Die Terracotta-Figuren zweier sich unterhaltender Frauen aus ebendieser Zeit verwendet die Althistorikerin zur Illustration ihre Arbeit. Das Objekt befindet sich im British Museum.

Frauen- und Männerbilder im Hellenismus erforscht Laura Kopp-Zimmermann für ihre Dissertation, die sie an zwei Universitäten (Innsbruck und Mainz) anfertigt. Die Terracotta-Figuren zweier Frauen aus ebendieser Zeit verwendet die Althistorikerin zur Illustration ihrer Arbeit. 

Aus­tausch­stu­dium für Fort­ge­schrit­tene

Laura Kopp-Zimmermann erforscht für ihre Dissertation Frauen- und Männerbilder in hellenistischer Zeit anhand antiker Texte. Ihr Doktorat in Alter Geschichte wird sie sowohl an der Uni Innsbruck als auch an der Uni Mainz abschließen. Möglich macht dies eine „cotutelle de thèse“. Diese wenig bekannte Vereinbarung ist die rechtliche Basis für ein PhD-Studium an zwei Hochschulen.

Laura Kopp-Zimmermann hat zwei Doktormütter: Irene Madreiter vom Institut für Alte Geschichte und Altorientalistik in Innsbruck und Althistorikerin Marietta Horster von der Johannes-Gutenberg-Universität Mainz. „Ich brauchte für meine Arbeit, in der es um Genderkonstruktionen in hellenistischer Zeit geht, zusätzliche fachliche Unterstützung und kam mit Irene Madreiter in Kontakt, die eine Expertin im Bereich Stereotypenforschung ist“, erzählt Laura Kopp-Zimmermann, die ihr PhD-Studium vor etwa 3 Jahren in Mainz begonnen hat. An sich ist es nicht ungewöhnlich, sich als Doktorand*in über die Grenzen der eigenen Universität hinweg auszutauschen. Kopp-Zimmermann hat sich allerdings entschieden, im Rahmen einer sogenannten „cotutelle de thèse“ an beiden Universitäten zu promovieren. Sie ist eine von 16 Studierenden, die im Studienjahr 2021/22 im Rahmen einer solchen Vereinbarung eine Dissertation an der Universität Innsbruck verfassen oder bereits abgeschlossen haben. „Ich habe Austauschmöglichkeiten schon immer gerne genutzt und war als Studierende, Gastdozentin und Forscherin in Madrid und Valencia“, sagt die PhD-Studentin, die zusätzlich zur rechtlichen Kooperation, die durch die „cotutelle“ erfasst ist, auch ein ERASMUS-Praktikum in Anspruch nimmt, das ihren aktuellen Aufenthalt in Innsbruck finanziell ermöglicht. Die Vereinbarung sieht nämlich vor, dass die Studienzeit zur Hälfte an der Partneruniversität verbracht wird.

Eigenständige Frauen, abwesende Männer

Für ihre Dissertation hat die Althistorikerin Unterhaltungsdichtung von Herodas und Theokrit aus dem 3. Jahrhundert vor Christus in Hinblick auf Geschlechterkonstruktionen untersucht. „Die in den gewählten Quellen beschriebenen Charaktere bewegen sich alle in einem alltäglichen, urbanen Umfeld. Inhaltlich sind die Texte eher banal, manchmal auch derb“, berichtet sie. So geht es darin zum Beispiel um Frauen beim Schuhkauf, Freundinnen im Gespräch über ihre Männer, Eifersuchtsszenen oder bestohlene Bordellbesitzer. Für die Nachwuchswissenschaftlerin lassen sich daraus jedoch spannende, zum Teil unerwartete Schlüsse über die Rolle der Frauen und die Mentalität im damaligen Alexandria ziehen. „In meiner Analyse der Figuren konnte ich gewisse Konstruktionen einerseits von zeitgenössischen Typen bzw. Stereotypen, andererseits von Geschlechterkonstruktionen herausarbeiten.“ Zwar war die Gesellschaft zu hellenistischer Zeit patriarchalisch geprägt, die Texte von Herodas und Theokrit legen aber nahe, dass Frauen – anders als für die klassische Zeit häufig angenommen wird  –  durchaus ein eigenständiges Leben hatten, zum Beispiel auch selbstständig Geschäfte tätigen konnten. „Frau sein zu hellenistischer Zeit war natürlich ganz anders als heute, aber doch nicht so anders, wie man es vielleicht erwarten würde“, sagt Kopp-Zimmermann lachend und ergänzt. „Interessant an diesen Texten ist, dass Frauen die Haupt-Protagonistinnen sind, Männer spielen eher Nebenrollen oder sind abwesend. Sie werden wie auch die Frauen häufig lächerlich dargestellt.“
Als Althistorikerin will sich Kopp-Zimmermann nicht ausschließlich auf dichterische Quellen beziehen. Deshalb analysiert sie auch medizinische Quellen aus dem Corpus Hippocraticum, da sie damals wie heute als wahrer und wissenschaftlicher gelten.

Nach dem Master ins Ausland

Die Chance, an zwei Universitäten an ihrer Dissertation zu arbeiten, schätzt sie aus mehreren Gründen. Neben der doppelten fachlichen Unterstützung genießt sie den Ortswechsel und den Einblick in unterschiedlichen akademischen Gepflogenheiten. Anderen Studierenden kann Laura Kopp-Zimmermann die Möglichkeit, über eine „cotutelle de thèse“ ins Ausland zu gehen, sehr empfehlen. „Allerdings müssen die Rahmenbedingungen, wie zum Beispiel die im Curriculum verankerten Abschlusskriterien, gut abgeklärt sein“, sagt sie aus eigener Erfahrung, denn die Studienpläne weichen auch innerhalb Europas voneinander ab. Außerdem lohnt es sich parallel nach Finanzierungsmöglichkeiten wie einem ERASMUS-Praktikum oder Stipendium umzusehen.

 

Das International Relations Office ist das zentrale Kompetenzzentrum bei allen Fragen rund um die Organisation und Finanzierung von Auslandsaufenthalten.

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