Die Voraussetzungen für das neue integrierte Studium des italienischen Rechts an der Uni Innsbruck haben am vergangenen Donnerstag die Rektoren der Universitäten Innsbruck (Tilmann Märk), Padua (Rosario Rizzuto) und Trient (Paolo Collini), sowie die Präsidentin der Universität Bozen, Ulrike Tappeiner, gemeinsam mit Landeshauptmann Arno Kompatscher und Bildungslandesrat Philipp Achammer geschaffen. Im Sitzungssaal der Landesregierung in Bozen besiegelten sie zwei Abkommen, auf deren Grundlage ab dem Wintersemester neben der Universität Padua auch die Universitäten Trient und Bozen als Ausbildungsstätten einbezogen werden. „Wir haben die notwendige Anpassung des integrierten Diplomstudiums des italienischen Rechts an die neuen Studienordnungen in Österreich und Italien dazu genutzt, um das Studium internationaler und südtirolspezifischer zu gestalten“, sagte Landeshauptmann Kompatscher, der selbst Italienisches Recht in Innsbruck studiert hat. Insgesamt haben bis heute etwa 1.000 Südtirolerinnen und Südtiroler ein Rechtsstudium an der Universität Innsbruck abgeschlossen.
Mit der Reform wird das Studium von vier auf fünf Jahre ausgebaut. Gleichzeitig wurden die Universität Trient und die Universität Bozen mit ins Boot geholt. „Mit der Rechtsfakultät der Universität Trient haben wir nicht nur alle Jus-Fakultäten der Euregio als Partner, sondern auch eine Fakultät mit exzellente Rankingwerten“, sagte Landeshauptmann Kompatscher. Die Universität Bozen wird hingegen über ihre Studienangebote im Bereich Wirtschaftswissenschaften beteiligt sein. Der Landehauptmann hob die Bedeutung des Studiengangs für Südtirol und für die öffentliche Verwaltung in Südtirol hervor: „Dieses Studium bildet zweisprachige Juristinnen und Juristen heran, die das italienische Recht kennen und auch der deutschen Fachsprache mächtig sind. Zudem können sie künftig mit mehr Bildungsangeboten in Autonomie-, Verwaltungs- und Verfassungsrecht rechnen.“
Einen Blick auf die Entwicklung des Rechtsstudiums an der Universität Innsbruck warf Bildungslandesrat Achammer: „Bereits 1904 hat Innsbruck mit der Einführung des italienischen Rechtsstudiums einen wichtigen Schritt gesetzt. 1971 wurde mit der Gründung der rechtswissenschaftlichen Fakultät ein weiterer Entwicklungsschritt gesetzt. Diese Entwicklung wird nun mit dem Studienausbau auf Euregio-Ebene fortgesetzt.“ Die Bedeutung der Zusammenarbeit in der Europaregion hob Rektor Märk hervor. Er erinnerte daran, dass 3.500 der insgesamt 30.000 Studierenden an der Uni Innsbruck aus Südtirol stammen und dass das integrierte Rechtsstudium durch eine besonders hohe Prüfungsaktivität von rund 60 Prozent gekennzeichnet sei. Der neue Studiengang werde sich inhaltlich qualitativ verbessern, zumal die internationale und rechtsvergleichende Ausrichtung gestärkt werde.
Weitsicht erkannte Rektor Rizzuto all jenen zu, die vor 40 Jahren das grenzübergreifende und zweisprachige Studium aus der Taufe gehoben hatten, heute sei die Internationalisierung ein Muss, auch für die Rechtswissenschaften. Als Mehrwert bezeichnete Rektor Collini die Zusammenarbeit von Universitäten mit Tradition, wie die Universität Innsbruck, und mit einer sehr langen Geschichte, wie die Universität Padua, mit jüngeren Universitäten wie Trient oder Bozen. „Wir als Freie Universität Bozen freuen uns, das Erfolgsmodell des integrierten Diplomstudiums der Rechtswissenschaften an der Universität Innsbruck künftig durch unsere wirtschaftswissenschaftlichen Lehrveranstaltungen ergänzen zu können“, betonte die Präsidentin Tappeiner, die auch auf die verstärkte Zusammenarbeit der Universitäten in der Euregio und im nordostitalienischen Raum verwies. Das Land Südtirol wird die externe Lehre ab 1. Oktober 2018 vorerst fünf Jahre lang finanzieren und stellt dafür 950.000 Euro bereit. Derzeit sind über 400 Studierende für das integrierte Rechtsstudium in Innsbruck eingeschrieben, drei Viertel davon stammen aus Südtirol.