Der 155 Meter lange Baukörper schlängelt sich wie ein Lindwurm entlang der Isel. Die Konstruktion, die auf schlanken Stahlbetonstützen ruht, erinnert an ein Baumhaus und hinterlässt nur einen kleinen Fußabdruck im Gelände. Die ungewöhnliche, langgestreckte Form ergibt sich aus dem schmalen Baugrund am Fluss. Der für den Ort maßgeschneiderte Bau sei nicht nur für die Studierenden eine Bereicherung, sondern auch für die Stadtbewohner von Lienz, lautet die Begründung der Jury. Mit dem Campus Technik Lienz ist ein dezentraler Bildungs- und Forschungsstandort entstanden, der beste Voraussetzungen bietet, sich gemeinsam mit den ansässigen Leitbetrieben zu einem Universitätsstandort zu entwickeln. Mechatronik war auch bisher schon am Standort vertreten. Gemeinsam mit der Werkmeisterschule, der Tiroler Fachberufsschule, der Privaten Höheren Technischen Lehranstalt für Mechatronik und nun auch mit der Universität Innsbruck und der UMIT ist in Lienz ein integriertes Bildungszentrum für Mechatronik in Osttirol entstanden.
Ambitionierter Neubau
Offenheit, Transparenz und Übersichtlichkeit bestimmen die Gestaltung des Baus, angefangen von der Aula mit den direkten Übergängen ins Freie, über den offenen Bereich im Obergeschoß mit lichtdurchfluteten Aufenthaltsinseln bis hin zu den mit Trennwänden ausgestatteten, flexibel adaptierbaren Hörsälen, Labors und Lernräumen. Die auf etwa 90 Studierende ausgelegten multimedialen Hörsäle befinden sich im vorderen Teil des Obergeschoßes. Vorbei an den Verwaltungsräumen und dem Sozialraum führt der Gang zum gemeinsam genutzten CAD- und Elektronik-Labor sowie den weiteren bandförmig angeordneten Labors und Klassenräumen der rund 350 Schülerinnen und Schüler der PHTL. Die multifunktionale Ausbildungsstätte ist auf dem beengten Areal an der Iselpromenade entstanden. Die bis dahin als Parkfläche genutzten, dem Bestandsgebäude vorgelagerten Grundstücke sind im Süden vom öffentlichen Weg und von der Isel begrenzt und von einem Wildbach getrennt. Überdies waren Auflagen hinsichtlich des Hochwasserschutzes zu erfüllen. Die komplexe Herausforderung bewältigten die Architektinnen und Architekten mit einem bemerkenswerten Baukonzept. Der Entwurf sah einen 160 Meter langen, auf fünf Meter hohen Stelzen schwebenden Baukörper vor, der über Brücken an die Bestandsgebäude angedockt ist. Nur im vorderen Bereich des Gebäudes werden die Stelzen von einem zurückversetzten Glaskörper durchbrochen. Im Erdgeschoß befindet sich der Eingangsbereich des Campus samt Aula und einem dahinter liegenden Maschinenbau-Labor der Universität.
(red)