Eine besondere Arbeitswoche erlebte dieser Tage eine Gruppe von Lehrlingen der Fröschl AG & Co KG: In einem fünftägigen Workshop erlernten die Jugendlichen jahrhundertealte Handwerkstechniken. Bevor es jedoch ans Arbeiten mit historisch nachempfundenem Mauermörtel am denkmalgeschützten Objekt - der Burgruine in Thaur - ging, erhielten sie einen geschichtlichen Rückblick sowie eine theoretische Einführung in die Materialkunde an der Universität Innsbruck. In den darauffolgenden beiden Tagen erlernten sie an der BAUakademie Tirol die ersten Schritte zum Setzen und Verfugen einer Natursteinmauer sowie Techniken zur Oberflächenbearbeitung- und Gestaltung. Das Projekt entstand in Kooperation mit der BAUakademie Tirol, der Arbeitsgruppe für Denkmalpflege des Arbeitsbereichs für Materialtechnologie der Universität Innsbruck sowie dem Bundesdenkmalamt und wurde aus Mitteln des Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) kofinanziert. Teile der Arbeiten wurden im Rahmen des K-Regio-Projektes NHL durchgeführt. „Wir beschäftigen uns an der Universität Innsbruck schon seit geraumer Zeit mit historischen Bindemitteln und freuen uns, dass wir unser Material an dieser einzigartigen Versuchsbaustelle testen können. Im Labor wäre dies nicht in jener Form möglich gewesen“, berichtet Anja Diekamp von der Universität Innsbruck.
WK-Präsident und Thaurer Bürgermeister Christoph Walser besichtigte heute den Fortschritt an der Burgruine in Thaur und bedankte sich im Zuge dessen bei allen Beteiligten des Projektes: „In den vergangenen Jahren wurde viel Arbeit in die Ruine gesteckt, um daraus wieder ein wahres Schmuckstück zu zaubern. Umso mehr freut es mich, dass dieser wichtige Teil Geschichte der Gemeinde Thaur nun Lehrlingen die Möglichkeit gibt, altes Handwerk neu zu entdecken.“ Vor Ort musste das Mauerwerk der Ruine vorbereitet und gereinigt werden. Anschließend wurden unter anderem Steinbehauungsarbeiten durchgeführt und Mauerwerksausbrüche saniert sowie Neumauerungen errichtet. „Die Jungs waren die ganze Zeit über mit voller Begeisterung dabei, zeigten außerordentliches Interesse für die alten Methoden und packten eifrig mit an. Zudem bewiesen sie Geduld und ein gutes Auge für die Passform der Steine“, erzählt Mario Erhard von der BAUakademie Tirol und ergänzt: „Ich hoffe, wir haben mit diesem spannenden Projekt den Grundstein gelegt, um künftig noch vielen interessierten Lehrlingen die klassische Bauweise näherbringen zu können.“ Auch Bauinnungsmeister und WK-Vizepräsident Anton Rieder zeigte sich äußerst begeistert: „Im Sinne der trialen Ausbildung in der Tiroler Baubranche ist es ausgesprochen wichtig, solche Projekte zu unterstützen. Denn neben dem Wissen über das aktuelle Bauwesen gehört auch der Erhalt alter Bausubstanzen an die Tagesordnung, um einen nachhaltigen Beitrag zu leisten.“
(Tiroler Wirtschaft)