Generalsekretär Martin Netzer und Sektionschefin Iris Rauskala vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung verliehen am 11. Dezember in feierlichem Rahmen den Diversitätsmanagementpreis „Diversitas“ in der Aula der Wissenschaften in Wien. Insgesamt wurden sieben Hochschul- und Forschungseinrichtungen für ihre herausragenden, innovativen Leistungen auf dem Gebiet des Diversitätsmanagements ausgezeichnet. Das inhaltliche Spektrum der PreisträgerInnen reichte von Strukturmaßnahmen über die Behandlung aktueller Themen bis hin zu inklusiven Maßnahmen für konkrete Zielgruppen.
Wissenschaftsminister Heinz Faßmann gratulierte den Institutionen, die sich mit ihren Projekten durchsetzen konnten: „Mit dem Diversitätsmanagementpreis machen wir sichtbar, wie vielfältig und engagiert österreichische Hochschul- und Forschungseinrichtungen gesellschaftlichen Herausforderungen mit ganz konkreten Maßnahmen begegnen. Die eingereichten Aktivitäten belegen eindrucksvoll, dass die Hochschulen und Forschungseinrichtungen ihre gesellschaftliche Vorreiterinnenrolle nachhaltig wahrnehmen. Dieses Engagement im Sinne der Wahrnehmung der gesellschaftlichen Verantwortung wollen wir sowohl würdigen als auch mit dem „Diversitas“-Preis honorieren.“
Hauptpreis für PhD-Karriereförderprogramm
Die UN-Behindertenrechtskonvention, die 2009 in Kraft getreten ist, macht Inklusion zur Kernaufgabe aller Hochschulen. Auch die Universität Innsbruck präsentiert sich als Arbeitgeberin, die die Diversität ihres Personals begrüßt und sich dem Grundsatz der Chancengleichheit verpflichtet und setzt seit 2012 mit einer Jobinitiative für die vermehrte Anstellung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit Behinderung zielgerichtete Impulse auf diversen Ebenen. Eine Steigerung von 35 % bei der Anzahl von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern mit Behinderung und/oder chronischer Erkrankung zeigt den Erfolg recht deutlich. Speziell im Bereich des wissenschaftlichen Personals sind die Zuwächse besonders hoch. 2012 arbeiteten noch 9 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit Behinderung und/oder chronischer Erkrankung an der Universität Innsbruck. Aktuell sind es 17 Personen. Dieser erstaunliche Anstieg ist federführend mit dem damals in Österreich einzigartigen PhD Karriereförderprogramm speziell für diesen Personenkreis gelungen.
Mit der Frage „Wie kann man behinderte Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler auf ihrem Weg in eine wissenschaftliche Karriere bestmöglich fördern?“ starteten eine Reihe von Überlegungen von Vertreterinnen und Vertretern des Büros des Vizerektors für Personal sowie Behindertenvertrauenspersonen und -beauftragten der Universität Innsbruck. Das Resultat liegt seit 2014 vor. Ziel des Programms ist die Förderung von Studienabsolventinnen und -absolventen und deren Integration in das Wissenschaftssystem sowie die Stärkung der wissenschaftlichen Präsenz am jeweiligen Institut. Im Rahmen des Karriereförderprogramms hat die/der behinderte und/oder chronisch erkrankte WissenschaftlerIn die Möglichkeit, sich auf die Erstellung der Dissertation zu konzentrieren und diese erfolgreich zum Abschluss zu bringen.
Aus der Begründung der Jury:
Die Jury befindet die Aktivität der Installierung einer Förderung für die Zielgruppe der begünstigt behinderten und/oder chronisch erkrankten Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler als sehr bedeutsam, da diese Gruppe mit zahlreichen Barrieren im Wissenschaftsbetrieb konfrontiert ist und es eine Leaky Pipeline für besagte Zielgruppe hinsichtlich der Wissenschaftskarriere gibt. Die durch die Aktivität entstehende Barrierearmut, Barrierefreiheit bzw. der dadurch erfolgte Hürdenabbau dient allen und wirkt sich positiv auf die gesamte Organisation aus, da hier z.B. neue Arbeitsbeziehungen und -weisen im wissenschaftlichen Arbeitsfeld aufgebaut werden. Es wird ein Modell geschaffen, das z.B. auch zeigt, dass die wissenschaftliche Leistung unter den Einschränkungen nicht leidet, auch wenn es vielleicht z.B. länger dauert. Davon profitieren alle, da neue Wege im Wissenschaftsbetrieb abseits des professionalisierten Normenbildes eines Wissenschaftlers/einer Wissenschaftlerin aufgezeigt werden. Dieses voneinander Lernen kann ein guter Ausgangspunkt für eine nachhaltige Organisationskulturveränderung sein. Die Aktivität macht Vielfalt sehr gut sichtbar, sie sichert die Chancengleichheit und sie gibt Unterstützung, wo sie notwendig ist. Besonders werden von der Fachjury der Vorbildcharakter und die Transferfähigkeit der Aktivität hervorgehoben, wobei die österreichweite Ausdehnung bereits am Verhandlungsweg ist. Damit ist dies ein beispielgebendes Projekt, das auch die Vorgaben der UN-Behindertenkonvention und des Aktionsplans Behinderung sehr gut umsetzt. Ein weiterer Vorteil der Aktivität: Aufgrund der überschaubaren Gruppengröße kann sehr gut die Wirkung der Aktivität gemessen werden.
Der ORF berichtete ausführlich über den Erfolg der Universität Innsbruck.
Der Diversitätsmanagementpreis „Diversitas“ wird biennal verliehen und ist mit insgesamt 150.000 Euro dotiert. Neben fünf Hauptpreisen zu je 25.000 Euro werden auch zwei Anerkennungspreise zu je 12.500 Euro vergeben. Die weiteren vier Hauptpreise zu je 25.000 Euro gingen an die Fachhochschule Technikum Wien, an die Technische Universität Graz, an die Universität für angewandte Kunst Wien sowie an die Universität Wien . Zwei Anerkennungspreise zu je 12.500 Euro erhielten die Medizinische Universität Wien und die Medizinische Universität Innsbruck.