Die Preisträgerinnen der Gabriele Possanner Preise stehen fest. Die Namensgeberin war Zeit ihres Lebens Pionierin und Vorkämpferin für berufliche Chancengleichheit zwischen Frauen und Männern. Ihr wurde 1897 als erster Frau ein akademischer Grad durch eine Universität auf dem jetzigen Staatsgebiet der Republik Österreich verliehen. Die Preisverleihung fand am Tag der Geschlechterforschung statt, den das Bildungsministerium erstmals am 1. März 2022 veranstaltete. Der Staatspreis ging an Rosa Reitsamer von der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien, den Würdigungspreis erhielt Irmtraud Fischer von der Universität Graz und die beiden Förderungspreise wurden Ruth Strobl von der Technischen Universität Wien sowie Tanja Vogler von der Universität Innsbruck zuerkannt. Die Innsbrucker Wissenschaftlerin Tanja Vogler erhielt einen der beiden Förderungspreise in Höhe von 12.000 Euro für ihre Dissertation „Das politische Subjekt des queeren Aktivismus – Diskurs- und Akteurskonstellationen queerer Politiken im deutschsprachigen Raum: Eine empirische Untersuchung“. Die Dissertation wurde am Institut für Erziehungswissenschaften verfasst und von Univ. Prof.in Michaela Ralser betreut.
Interdisziplinäre Forschungsausrichtung
In ihrer Forschung beschäftigt sich Tanja Vogler aus einer queer-feministischen und postkolonialen Perspektive mit dem Verhältnis von Identität und dem Politischen, Fragen der Subjektivierung, der Formierung des Psychischen und deren Bedeutungen für die bildungswissenschaftliche und politische Praxis. „In meiner Dissertation bin ich diesen Fragen am Beispiel der Öffentlichkeits- und Bildungsarbeit des queeren Aktivismus im deutschsprachigen Raum nachgegangen. Methodisch und Methodologisch verorte ich mein wissenschaftliches Arbeiten in einer subjektivierungstheoretischen Tradition“, sagt Tanja Vogler. Identitätspolitiken nehmen in ihrer Forschungsarbeit eine zentrale Rolle ein. „Ich wollte dieses hochaktuelle Thema jenseits von zu einfachen Polarisierungen am Beispiel der Diskurse des queeren Aktivismus aufgreifen und in seiner Komplexität und Widersprüchlichkeit darlegen“, betont Vogler und fügt hinzu: „Den queeren Aktivismus habe ich aber nicht zuletzt auch deswegen als Untersuchungsgegenstand gewählt, weil er, meiner Meinung nach, das Potential hat ein solidarisches und verantwortungsvolles miteinander zu denken, von dem ich mir mögliche Antworten auf aktuelle Spaltungs- und Endsolidarisierungsprozesse versprochen habe.“ Auch in der Zukunft möchte sich die Förderungspreisträgerin intensiv in der Geschlechterforschung engagieren und Fragen der Geschlechterforschung aus einer queer-feministischen Perspektive in den Blick nehmen. „Ich hoffe, dass ich die Möglichkeit haben werde langfristig in der Geschlechterforschung lehren und forschen zu können“, sagt Vogler.