Der Preis des Fürstentums Liechtenstein zählt zu den renommiertesten Auszeichnungen für wissenschaftliche Forschung an den Innsbrucker Universitäten und wird jährlich seit 1983 verliehen. In feierlichem Rahmen wurden die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Regierungsgebäude des Fürstentums Liechtenstein in Vaduz geehrt, die Urkunden überreichte Dominique Hasler, Bildungsministerin des Fürstentums Liechtenstein: „Wir alle sind angewiesen auf kluge Köpfe, die ihre geistige Schaffenskraft dafür aufwenden, die Probleme und Herausforderungen unserer Zeit einer nachhaltigen Lösung zuzuführen", betonte Dominique Hasler. „Der Preis ist der Ausdruck großer Dankbarkeit, die Liechtenstein gegenüber all jenen empfindet, die mit ihrer Arbeit dazu beitragen, die Gesellschaft voranzubringen.“ Der mit insgesamt 14.000 Euro dotierte Preis wurde für das Jahr 2021 zu gleichen Teilen an die Ausgezeichneten übergeben.
Ulrike Tanzer, Vizerektorin für Forschung an der Universität Innsbruck, bedankte sich bei der Gastgeberin und dem Fürstentum Liechtenstein für die jahrelange wertvolle Unterstützung der Forscherinnen und Forscher an der Universität Innsbruck: „Dieser prestigeträchtige Preis ist eine große Anerkennung für die Forschenden. Bereits seit fast 40 Jahren motiviert der Preis des Fürstentums Liechtenstein zu wissenschaftlichen Spitzenleistungen und bildet eine wichtige Unterstützung der wissenschaftlichen Karriere.“
Auch der Rektor der Medizinischen Universität Innsbruck, Wolfgang Fleischhacker, freut sich über die hervorragende Zusammenarbeit. „Das Fürstentum Liechtenstein setzt mit der Stiftung dieses Preises seit Jahrzehnten ein Zeichen der Hochachtung vor dem wissenschaftlichen Nachwuchs. Die Potenziale unserer klugen Köpfe sichtbar zu machen, ist eine wichtige Strategie, das Engagement junger Forscherinnen und Forscher weiter zu stärken.“
Preisträger*innen der Universität Innsbruck
Antikörper: Besseres Verständnis durch Computersimulationen
Monica Fernández-Quintero vom Institut für Allgemeine, Anorganische und Theoretische Chemie erhielt die Auszeichnung für ihre Dissertation, in der sie die Bindeeigenschaften von Antikörpern mit Hilfe modernster Computersimulationen beschreibt. Antikörper spielen wegen ihrer Fähigkeit, die meisten Zielmoleküle zu binden, und aufgrund ihrer Eignung für das Protein-Engineering eine wichtige Rolle bei der Entwicklung von therapeutischen Wirkstoffen. Fernández-Quinteros Arbeit hat wesentlich zum Verständnis der Funktion der Antikörper beigetragen und so weitreichende Auswirkungen auf das weitere Design und die Entwicklung von Antikörperstrukturen.
Monica Fernández-Quintero studierte Chemie an der Universität Innsbruck und ist seit 2020 als Postdoc-Wissenschaftlerin in der Forschungsgruppe von Univ.-Prof. Dr. Klaus Liedl am Institut für Allgemeine, Anorganische und Theoretische Chemie tätig. Schon während ihres Studiums hat sie an einer Vielzahl von wissenschaftlichen Projekten und Publikationen zu Antikörpern und kleinen Molekülen mitgearbeitet. Ihre Dissertation wurde bereits mehrfach ausgezeichnet; unter anderem mit dem Prof.-Ernst-Brandl-Preis, dem Sosnovsky-Preis, dem österreichischen Staatspreis für die beste Dissertation und dem Tiroler Wirtschaftskammerpreis 2021.
Klimawandel: Lachgas und Methan im Fokus
Eliza Harris ist in der Arbeitsgruppe „Funktionelle Ökologie“ unter der Leitung von Michael Bahn am Institut für Ökologie tätig. In ihrer mit dem Preis des Fürstentums Liechtenstein ausgezeichneten Habilitationsschrift erarbeitete Eliza Harris ein besseres Verständnis von Spurengasen an der Grenzfläche zwischen Biosphäre und Atmosphäre auf dem Gebiet der Biogeochemie. Das Augenmerk legte die Ökologin auf die beiden wichtigsten Treibhausgase neben CO2: Distickstoffdioxid N2O, besser bekannt als Lachgas, und Methan (CH4). Durch Isotopenmessungen erstellte Harris ein umfassendes Bild der Wirkungsweisen dieser beiden Gase vor dem Hintergrund ihrer Rückwirkungen auf das Klimasystem. Die Erkenntnisse sind wesentlich für robuste Modellvorhersagen künftiger Emissionen und somit für die Entwicklung effizienter Strategien zur Abmilderung der Folgen des Klimawandels von großer Bedeutung.
Eliza Harris studierte Antarctic Science an der University of Tasmania in Australien und schloss 2012 ihr Doktoratsstudium am Max-Planck-Institut für Chemie in Deutschland ab. Nach Forschungstätigkeiten am Massachussetts Institute of Technology (MIT), USA, und in der Schweiz arbeitet sie seit 2017 am Institut für Ökologie der Universität Innsbruck sowie seit 2021 auch als Senior Scientist an der ETH Zürich. Ihre Arbeiten wurden bereits mit zahlreichen Auszeichnungen und Preisen gewürdigt.
Wohnbaupolitik: Alternative Ansätze in Indonesien
Christian Obermayr erhält den Preis des Fürstentums Liechtenstein für seine Dissertation zum Themenbereich globale Wohnraumpolitik. Obermayr ist in der Arbeitsgruppe Entwicklungs- und Nachhaltigkeitsforschung unter der Leitung von Martin Coy am Institut für Geographie der Universität Innsbruck tätig. Angemessener und leistbarer Wohnraum für alle wird zwar als eines der zentralen Entwicklungsziele in den „Zielen für nachhaltige Entwicklung“ (SDGs) der Vereinten Nationen festgehalten, die Realität ist jedoch eine andere: Die Zahl der Menschen, die in Slums und informellen Siedlungen gerade in Ballungszentren leben, steigt weiter von Jahr zu Jahr. Der Geograph analysiert in seiner Dissertation diese zunehmend fragmentierten Stadtlandschaften und zeigt am Beispiel zweier Städte in Indonesien – Surabaya und Surakarta – wie alternative Ansätze aussehen könnten. Die beiden Städte sind in den letzten Jahren durch ihre fortschrittliche Wohnraumpolitik, die zu einer Verbesserung der Lebensbedingungen der Menschen führte, bekannt geworden.
Christian Obermayr schloss 2021 sein PhD-Studium Geographie an der Universität Innsbruck ab und ist seither Universitätsassistent (Postdoc) am Institut für Geographie. Obermayr ist Experte für Fragen der nachhaltigen Stadtentwicklung im globalen Vergleich unter Anwendung von Methoden der qualitativen und quantitativen Sozialforschung. Ebenfalls 2021 wurde der Forscher mit dem „Bernd Rode Award“ des europäisch-südostasiatischen Hochschulnetzwerks ASEA-UNINET ausgezeichnet.
Preisträger der Medizinischen Universität Innsbruck
Vielversprechendes Konzept zur Behandlung der Hypercholesterinämie
In der nun mit dem Liechtensteinpreis 2021 prämierten und im renommierten European Heart Journal publizierten Forschungsarbeit von Egon Demetz gelingt der erstmalige Nachweis von direkten Interaktionen zwischen Eisenstoffwechsel und Lipidhaushalt. Diese neue Erkenntnis könnte einen innovativen therapeutischen Weg zur Senkung des LDL-Cholesterinspiegels ebnen und damit die Prävention kardiovaskulärer Erkrankungen optimieren. „Bei einem von uns etablierten Mausmodell mit Eisenüberladung und einem dem menschlichen Organismus angeglichenen Cholesterin-Spiegel konnten wir nach der Verabreichung einer Spezialdiät feststellen, dass die Mäuse weniger Atherosklerose entwickelten“, beschreibt der der aus Pfalzen stammende Südtiroler Egon Demetz die überraschende Erkenntnis. Gemeinsam mit seinem langjährigen Forschungspartner Ivan Tancevski und weiteren Kolleg*innen im Labor von Klinikdirektor Günter Weiss (Univ.-Klinik für Innere Medizin II) forscht er seit 2011 an der Entstehung, Genese und Therapie von Atherosklerose. „Wir konnten nachweisen, dass das Hämochromatoseprotein HFE die Expression des LDL Rezeptors auf der Zellmembran von Leberzellen reguliert. Außerdem konnten wir zeigen, dass auch Fresszellen der Leber, die Kupffer Zellen, den LDL-Rezeptoren exprimieren und so an der Verstoffwechslung des LDL-Cholesterins beteiligt sind. Für den Transfer von den Blutfetten aus diesen Kupffer Zellen ist schließlich das Eisen beteiligt, indem es ein Transportprotein hochreguliert, sodass LDL aus dem Serum abtransportiert wird“, so der Preisträger.