Das Digital Science Center wurde Anfang 2019 als interfakultäre Organisationseinheit ins Leben gerufen mit dem Ziel, die Digitalisierung der Wissenschaften an der Universität Innsbruck zu unterstützen und neue, interdisziplinäre Forschung in digitalen Methoden zu entwickeln. Derzeit sind 15 Laufbahnstellen vorgesehen, die sich in verschiedenen Phasen der Berufungsverfahren befinden – fünf von ihnen sind zu diesem Zeitpunkt besetzt. Neben der Forschung nimmt aber auch die Lehre einen zentralen Stellenwert am DiSC ein – und hier hat sich in einem Jahr seit seiner Gründung bereits viel getan.
Schon im Wintersemester 2018/2019 begann der Lehrbetrieb an dem bis dato noch nicht offiziell eingerichteten Digital Science Center. Im Rahmen einer Pilotphase boten wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die zukünftig dem DiSC zugeordnet werden sollten, zwei Programmierkurse an: Einführung in Python und Einführung in R, Programmiersprachen, die sich besonders für die Analyse großer Datenmengen eignen. Die Kurse erfreuten sich gleich zu Beginn großer Beliebtheit. Um allen interessierten Studierenden die Teilnahme an den Kursen zu ermöglichen, mussten sogar zusätzliche Parallelgruppen geschaffen und die Gruppenstärke erhöht werden.
Im laufenden Studienjahr 2019/2020 wird die Ergänzung Digital Science zum ersten Mal regulär angeboten. Sie soll Studierende auf eine digitalisierte Zukunft vorbereiten und ihnen Methoden für die computergestützte Datenanalyse an die Hand geben. Insgesamt umfasst die Ergänzung fünf Module, wobei Studierende entweder das ganze Paket (im Umfang von insgesamt 30 ECTS-Punkten) in ihren Studiengang integrieren oder ganz flexibel individuelle Kurse belegen können. Thematisch beschäftigen sich die Veranstaltungen mit Programmierung, Datenmanagement, Datenanalyse und Aspekten der Digitalisierung, wobei das Kursangebot innerhalb dieses Rahmens sukzessive weiter ausgebaut und breiter aufgestellt werden soll. Es ist außerdem vorgesehen, neben der Ergänzung Digital Science in Zukunft weitere Angebote in das Lehrprogramm des Digital Science Centers aufzunehmen.
In diesem Wintersemester bekundeten insgesamt 300 Studierende ihr Interesse an unseren Lehrveranstaltungen. Besonders gut angenommen wurden unsere Einsteigermodule, Einführung in die Programmierung und Aspekte der Digitalisierung, bei denen zwei beziehungsweise vier Anmeldungen auf einen Platz kamen. Entsprechend lang waren auch die Wartelisten zu Beginn des Semesters. Letztlich konnten wir mit 140 Studierenden starten, wovon einige nicht nur einen, sondern gleich mehrere Kurse aus unserem Angebot belegten. Besonders erfreulich ist außerdem, dass sogar fortgeschrittene Kurse aus dem Modul Datenanalyse gut besucht sind.
Unser Kursangebot richtet sich vorrangig an Bachelor- und Masterstudierende an der Universität Innsbruck, die mit 44 % (Bachelor) beziehungsweise 53 % (Master) aller Anmeldungen die größte Gruppe darstellen. Aber auch Doktoranden nehmen an den Kursen teil. Die Veranstaltungen stehen Studierenden aller Fachrichtungen offen, ihr akademischer Hintergrund ist dabei nicht von Belang. Tatsächlich sind alle Fakultäten vertreten. Die Fakultät für Geo- und Atmosphärenwissenschaften, die Philologisch-Kulturwissenschaftliche Fakultät und die Fakultät für Architektur stellen den größten Studierendenanteil. Aber selbst hier kommen die Studierenden aus ganz unterschiedlichen Fachdisziplinen, was die Heterogenität in den Kursen unterstreicht. Positiv zu bewerten ist auch, dass – verteilt über alle Module – fast die Hälfte aller Kursteilnehmer weiblich ist. Dabei hat das Modul Aspekte der Digitalisierung mit 60 % die meisten Studentinnen angezogen, aber mit 40 % ist der Frauenanteil auch in den Programmierkursen vergleichsweise hoch.
In einem so heterogenen Umfeld zu lehren ist eine spannende und herausfordernde Aufgabe zugleich. Wir haben es uns auf die Fahnen geschrieben, im Einklang mit der Ausrichtung des Digital Science Centers, moderne Lehrmethoden einzusetzen, um das Lernen in den Kursen noch effektiver zu gestalten. Dazu zählen Konzepte wie der Umgedrehte Unterricht, wodurch in der Präsenzveranstaltung mehr Zeit bleibt, Fragen zu klären und das Gelernte umzusetzen. Joanna Chimiak-Opoka, Lehrkoordinatorin am Digital Science Center und selbst Dozentin für Python, meint dazu: „Ich befürworte Learning by Doing und bin der Meinung, dass die Lerninhalte sowohl relevant als auch praxisnah sein sollten.“ Um eine hohe Qualität der Lehre sicherstellen und auf die unterschiedlichen Bedürfnisse und Erwartungen der Studierenden eingehen zu können, nutzen wir zudem verschiedene Instrumente für reibungslose Zusammenarbeit zwischen Studierenden und Lehrpersonal. Zu nennen sind hier insbesondere virtuelle Lernumgebungen (OLAT, ArsNova), mit denen wir nicht nur rasch auf Studierendenanfragen reagieren können, sondern die es den Studierenden ebenfalls ermöglichen, direkten Einfluss auf den jeweiligen Kurs zu nehmen. Wir ermutigen sie so dazu, selbst aktiv zur kontinuierlichen Verbesserung der Kurse beizutragen. Zu diesem Ziel nutzen wir außerdem Lehranalysetools, um herauszufinden, was gut funktioniert und an welchen Stellschrauben wir noch drehen können. Zum Beispiel holen wir schon nach der Hälfte des Semesters mittels Studierendenumfragen Feedback von den Kursteilnehmern ein.
Im nächsten Semester werden wir unser Repertoire um neue Kurse in den Modulen Einführung in das Datenmanagement, Datenanalyse und Aspekte der Digitalisierung erweitern. Zusätzlich werden wir wieder Programmierkurse anbieten, um die große Nachfrage zu decken. Ab dem Studienjahr 2020/2021 haben Studierende dann erstmals die Möglichkeit, am Data Analysis Lab teilzunehmen. In diesem Modul können sie ihre bis dahin erworbenen Fähigkeiten miteinander verknüpfen, in Projektarbeit praktisch anwenden und so mithilfe digitaler Methoden einen komplexen Datenanalyseprozess von der Datenerhebung bis zur Bewertung datenbasierter Entscheidungen umsetzen.
Mit der Besetzung weiterer Laufbahnstellen werden auch die Lehrkapazitäten am DiSC zunehmen. Während wir in der Pilotphase mit zunächst zwei Lehrpersonen begonnen haben, sind es nun schon insgesamt sieben – fünf aus dem Kreis des Digital Science Centers und zwei Professoren vom Institut für Statistik, die uns tatkräftig unterstützen. Schon im nächsten Semester werden es wieder ein paar mehr sein. Je größer das Team des Digital Science Centers, desto vielfältiger wird auch unser Lehrangebot. Mit steigender Heterogenität unserer Kurse können wir des Weiteren immer besser auf die Bedürfnisse und Interessen der Studierenden an unserer Universität eingehen. Zudem können wir innerhalb des Teams voneinander lernen, was das Arbeiten am DiSC zu einer bereichernden Erfahrung macht.
Mit unserem Lehrangebot verfolgen wir das Ziel, die Digitalisierung all jenen näher zu bringen, die ihre vielfältigen Möglichkeiten nutzen möchten. Unsere Veranstaltungen sind so konzipiert, dass die Studierenden zusätzliche Kompetenzen erwerben können, die ihnen Tür und Tor zu neuen Berufsfeldern im Zeitalter der Digitalisierung eröffnen. In Zukunft soll unser Lehrangebot dynamisch daran angepasst werden, was unsere Studierenden für ihren beruflichen Werdegang benötigen. Es soll Trends in Forschung und Wirtschaft berücksichtigen und passgenau auf die jeweiligen Bedürfnisse zugeschnitten sein. Dabei ist es uns ein Anliegen, unseren Wissens- und Erfahrungsschatz sowie unsere Begeisterung und unsere Fähigkeit zum kritischen Denken an andere weiterzugeben, um gemeinsam unsere Zukunft in einer digitalisierten Welt zu gestalten. Der erste Erfolg unserer Lehrveranstaltungen ist die Bestätigung, dass wir auf dem richtigen Weg sind, und zugleich Ansporn, uns auch weiterhin kräftig ins Zeug zu legen, um dieses Ziel zu erreichen.
(Joanna Chimiak-Opoka, Carina König, Justus Piater)