Alfred Doppler, der Doyen der österreichischen Germanistik, feiert am 12. Juni 2021 seinen 100. Geburtstag. – Als er vor fünfzig Jahren, im Herbst 1971, an die Universität Innsbruck berufen wurde, auf die damals neu gegründete (und anfangs keineswegs ganz unumstrittene) Lehrkanzel für Österreichische Literaturgeschichte und Allgemeine Literaturwissenschaft, sah man sich dort über vieles schon im Bilde, vor allem darüber, dass man einen allseits hochgeschätzten Lehrer gewonnen hatte: Als Gymnasiallehrer in Graz (1948–1968) und als Gastprofessor in München (1968–1970) hatte Doppler immer schon seine Schüler/innen und die Studierenden mit seiner Sachkenntnis, mit seinem Engagement und mit seiner unnachahmlich-leidenschaftlichen Art und Weise der Auseinandersetzung mit Sprache und Literatur ungemein beeindruckt; und längst war er darüber hinaus auch als Verfasser literaturwissenschaftlicher Studien hervorragend ausgewiesen.
Es ist indessen keineswegs selbstverständlich, dass ein neuberufener Lehrer hält, was er verspricht. Alfred Doppler aber hat die hoch-gesteckten Erwartungen sehr schnell übertroffen. In seinen Lehrveranstaltungen drängten sich die Zuhörer/innen sogar in den größten Hörsälen und Seminarräumen, die der Germanistik zur Verfügung standen. Die publizierten Erträge seiner Vorlesungen und seiner Forschungen stießen überall auf starke Zustimmung: In der Festschrift für Alfred Doppler, die zu seinem 60. Geburtstag 1981 erschien und eine stattliche Reihe von Beiträgen versammelte, kommt diese Resonanz bereits anschaulich zum Ausdruck.
Auch nach seiner Emeritierung im Jahr 1991 hat Alfred Doppler, wie gewohnt Tag für Tag von seiner Frau Waltraut nach Kräften unterstützt, an vielen Universitäten Gastvorlesungen und Vorträge abgehalten und in mancher Hinsicht hat er seine Forschungen sogar noch intensiviert; was namentlich der Stifter- und der Trakl-Forschung zugutekommt.
Darüber und über vieles mehr soll diese Jubiläumsschrift berichten; sie sei jedoch auch und vor allem ein Ausdruck der Dankbarkeit, die ihm seine Schüler/innen, viele Wegbegleiter/innen und zahlreiche Institutionen der Literaturwissenschaft im In- und Ausland schulden. Was die österreichische Literaturwissenschaft, was Generationen von Lehrerinnen und Lehrern Alfred Doppler verdanken, das kann in dieser Broschüre bestenfalls angedeutet werden.
Ich messe der Dichtung eine Wichtigkeit bei, die weit über die Wichtigkeit andrer menschlicher Tätigkeiten emporragt. Sie setzt nicht nur Erkenntnis voraus, sondern setzt die Erkenntnis über sich hinaus fort, in das Gebiet der Ahnung, Mehrdeutigkeit, der Singularitäten, das bloß mit den Mitteln des Verstandes nicht mehr zu fassen ist.
Robert Musil, zitiert nach Alfred Doppler
Informationen zum Buch
Ein Festgeschenk
Jubiläumsschrift für Alfred Doppler zum 100. Geburtstag
Wolfgang Hackl, Johann Holzner, Wolfgang Wiesmüller (Hg.)
ISBN 978-3-99106-034-5
brosch., 126 Seiten, zahlr. Abb.
2021, innsbruck university press
Preis: 16,90 Euro
Links
- „Ein Festgeschenk. Jubiläumsschrift für Alfred Doppler zum 100. Geburtstag“ bei iup
- Beitrag zur Verleihung der Ehrendoktorwürde an Alfred Doppler