Drei Mädchen mit Rucksäcken auf einem Wanderweg
Bewegung von klein auf ist wichtig für körperliche und psychische Gesundheit.

Gesünder im Urlaub

Dass körperliche Bewegung nicht nur der physischen, sondern auch der psychischen Gesundheit zuträglich ist, ist durch zahlreiche Studien belegt. Auch im Urlaub können entsprechende Angebote zur Erholung vom Alltagsstress beitragen. Im FFG-Qualifizierungsnetzwerk „E-PAST“ haben Sportwissenschaftler eine entsprechende Weiterbildung für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Hotels geboten.

„Die Pandemie hat unseren ursprünglichen Plan etwas durcheinandergebracht“, sagt Philipp Schlemmer vom Institut für Sportwissenschaft der Uni Innsbruck. „Wir konnten aber schnell auf die Situation reagieren und konnten, glaube ich, ein rundes und gut abgestimmtes Angebot liefern.“ Philipp Schlemmer und Martin Schnitzer vom Institut für Sportwissenschaft haben gemeinsam mit Partnerinnen und Partnern der UMIT Tirol und der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität (Salzburg) das von der Forschungsförderungsgesellschaft FFG unterstützte und nun abgeschlossene Projekt „E-PAST“ aufgesetzt und angeboten. Die Abkürzung steht für „Evidence-based Physical Activities in Sport and Health Tourism“ – Zielgruppe für die Weiterbildung waren im Tourismus Beschäftigte, die sportliche und gesundheitsorientierte Angebote in Hotels ausbauen, neue Formate für Gäste entwickeln und vermehrt auf deren individuellen Bedürfnisse eingehen wollen. „Die Sport- und Gesundheitsbranche boomt und immer mehr Menschen suchen auch im Urlaub einen sportlich aktiven Ausgleich zu Beruf und Alltag. Wir empfehlen dafür einen ganzheitlichen Ansatz im Hotel und eine solide Schulung aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, von der Rezeption über den Fitnessbereich und das Management bis hin zur Küche“, sagt Philipp Schlemmer.

Veränderte Dynamik

Das Projekt lief – nach einer pandemiebedingten Verlängerung – von Frühjahr 2019 bis Sommer 2021. Nach zwei Basismodulen, davon eines zur Digitalisierung im Tourismus, konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer unter anderem Module zu Erlebnis- und Outdoorpädagogik belegen und eigene Ideen entwickeln. „Gerade die natürlichen Flächen ‚draußen‘ werden auch im Tourismus immer wichtiger. Immer mehr Hotels bieten zum Beispiel geführte Wanderungen an. Das ist aber nur ein Beispiel von mehreren, um attraktive Bewegungsangebote für Gäste zu setzen. Und der Trend geht klar weg vom Riesen-Wellnessbereich hin zu individuelleren und höherwertigen Angeboten – mit dem Ziel, aus einmaligen Besucherinnen und Besuchern Stammgäste zu machen.“ Etwas anders als geplant liefen die Module während der Akutphase der Pandemie ab: Einige ursprüngliche Teilnehmer*innen konnten aufgrund der geschlossenen Hotels nicht mehr bei den Kursen dabei sein, die geplanten gemeinsamen Arbeiten und Projektbesprechungen mussten ins Digitale verlagert werden. „Gerade die Tourismusbranche war von der Pandemie mit am stärksten betroffen. Deshalb haben auch etwas weniger Personen als ursprünglich geplant die Weiterbildung beendet; die Rückmeldungen derjenigen, die bis zum Ende dabei waren, sind aber durchwegs positiv.“

Umfrage

Neben dem eigentlichen Weiterbildungsangebot hatte die Pandemie auch Auswirkungen auf einen weiteren Projektbestandteil, ein Transferprojekt: Mittels einer Umfrage unter den Gästen der teilnehmenden Hotels sollte das Interesse an Angeboten im Bewegungs-, Ernährungs- und Gesundheitsbereich und zu vermehrten digitalen Angeboten erhoben und dadurch auch Daten zu den einzelnen teilnehmenden Häusern gesammelt werden. Das war durch Lockdowns und Reiseeinschränkungen allerdings praktisch unmöglich. „Mit der Unterstützung von Studierenden des Bachelorstudiums Wirtschaft, Sport- und Gesundheitstourismus in Landeck konnten wir dieses Transferprojekt unter besonderen Auflagen trotzdem umsetzen, und zwar mittels Online-Fragebögen, die wir per Mail an Personen verschickt haben, die ihren letzten Urlaub zeitnah zum Ausbruch der COVID-19-Pandemie in Tirol verbracht haben.“

Der Großteil der 442 befragten Personen stammt aus Österreich (54 %), gefolgt von Deutschland (21 %) und Italien (18 %), mit rund der Hälfte aus der Altersgruppe von 18 bis 30. 60 % verbrachten ihren letzten Tirol-Urlaub im Sommer, 40 % im Winter. „Der soziale Austausch mit anderen Gästen und auch dem jeweiligen Personal haben die Befragten als sehr wichtig empfunden, obwohl in Anbetracht der Pandemie klare Unterschiede zu erkennen sind. Speziell Hygiene- und Sicherheitsthemen haben im Vergleich zur Zeit davor an Bedeutung für die Tourismusindustrie gewonnen“, sagt der Sportwissenschaflter. „Die Befragten haben auch großes Interesse an Angeboten und Inhalten des jeweiligen Hotels und können als dem Hotel gegenüber loyal eingestuft werden: Sie empfehlen das jeweilige Hotel auch Freunden weiter und sprechen sehr positiv über ihren Aufenthalt in Tirol – mehr als drei Viertel der Befragten haben entsprechende Fragen bejaht.“ 78 % der Befragten hatte keine besondere Intention, sich im Urlaub mehr zu bewegen, gaben aber an, körperlich aktiver gewesen zu sein als im Alltag: Vor allem Outdoor-Sportarten wie Wandern, Mountainbiking, Schwimmen bzw. Skifahren, Winterwandern und Langlaufen, aber auch Fitnessraumaktivitäten fanden Zuspruch. Freizeitaktivitäten werden durch die COVID-19-Pandemie als wichtiger empfunden als noch vor der Pandemie. „Ein wichtiger Bestandteil unseres Qualifizierungsnetzes war auch die Vermittlung von Wissen im Bereich Digitalisierung, das war auch eines der beiden Basismodule. Die Befragung ergab, dass auch die Touristinnen und Touristen die Digitalisierung als immer wichtiger empfinden und vor allem die jüngeren Generationen Digitalisierungsmaßnahmen als festen Bestandteil des persönlichen und gesellschaftlichen Lebens sehen“, schließt Philipp Schlemmer.

 

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