„Mit Josef Mitterer zeichnen wir eine herausragende Persönlichkeit der österreichischen Wissenschaft aus“, sagte Rektor Tilmann Märk gestern bei der Verleihung des Österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst 1. Klasse an den österreichischen Wissenschaftler. Als Philosoph wurde Josef Mitterer oft mit Verständnislosigkeit und Kritik begegnet, doch erfährt er seit einiger Zeit auch verstärkt positive Resonanz. Tatsächlich stellen Josef Mitterers Arbeiten Denkgewohnheiten in Frage, die in der philosophischen Tradition fest verankert sind. Seine begriffliche Revision richtet sich gegen eine bislang unhinterfragte Voraussetzung von Philosophie und Wissenschaft: die kategoriale Unterscheidung von Sprache und Wirklichkeit. Die „dualisierende Redeweise“ über Sprache und Welt als Erkenntnisprinzip hält Mitterer für problematisch, weil damit das Objekt der Beschreibung in ein „Jenseits des Diskurses“ verfrachtet wird.
Josef Mitterer hat sich auch um die Universität Innsbruck, und hier insbesondere um das Forschungsinstitut Brenner-Archiv, große Verdienste erworben. So unterstützte er tatkräftig die Einrichtung des Ernst-von-Glasersfeld-Archivs an der Universität Innsbruck und hatte großen Anteil daran, dass ein Teilnachlass von Nobelpreisträger Erwin Schrödinger sowie der Nachlass des Wittgenstein-Experten Brian McGuinness ans Brenner-Archiv kamen. „Josef Mitterer hat nicht nur dem Brenner-Archiv wertvolle Bestände vermittelt, sondern zugleich wertvolles österreichisches Kulturgut vor dem Verlust gerettet“, sagte Ulrike Tanzer, Vizerektorin für Forschung und Leiterin des Brenner-Archivs.
Zur Person
Josef Mitterer wurde 1948 in Westendorf in Tirol geboren. Er studierte Philosophie und Psychologie in Innsbruck und Linz und verbrachte Studienaufenthalte in London, Heidelberg, Dubrovnik und Berkeley. Mit einer erkenntnistheoretischen Arbeit zu Sprache und Wirklichkeit promovierte Josef Mitterer 1978 in Graz. Seit 1990 lehrte er am Institut für Philosophie an der Universität Klagenfurt, zunächst als Assistent, dann als außerordentlicher Professor und bis zu seiner Pensionierung als Vorstand, daneben war er Gastdozent in Innsbruck und Laibach. Josef Mitterer ist Mitglied des wissenschaftlichen Kuratoriums des Europäischen Forum Alpbach, des Vorstands der Österreichischen Ludwig Wittgenstein Gesellschaft und des Kuratoriums der Karl Popper Foundation. 2017 wurde er zum Ehrenbürger der Universität Innsbruck ernannt.