Der konservativ katholische Pazifist Heinrich Lammasch (1853-1920) war 1918 letzter k.k. Ministerpräsident. Karl Kraus würdigte Heinrich Lammasch 1918: „Der Hofrat Lammasch bleibe der Menschheit und dem Vaterland erhalten, damit sie wieder zueinander kommen! So niedrig die Zeit ist, in der er lebt – er lebe hoch!“ Zwischen 1885 und 1889 lehrte Heinrich Lammasch an der Universität Innsbruck das Straf- und das Völkerrecht sowie die Rechtsphilosophie. In den Innsbrucker Jahren entstand 1887 sein ungebrochen aktuelles Werk „Auslieferungspflicht und Asylrecht“. 1889 wurde Lammasch an die Universität Wien berufen.
Heinrich Lammasch nahm 1899 und 1907 als österreichischer Delegierter an den Haager Friedenskonferenzen teil. Während des Ersten Weltkrieges setzte er – ein Gegner des Deutschnationalismus und des Kriegsbündnisses mit Deutschland –von kriegshetzerischen Kräften angefeindet sich für einen raschen Verständigungsfrieden, für einen künftigen Völkerbund und für die Stärkung der politischen Neutralität ein. Sein 1917 vom Norwegischen Nobelpreis-Institut veröffentlichtes Buch „Das Völkerrecht nach dem Kriege“ sollte auch im Studienbetrieb der Gegenwart berücksichtigt werden.
Nach seinem Tod 1920 lehnte die Innsbrucker Juristenfakultät – gefangen in kriegsrevanchistischer Stimmung – eine Feier zur Erinnerung an Heinrich Lammasch ab. 2021 wurde der Universität Innsbruck aus dem Nachlass der Salzburger Kunsthistorikerin Regina Kaltenbrunner ein Porträt von Heinrich Lammasch, geschaffen von einem bislang unbekannten Künstler, übergeben. Dieses Porträt – nun in der Rechtswissenschaftlichen Fakultät beheimatet – erinnert an Heinrich Lammasch und sein Friedenserbe!
(Red.)