Sechs Personen an Stehtischen mit Mikrofonen präsentieren den Klimabericht

Gemeinsame Präsentation der Empfehlungen des Klimarats der Bürger*innen im Rahmen eines Pressegesprächs in Wien: Georg Tappeiner, Julia Riffelsberger, Madeleine Stranzinger, Paul Lackner, Walter Hutterer, Georg Kaser (v. l. n. r.)

Kli­ma­rat der Bür­ger*in­nen prä­sen­tiert 93 Emp­feh­lun­gen

Seit Mitte Jänner 2022 bildete ein 100-köpfiges „Mini-Österreich“ den 1. Klimarat der Bürger*innen. Am 4. Juli wurden die erarbeiteten Empfehlungen im Rahmen eines Pressegespräches in Wien präsentiert. Begleitet wurde die Initiative von einem wissenschaftlichen Beirat, dessen Co-Leiter der Klimaforscher Georg Kaser war. Auch der Ökologe Michael Bahn war Teil des Teams.

100 Bürger*innen, sechs Wochenenden, ein Ziel: ein klimagesundes Österreich – und damit Klimaneutralität – bis 2040. So lauten die Eckdaten des Klimarates der Bürgerinnen und Bürger. 100 völlig unterschiedliche Menschen gestalten darin die Klima-Zukunft des Landes aktiv mit. Sie wurden per Zufallsprinzip ausgewählt und bilden die österreichische Bevölkerung ab. 15 Wissenschaftler*innen und ein professionelles Moderationsteam begleiteten den Prozess. Geleitet wurde der wissenschaftliche Beirat durch Georg Kaser vom Institut für Atmosphären- und Kryosphärenwissenschaften gemeinsam mit Birgit Bednar-Friedl von der Uni Graz. Michael Bahn vom Institut für Ökologie war ebenfalls im Expert*innen-Gremium. Gemeinsam erarbeitete der Klimarat der Bürger*innen so 93 konkrete Handlungsempfehlungen an die Politik, die nun präsentiert und anschließend den Minister*innen Leonore Gewessler und Martin Kocher übergeben wurden. Unter den Vorschlägen finden sich ein Grundrecht auf Klimaschutz, ein Bodenversiegelungsstopp, Bewusstseinsbildung für „unbequeme Maßnahmen“, die Abschaffung klimaschädlicher Subventionen und höhere Steuern für klimaschädliche Fahrzeuge.

Signalwirkung

Wichtiger als ein Anspruch auf Vollständigkeit sei jedenfalls die Signalwirkung des Klimarates, wie Georg Kaser im Gespräch mit APA Science betonte. Die Erfahrung mache deutlich, „dass viele Menschen überzeugt werden können, wenn man ihnen nur die Möglichkeit gibt, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen.“ Die Mitglieder des Klimarates hätten sich seriös mit dem Thema beschäftigt und auch Vorschläge gemacht, die ihre ganz persönlichen Lebenssituationen verändern würden. Sie würden nun selbst in ihren Gemeinden aktiv werden und hätten einen Verein gegründet, in dem sie weiterarbeiten wollen. Kaser berichtete von einer „kollektiven Schockstarre“ nach Präsentation der dramatischen Situation beim ersten Treffen. Er sowie andere aus dem wissenschaftlichen Beirat seien dabei gewesen und hätten bei Bedarf Fragen beantwortet. „Die Politik soll erkennen, dass in der Bevölkerung eine große Bereitschaft da ist, Schritte mitzutragen", wünschte sich Kaser, der auch Entscheidungsträgern empfiehlt, sich in der Sache wissenschaftlichen Rat zu suchen. Nun müsse begonnen werden, entlang der Empfehlungen Umsetzungsschritte zu setzen.

(APA, red)

 

 

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