Ein Redner an einem Pult ist von hinten zu sehen, vor ihm Publikum.

Anfang Oktober fand die 8. NIC-Konferenz (Networking Inter Cultures) in Innsbruck statt

Inter­kul­tu­relle Bil­dung Quo Vadis?

Am 6. und 7. Oktober fand die 8. NIC-Konferenz (Networking Inter Cultures) zum Thema „Differenz und Bildung Zukunft von Interkulturalität, Transkulturalität und Diversität“ im Haus der Begegnung in Innsbruck statt. Die 8. Konferenz des Netzwerks für interkulturelle Bildung Österreichs nahm dabei eine Standortbestimmung der interkulturellen Bildung in Österreich vor und versuchte über verschiedene Perspektiven eine Neuorientierung der interkulturellen Perspektive anzustoßen.

Differenzen haben im Kontext der Migration stets eine wesentliche Rolle gespielt, wie die Genealogie des Begriffs „Interkulturalität“ verdeutlicht. So hat das Konzept der Interkulturalität eine beeindruckende Karriere gemacht und insgesamt zum Verständnis von Migration und kultureller Vielfalt beigetragen.

Der langjährige Professor für Interkulturelle Pädagogik an der Humanwissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln, Georg Auernheimer, nahm eine kritische Bewertung der Interkulturellen Pädagogik vor. In seinem Vortrag (Audio unten) mit dem Titel „Ja, wo leben wir denn! Über das Ende kultureller Idyllen, neue Identitäts- und Differenzkonstrukte und pädagogische Hilflosigkeit“ stellte Auernheimer fest, dass es der Interkulturellen Pädagogik nicht in ausreichendem Maße gelungen sei bei der Bewältigung der zunehmenden globalen Herausforderungen mitzuwirken. Auernheimer machte als Grund dafür letztendlich die unzureichende gesellschaftliche Sensibilität der Menschen mit Unrechtserfahrungen umzugehen aus.

Plädoyer für eine Postmigrantische Neuausrichtung

Erol Yildiz, Professor für Migration und Bildung am Institut für Erziehungswissenschaft, kritisierte in seinem Vortrag „Wir und die Anderen“ die kulturpolitische Fixierung der interkulturellen Pädagogik mit ihrem methodologischen Nationalismus konsequent und plädiert für eine postmigrantische Neuausrichtung der interkulturellen Bildung. In einer Postmigrantischen Pädagogik soll Migration zu einer alltäglichen Selbstverständlichkeit werden.

Vielfalt rekonstruieren

Differenzen, Vielfalt und Heterogenität bezeichnet hingegen Hans-Karl Peterlini, Professor für Allgemeine Erziehungswissenschaft und diversitätsbewusste Bildung an der Alpen-Adria-Universität Klagenfurt in seinem Vortrag „Glück und Dilemma der Vielfalt – wie umgehen damit? Skizzen für eine Klärung und Positionierung der Diversitätspädagogik“ als die zentralen gesellschaftlichen Herausforderungen. Peterlini fordert einen Paradigmenwechsel im Umgang mit Vielfalt und eine konsequente Rekonstruktion der Vielfalt in den verschiedensten gesellschaftlichen Situationen als Startpunkt für eine Neuausrichtung der Interkulturellen Bildung.

Kulturelle Komplexität alltäglich gedacht

Julika Baumann-Montecinos und Tobias Grünfelder von der Zeppelin-Universität Friedrichshafen zeigten in ihrem Beitrag „Transkulturelles Management: Eine relationale Perspektive auf kulturelle Komplexität“ wie kulturelle Komplexität in einer sehr spezifischen alltäglichen Arbeitssituation (Trainingsformate im Management) aufgegriffen wird. Baumann-Montecinos und Grünfelder betrachten Diversität in ihrer konkreten Handlungspraxis und versuchen die Ergebnisse auf andere Situationen des alltäglichen Zusammenlebens in Familie, Beruf und politischer Debatte umzulegen.

Paradigmenwechsel gefordert

Die Diskutant*innen  der Offenen Plattform aus den verschiedenen Bereichen der Interkulturellen Bildung forderten daher auch konsequent eine stärker diversitätsorientierte Perspektive. Und auch Wolf-Dietrich Bukow plädiert in seinem Kommentar zur 8. NIC-Konferenz dafür Differenz und Diversität in seiner ganzen Breite zu würdigen und kulturelle Differenzen als Konstruktionselement zu betrachten, das je nach seiner Ausprägung, seinem Ort und seiner Bedeutung für sein konkretes Handlungsziel mal zentral, mal belanglos, mal als Ressource, mal als Problem betrachtet wird. Bukow kommt zum Schluss, dass tatsächlich ein Paradigmenwechsel überfällig ist und Diversität in ihrer ganzen Breite und gesellschaftlichen Relationierung aufgegriffen und rekonstruiert werden muss.

Eindrücke von der Konferenz

Veranstalter

(Christoph Tauber)

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