Mit dem Maria Ducia-Forschungspreis, der heute zum 7. Mal vergeben wird, verfolgen wir zwei Ziele: Der Preis über 2.000 Euro soll Nachwuchswissenschafter*innen bei der Fertigstellung ihrer Arbeit unterstützen und er soll für kritische, feministische Frauen- und Geschlechterforschung eine breitere Öffentlichkeit herstellen.
Der inhaltliche Schwerpunkt liegt auf historischen, politischen und gesellschaftlichen Entwicklungen, die aus der Perspektive feministischer und frauenspezifischer Forschung beleuchtet werden. Besonders unterstützt werden Arbeiten, die eine hohe gesellschaftspolitische Relevanz besitzen, d.h., mit dem Ducia-Preis will die SPÖ Tirol auch eine Wiederannäherung von Wissenschaft und Politik fördern. Eine Verbindung, die in den letzten Jahrzehnten loser geworden ist, die aber für beide Seiten mit einem fruchtbaren Austausch verknüpft war und es wieder sein kann und soll.
Die Preisträgerin …
Lydia Kremslehner, die diesjährige Preisträgerin, hat in Innsbruck das Bachelor- und Masterstudium Erziehungs- und Bildungswissenschaften abgeschlossen. Ihre erste Masterarbeit trägt den Titel „Schwerhörigkeit – vielfältige Taktiken in der Kommunikation“. Parallel dazu studiert Lydia Kremslehner auch das Masterstudium Gender, Kultur und sozialer Wandel. Das ausgezeichnete Konzept für ihre zweite Masterarbeit hat sie im Rahmen dieses Studiums verfasst, es trägt den Titel „Das Spannungsfeld zwischen Sexualisierung und Desexualisierung bei Frauen* mit sichtbaren und unsichtbaren Behinderungen“. In beiden Masterarbeiten setzt sie sich wissenschaftlich mit dem Thema Behinderung auseinander.
Ihr Engagement ist aber nicht nur wissenschaftlicher, sondern auch gesellschaftlicher Natur, so ist sie etwa als Trainerin beim Blinden- und Sehbehindertenverband Tirol aktiv und engagiert sich in unterschiedlichster Art und Weise, vor allem für Initiativen zum Usher-Syndrom, zu Hörsehbeeinträchtigung und Taubblindheit. „In Summe zeigt sich […] im bisherigen Werdegang von Lydia Kremslehner ihr Interesse an Wissenschaft und kritischer Auseinandersetzung mit dem Thema Behinderung und Geschlecht, an der Umsetzung des gewonnenen Wissens in praktisches Handeln und beide Ebenen mit Bezug auf gesellschaftspolitische Relevanz“, so Jury-Vorsitzende Heike Welte in ihrer Laudatio.
… und ihre Arbeit
In ihrer Masterarbeit setzt sich Lydia Kremslehner mit dem Zusammenspiel von Sexualität, Behinderung und Gewalt auseinander. Ein Ziel ist es dabei auch die mit dem Thema verbundene Tabuisierung zu brechen und, wie sie selbst schreibt, „die Stimme von Frauen* mit Behinderung in den Vordergrund zu rücken, die in dieser Verbindung von Sexualität und Behinderung weder wissenschaftlich noch gesellschaftlich-politisch ausreichend Gehör finden“.
Die Wahl der Jury fiel auf dieses Konzept, da mit diesem Thema ein wesentlicher Beitrag zu einem auch in der feministischen Forschung noch relativ wenig entwickelten Forschungsbereich beigetragen wird, der auch von hoher gesellschaftlicher Relevanz ist. Theoretische Ansätze der Disability Studies sollen in der Arbeit mit feministischen Theorieansätzen und Queer Theory Ansätzen verbunden werden, um die Widersprüche der gesellschaftlichen Sexualisierung und Desexualisierung zu verstehen.
„Es ist der Autorin ein spannendes, intersektionales Konzept gelungen, das neugierig auf die fertige Arbeit macht. Ich bin überzeugt, dass diese Masterarbeit ihr Ziel erreicht“, so Jury-Vorsitzende Heike Welte.
Informationen zum Preis: https://www.uibk.ac.at/leopoldine/gender-studies/preise/ducia.html