Ingeborg Hochmair mit Ivana Stiperski und Gina Moseley
Ingeborg Hochmair (mitte) mit den neu berufenen Professorinnen Ivana Stiperski (links) und Gina Moseley (links).

Neue Inge­borg-Hoch­mair-Pro­fesso­rinnen beru­fen

Ivana Stiperski und Gina Moseley wurden als Professorinnen an die Uni Innsbruck berufen. Mit den nach der erfolgreichen Tiroler Unternehmerin Ingeborg Hochmair benannten Professuren fördert die Universität Frauenkarrieren. Die Antrittsvorlesungen der diesjährigen Ingeborg-Hochmair-Professorinnen geben interessante Einblicke in ihre jeweiligen Arbeiten.

Wissenschaftliche Karrieren von Frauen an der Uni Innsbruck zu fördern, liegt der Universitätsleitung sehr am Herzen. Zur Förderung exzellenter Wissenschaftlerinnen schreibt die Universität Innsbruck seit 2016 auf fünf Jahre befristete Ingeborg-Hochmair-Frauenprofessuren aus. „Mit Gina Moseley und Ivana Stiperski konnten auch bei der zweiten Ausschreibung der Hochmair-Frauenprofessuren zwei ganz ausgezeichnete Nachwuchswissenschaftlerinnen berufen werden. Ich bin mir sicher, dass die beiden jungen Kolleginnen von der Fakultät für Geo- und Atmosphärenwissenschaften ihren Weg erfolgreich fortsetzen und die ihnen gebotene Chance nützen werden. Dass eine Hochmair-Professur wie von uns geplant als Sprungbrett funktionieren kann, hat Daniela Schuster bewiesen, die inzwischen an die Paracelsus Medizinische Privatuniversität in Salzburg berufen wurde“, so Ulrike Tanzer, Vizerektorin für Forschung an der Uni Innsbruck. Im Jahr 2017 waren das die Pharmazeutin Daniela Schuster und die Quantenphysikerin Tracy Northup. „Mit Ingeborg Hochmair leiht ein idealtypisches ‚Role Model’ diesem Programm seinen Namen. Dafür sind wir der erfolgreichen Forscherin und Unternehmerin sehr zu Dank verpflichtet“, betont Rektor Tilmann Märk. Neben den Ingeborg-Hochmair-Professorinnen verfügt die Universität Innsbruck mit dem Erika-Cremer-Habilitationsprogramm bereits seit 2009 über ein weiteres Programm, um gezielt Frauenkarrieren in der Wissenschaft zu fördern. Zudem werden über ein internes Peer-Mentoring-Programm junge Wissenschaftlerinnen auf ihre Karriere an der Universität vorbereitet und auf ihrem Weg von anderen Mentees und Mentorinnen und Mentoren unterstützt. Das Programm wird im Frühjahr bereits zum vierten Mal angeboten.

Turbulenzen analysieren

Turbulenz ist eine der großen verbleibenden Herausforderungen in der Physik. In der Atmosphäre beeinflusst sie Phänomene wie die Stärke von Sturmsystemen, Luftverschmutzung und die Gletscherschmelze. Genaue Wettervorhersagen und Klimaprognosen erfordern eine genaue Beschreibung von Turbulenz, insbesondere über Berg- und Polarregionen, wo sie besonders komplex ist. Die Meteorologin Ivana Stiperski arbeitet mit experimentellen Daten aus aller Welt an der Entwicklung einer universellen Theorie der oberflächennahen atmosphärischen Turbulenz. Eine solche Theorie würde nicht nur das grundlegende Verständnis dafür erhöhen, wie die komplexen Verhältnisse Turbulenz beeinflussen, sondern letztlich auch genauere Wettervorhersagen und Klimaprognosen ermöglichen.

Ivana Stiperski wurde 1980 in Zagreb, Kroatien, geboren. Sie studierte Atmosphärenphysik und Physik des Ozeans an der Universität Zagreb und promovierte dort im Jahr 2010. Ein Jahr später kam sie an die Universität Innsbruck und arbeitete in der Gruppe von Mathias Rotach über bergige Grenzschichten und den Aufbau der Messplattform i-Box. Seit 2015 ist sie Hertha Firnberg Stipendiatin zum Thema „Stabile Grenzschichten in komplexem Gelände“. Während ihrer Karriere hatte sie umfangreiche Forschungsaufenthalte in weltweit führenden Zentren für Bergmeteorologie, wie der University of Utah, und arbeitete auch als Prognostikerin für mehrere Bergsteigexpeditionen, darunter die Croatian Female Expeditions to Cho Oyu and Everest. Ihre Forschung wurde durch mehrere Auszeichnungen und Stipendien gewürdigt, darunter das L'Oreal-UNESCO National Stipendium For Women in Science 2011 und den Dr. Gerhart Schinze Preis 2012.

Lektionen aus der Vergangenheit

Das Erdklima erwärmt sich rasant und die daraus resultierenden Folgen werden sowohl für die Umwelt als auch für die sozioökonomischen Systeme weltweit spürbar sein. Mit ihren Forschungen möchte Gina Moseley zu einem besseren Verständnis der Entwicklungen des Klimas beitragen. Die Paläoklimatologin untersucht anhand von Analogien aus den letzten 500.000 Jahren, wie sich das Klima und die Umwelt in einer sich schnell verändernden und wärmeren Welt verändern. Dazu rekonstruiert sie Aufzeichnungen über vergangene Klima- und Umweltveränderungen aus geochemischen Variationen, die Schicht für Schicht in Höhlenmineralablagerungen, wie Stalagmiten, eingeschlossen sind. Ihre zukünftige Forschung wird sich auf die arktische und periglaziale Umwelt konzentrieren, die beide sehr empfindlich auf den Klimawandel reagieren.

Gina Moseley wurde 1984 in Walsall, Großbritannien, geboren. Sie studierte Physikalische Geographie an der University of Birmingham bevor sie 2009 an der Universität Bristol promovierte. Moseley erforschte dann das Mangan-Chrom-Datierungssystem in Meteoriten an der University of Manchester. Seit 2011 arbeitet sie in der Gruppe von Prof. Christoph Spötl an rasanten Klimaveränderungen der letzten Eiszeit, für die sie mit dem Otto-Siebert Forschungspreis ausgezeichnet wurde. Im Jahr 2015 begann sie ein Hertha-Firnberg-Stipendium, in dem sie an einer warmen Klimazeit vor 400.000 Jahren arbeitete. Im Jahr 2016 veröffentlichte sie einen wichtigen Beitrag zu einem 30-jährigen Paläoklima-Rätsel und erhielt den Innsbrucker Preis für wissenschaftliche Forschung. Im Jahr 2018 erhielt sie den START-Preis des Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF), um in Grönland wegweisende Forschung zu betreiben. 

Pionierin und Role Model

Die Namengeberin der neuen Professuren an der Universität Innsbruck, Ingeborg Hochmair, gilt in internationalen Fachkreisen als Pionierin auf dem Gebiet der Hörimplantate. Ihr Enthusiasmus und ihr großes Engagement haben es möglich gemacht, dass heute mit Hilfe von Elektronik erstmals ein menschliches Sinnesorgan vollwertig ersetzt werden kann. Mit einem Cochlea-Implantat erlangen Menschen mit hochgradigem Hörverlust das natürliche Hörvermögen wieder. Tausenden Menschen weltweit konnte mit dieser in Österreich entwickelten Technologie in den vergangenen Jahren geholfen werden. Als Forscherin und erfolgreiche Unternehmerin ist Ingeborg Hochmair heute ein „Role Model“ für Frauen, die sich in Naturwissenschaften und Technik engagieren und ebenso beeindruckende Karrieren anstreben. Für ihre herausragenden Leistungen wurde Hochmair international schon vielfach ausgezeichnet, etwa mit dem renommierten Lasker-DeBakey Clinical Medical Research Award und dem Russ Prize der National Academy of Engineering. Die Universität Innsbruck ernannte Ingeborg Hochmair 2013 zur Ehrensenatorin.

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