer Gene kontrolliert, indem es zwei Methylgruppen asymmetrisch an eine bestimme Aminosäure der transaktivierenden Untereinheit von NF-κB anhängt und somit die Genexpression unterdrückt wird.“ Die Aktivierung der als Entzündungsschalter fungierenden Protein-Familie NF-κB und deren Genregulation wird mit der Entstehung von Autoimmun-, aber auch Krebserkrankungen in Verbindung gebracht und ist deshalb weltweit Gegenstand intensiver Forschung.
Der 1974 in der Ukraine geborene Priv.-Doz. Dr. Taras Valovka, PhD absolvierte an der Universität Lemberg ein Masterstudium in Biochemie sowie ein PhD-Studium in Molekularer Biologie (Lemberg und Kiew) und forschte im Rahmen eines weiteren Doktoratsstudiums in Biochemie am Ludwig Institute for Cancer Research des University College London. 2013 habilitierte sich Taras Valovka in Molekularer Biologie an der Fakultät für Biologie der Universität Innsbruck. Nach mehreren Forschungsjahren in Zürich und an der Universität Innsbruck forschte er auch zwei Jahre an der Sektion für Zellbiologie des Innsbrucker Biozentrums, wo auch die nun mit dem Liechtensteinpreis prämierte Arbeit entstand. Er setzt seine Forschung mit Schwerpunkt auf die physiologische und pathologische Funktion der Protein-Arginin-Methylierung an der Medizinischen Universität Innsbruck fort.