Das neue Vortragsformat „econ.stat lecture„ folgt der langjährigen Tradition der „eeecon lectures“, die nach dem Aufgehen der Forschungsplattform eeecon im neuen Forschungsschwerpunkt EPoS Wirtschaft, Politik & Gesellschaft nun von der Fakultät für Volkswirtschaft und Statistik fortgeführt wird. Der Reihe der hochkarätigen Vortragenden schloss sich am Montagabend im Kaiser-Leopold-Saal der neue Direktor des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (WIFO) in Wien, Gabriel Felbermayr, an. Rektor Tilmann Märk freute sich sehr, einen so prominenten Vertreter der Ökonomie an der Universität Innsbruck begrüßen zu dürfen. Dem schloss sich Dekan Markus Walzl an, der darauf hinwies, dass das Thema des Vortrages aktueller nicht sein könnte, sind doch die vom Westen beschlossenen Sanktionen gegen Russland ein Ausdruck dieser sich ändernden Weltlage.
Gabriel Felbermayr sprach vor einem trotz Corona-Beschränkungen gut gefüllten Saal über die veränderten Rahmenbedingungen der globalen Handelspolitik und betonte, dass seit etwa Mitte der 2000er-Jahre eine Zunahme protektionistischer Maßnahmen einzelner Staaten zu beobachten sei und die Zeit der Hyperglobalisierung damit zu einem Ende kam. Spätestens mit der Finanzkrise 2008 endete das bis dahin praktizierte kooperative Modell, das in der Welthandelsorganisation WTO institutionalisiert war, und Machtpolitik und Nationalismus kehrten zurück in die internationale Politik. Sehr deutlich wurde dieser Trend dann auch in der China-Politik Donald Trumps. In der Handelspolitik führt diese Entwicklung zu einer starken Zunahme von Wirtschaftssanktionen. Der Europäischen Union empfiehlt Felbermayer im Kontext dieser Entwicklungen ein Zusammendenken von handelspolitischer und sicherheitspolitischer Agenda. „Jahrzehntelange Denkschranken müssen hier überwunden werden“, so der Ökonom. „Wir müssen Francis Fukuyama wieder aus unseren Köpfen bringen.“ Die EU müsse die Qualität ihres eigenen Binnenmarktes weiterentwickeln, denn über den Zugang zu diesem Markt verfügt sie über einen bedeutenden handelspolitischen Hebel. Auch die Währungspolitik werde in diesem Kontext wieder wesentlich wichtiger.