2020 konnte aufgrund der Maßnahmen zur Einschränkung der COVID19-Pandemie erstmalig seit der Gründung der Archäologischen Gesellschaft Innsbruck im Jahr 1979 kein Angebot für eine an der Archäologie interessierte Öffentlichkeit gemacht werden. Auch 2021 kam es zu zahlreichen Absagen von bereits fixierten Veranstaltungen. Nun erfolgte 2022, nach einem Wechsel im Vorstandsteam, ein Neustart des Vereines. Gewählt wurden die Juristin und studierte Archäologin Michaela Staudigl als Präsidentin, die Archäologiestudentin Amelie Jochmus als Schriftführerin und, aus dem alten Vorstand verbleibend, Florian Müller, assoziierter Professor am Institut für Archäologien, zum Schatzmeister.
Archäologische Vorträge und Führungen
Der Neustart der Aktivitäten erfolgte durch einen Vortrag von Gerald Grabherr und Barbara Kainrath vom Institut für Archäologien. Dieser handelte vom keltisch-römische Heiligtum auf dem Klosterfrauenbichl in Lienz. Seit 2014 werden in der architektonisch monumental ausgestalteten Anlage Ausgrabungen durchgeführt, bei welchen u.a. die Fragmente einer Carnyx - einer keltischen Kriegstrompete mit Wildschwein- oder Drachenkopf - und unzählige Zinnstatuetten römischer Gottheiten gefunden wurden.
Der folgende Vortrag von Lorenz Winkler-Horaček vom Institut für Klassische Archäologie der Freien Universität Berlin führte in die Welt der Mischwesen antiker Mythologie. Als Bewohner von Grenzräumen an den Rändern der bekannten Welt und somit der zivilisatorischen Ordnung manifestierte sich in diesen hybriden Kreaturen das Unbekannte und Fremde. Der mythische Held überwindet das Unheimliche und wird damit zum Sinnbild und Identifikationsstifter einer zivilisatorischen Überlegenheit über das Andere. Beide Vorträge fanden in Kooperation mit der ARGE Alp statt und konnten im Großen Saal des Neuen Landhauses in Innsbruck abgehalten werden.
Den Abschluss der Frühjahrsveranstaltungen bildete eine Führung auf den Spuren der Antike durch das Archäologische Universitätsmuseum Innsbruck. Florian Müller, der Leiter des Museums, präsentierte die 1869 gegründete Sammlung aus Abgüssen, Kopien und Originalen, die mit nunmehr weit über 1.500 Objekten die größte Kollektion klassischer Antiken in Westösterreich darstellt. Anhand ausgewählter Exponate bot er Einblicke in die antike Kulturgeschichte.
Fast 250 an der Archäologie interessierte Besucher*innen konnten bei den drei Veranstaltungen begrüßt werden und untermauern das weiterhin ungebrochene Interesse an der der Archäologie. Für den Herbst sind bereits zwei weitere Vorträge und eine Lesung im Archäologischen Universitätsmuseum im ATRIUM-Zentrum für Alte Kulturen geplant.
Fachleute aus aller Welt
Bernhard Neutsch (1913–2002), der damalige Ordinarius für Klassische Archäologie, und Johannes B. Trentini (1909–2005), gründeten am 22. Juni 1979 die Archäologische Gesellschaft Innsbruck. Bewogen wurden sie durch das große öffentliche Interesse, auf das die Vorträge, die vom ehemaligen Institut für Klassische Archäologie der Universität Innsbruck veranstalteten wurden, stießen. Mit der Archäologischen Gesellschaft fügten sie dem kulturellen Leben Innsbrucks einen neuen Sammelpunkt hinzu. Zweck war und ist bis heute die Förderung des Interesses an der Archäologie und die Verbreitung archäologischen Wissens in allgemein verständlicher Form.
An der oft komplizierten Schnittstelle zwischen Öffentlichkeit, Universität und Wissenschaft sollen Informationsbarrieren abgebaut und universitäre Forschungen einer breiten, interessierten Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Wichtigste Aktivität ist es daher in enger Zusammenarbeit mit dem Institut für Archäologien der Universität Innsbruck regelmäßig Fachleute aus aller Welt nach Innsbruck einzuladen, die in öffentlichen Vorträgen über Neuentdeckungen und aktuelle Forschungsergebnisse aus der Archäologie berichten. Seit der Gründung konnten in den letzten 40 Jahren bereits über 200 Referent*innen aus 18 Ländern begrüßt werden, die über 300 Vorträge hielten.
Ergänzt wird das Vortragsprogramm durch lange und kurze Exkursionen unter fachkundiger Führung zu Ausstellungen, Museen und Ausgrabungsstätten im In- und Ausland. Mit ihren über 150 Mitgliedern, darunter interessierte Laien, Studierende und Universitätsangehörige, handelt es sich bei der Archäologischen Gesellschaft Innsbruck um die größte ihrer Art in Westösterreich.
Florian M. Müller