Hochintensiver Ausdauersport kann zu erheblichen, manchmal auch lebensbedrohlichen Fehlfunktionen des menschlichen Körpers führen. Die daraus resultierenden Probleme sind längst weitreichend bekannt, die zugrundeliegende Erklärung der Ursachen dagegen weitestgehend ungeklärt. Eine Studie der Medizinischen Universität Innsbruck untersucht nun die Pathophysiologie bei TeilnehmerInnen eines Langstrecken-Radrennens. Wesentlicher Bestandteil der Studie ist das bahnbrechende nicht-invasive Testverfahren von UriSalt, welches erstmals die Bestimmung des Elektrolyt-Haushalts mobil und durch die Athlet*innen selbst während des Rennens ermöglicht und die Ergebnisse sofort liefert.
Ultra-Ausdauer-Sportevents erfreuen sich zunehmender Popularität, sowohl im Profi- als auch im Freizeitsport. Damit sind Langstrecken-Sportarten wie Marathonlauf, Langstrecken-Radrennen über einen oder mehrere Tage, aber auch Triathlon und Schwimmen allgemein umfasst. Derartige Extrembelastungen können auch bei ansonsten gesunden Personen zu unangenehmen, oftmals aber auch lebensbedrohlichen körperlichen Fehlfunktionen führen, wie beispielsweise Dehydrierung oder Elektrolytungleichgewicht. Insbesondere Radsportler*innen berichten über ausgeprägte Symptome wie Ödeme und Urinveränderungen. Die Ursachen dieser zum Teil gefährlichen Symptome sind beinahe ungeklärt. Allgemein wird vermutet, dass dies durch eine Änderung der Nierenfunktion im Zusammenhang steht und diese insbesondere durch Trinkstrategie, schmerzlindernde Medikamente, aber auch Geschlecht, beeinflusst wird.
Messungen im Praxistest
Die Medizinische Universität Innsbruck führt nun erstmals eine Studie mit 13 international-erfahrenen Ultra-Radsportler*innen durch. Diese absolvieren in 5 Tagen rund 1.300 km Strecke mit 22.500 m Höhenmetern. Ausgangs- und Endpunkt ist Innsbruck. Die SportlerInnen werden vor Abfahrt, zur Halbzeit und nach Abschluss jeweils an der Uni-Klinik Innsbruck eingehend untersucht. Während des Rennens werden die Sportler*innen ihren Elektrolythaushalt Vorort selbst bestimmen und mit einer maßgeschneiderten UriSalt-App die Ergebnisse sowie ihr Ess- und Trinkverhalten erfassen. Die gewonnenen Erkenntnisse werden dann nicht nur für Profi- oder Ultra-Ausdauersportler*innen sondern einer großen Masse an Freizeitsportler*innen hilfreich sein. Die Suche nach Antworten steht auch bei Athlet*innen an erster Stelle. Jana Kesenheimer, Studien-Teilnehmerin und schnellste Frau des knapp 2.800 km langen Three Peaks Bike Race erklärt: „Weil ich selbst als Radfahrerin Erfahrungen mit Schwellungssymptomen bei langen Distanzen gemacht habe, aber auch aus meinem wissenschaftlichen Interesse heraus, bin ich sehr gespannt auf die Studie. Ich freue mich, damit einen wichtigen Beitrag für die Ausdauersport-Community leisten zu können.”
UriSalt liefert wesentlichen Bestandteil der Studie
Bislang war weder ein mobiler nicht-invasiver Test noch der Selbsttest der AthletInnen möglich, sodass eine Studienformat wie dieses, mit Tests im realen Leistungsumfeld, nicht durchführbar war. Die Entwicklung des bahnbrechenden Point-of-care-Testverfahrens des Tiroler Startups UriSalt spielt somit eine zentrale Rolle dieser international beachteten Studie und ist bereits erster Ausblick auf die richtungsweisenden Anwendungsmöglichkeiten des Verfahrens. „Diese Studie ist der erste externe Einsatz unseres Testverfahrens und wir freuen uns, die Medizinische Universität Innsbruck bei dieser Studie unterstützen zu können“, erklärt Dr. Pinar Kilickiran, CEO und Co-Founder von UriSalt.
Das patentierte Testverfahren von UriSalt ist nicht auf Extrem-Sportler begrenzt, sondern ermöglicht vielen Patienten und Sportlern erstmals eine nicht-invasive Messung des Elektrolythaushalts durch ein einfach zu bedienendes Gerät und dazugehörigen Teststreifen für Urinproben. Schwankungen der Elektrolyte sind Ursache und Symptom zahlreicher Krankheiten. „Das einfache, selbständige und engmaschige Monitoring des Elektrolythaushaltes kann die Gesundheit, Lebensqualität und Leistungsfähigkeit von bis zu 1 Mrd. Menschen weltweit maßgeblich verbessern“, erläutert Dr. Gerda Fuhrmann, CTO und Co-Founder von Urisalt. Der endgültige Markteintritt von UriSalt wird Mitte 2022 erfolgen.
Gegründet wurde UriSalt, ein gemeinsames Spin-off der beiden Innsbrucker Universitäten, von der Chemikerin Gerda Fuhrmann, der Unternehmensberaterin und Chemikerin Pinar Kilickiran und von Peter Heinz-Erian, Mitarbeiter der Pädiatrie der Medizinische Universität Innsbruck. In den vergangenen Jahren konnte das Start-up hohe Summen an Förderungen nach Tirol holen, unter anderem vom Austria Wirtschaftsservice AWS und der österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft FFG. Die Universität Innsbruck ist über die Uni-Holding an dem Unternehmen beteiligt.
(red/UriSalt)