Er war ein moderner, politisch engagierter und selbstbewusster Landarzt im Tirol des 19. Jahrhunderts: Franz von Ottenthal. Die Historikerin Elena Taddei hat sich eingehend mit seiner Biografie befasst, den Werdegang des Arztes sowie sein sanitätspolitisches Engagement erforscht. Dabei liefert sie wesentliche Einblicke in das Arzt-Patient*innen-Verhältnis jener Zeit. Eine zentrale Rolle in ihrer Forschung spielt auch die Geschichte der Behandlung und Versorgung von psychisch kranken Menschen, für die sich Ottenthal nicht nur als Arzt, sondern auch im Rahmen seiner politischen Tätigkeit als Tiroler Landtagsabgeordneter einsetzte.
In Anerkennung ihrer Monographie „Franz von Ottenthal“ wurde Elena Taddei vom Institut für Geschichtswissenschaften und Europäische Ethnologie der Universität Innsbruck am 26. April 2022 in Wien mit dem Johann Wilhelm Ritter von Mannagetta-Preis für die Geschichte der Medizin ausgezeichnet. Der mit 7.000 Euro dotierte Preis der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) wird an Wissenschaftler*innen bis 45 Jahre für herausragende Publikationen vergeben.
Geschichte des Preises
Der Namen des Preises geht auf Johann Wilhelm Ritter von Mannagetta (1592–1666) zurück. Der Mediziner promovierte in Padua und war dann mehrmals Dekan der medizinischen Fakultät bzw. Rektor der Universität Wien. Zudem verfasste er eine Pestordnung und war Leibarzt von Ferdinand II., Ferdinand III. sowie Leopold I. Sein Grab befindet sich im Wiener Stephansdom. Im Jahre 1661 richtete er eine Stiftung ein, die bis heute besteht. Die Johann Wilhelm Ritter von Mannagetta-Stiftung unterstützt die ÖAW bei der Finanzierung von Preisen in der Medizin sowie Stipendien in den Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften.