Die Forschungsstätte wurde von der Universität Innsbruck mit Unterstützung der Stadt Innsbruck und der Innsbrucker Nordkettenbahnen renoviert und zu einer neuen Attraktion hoch über den Dächern von Innsbruck umgestaltet. Das neue Konzept bietet Besucher*innen die Möglichkeit, die Person Victor Franz Hess und seine Forschung sowie das Phänomen der Höhenstrahlung multimedial kennenzulernen. Im Rahmen der Eröffnung hat die European Physical Society (EPS) diesen Ort mit dem Prädikat EPS Historic Site ausgezeichnet. Weltweit gibt es bisher 64 solcher historisch wichtigen Forschungsstätten, zwei davon in Österreich. Die Victor-Franz-Hess-Messstation ist nun die dritte in Österreich und die erste außerhalb Wiens. "Victor Franz Hess hat für die Wissenschaft Erstaunliches geleistet und die Universität Innsbruck ist sehr stolz auf ihren ehemaligen Professor. Heute führen die Mitglieder unserer Physik-Institute mit ihren bahnbrechenden Forschungen zur Quantenphysik, Ionenphysik und Astro-Teilchen-Physik diese erfolgreiche Tradition fort. Die neu gestaltete Messstation am Hafelekar gibt allen Besucherinnen und Besuchern einen Einblick in die wegweisende Arbeit von Victor Franz Hess und die faszinierende Welt der Physik. Wir laden alle Interessierten ein, diese Gelegenheit zu nutzen und die Freude an der Natur mit dem Lernen über die Geschichte der Naturwissenschaften zu verbinden", so Rektor Tilmann Märk.
Forschung erleben
Mit der Neugestaltung dieses einzigartigen Forschungsortes wurde die Hütte äußerlich wieder in den historischen Zustand versetzt. Dazu wurde das Dach erneuert und das gesamte Gebäude mit Holzschindeln verkleidet. Es ging aber auch darum, die Forschungsarbeit und die Person Victor Franz Hess für alle Besucher*innen des Hafelekars einfach und verständlich aufzubereiten und ganzjährig von außen erlebbar zu machen. In einer Videoinstallation kann man nun sowohl den Forscher Hess kennenlernen, als auch in die Welt der Kosmischen Höhenstrahlung eintauchen. Im Inneren der Hütte wurde ein Schauraum für Fachbesucher*innen eingerichtet, in denen die Stationen des Forscherlebens von Victor Franz Hess dokumentiert sind.
Strahlen aus dem All
Bereits 1912 hatte Victor Franz Hess bei waghalsigen Ballonfahrten die Kosmischen Strahlen entdeckt. Lange war er auf der Suche nach einem Ort in großer Höhe, der für die durchgehende Messung der hochenergetischen Strahlen geeignet war. In der Bauhütte der Nordkettenbahn am Hafelekar fand er, was er suchte. In den 1930er-Jahren herrschte dort Hochbetrieb. Nachdem Hess 1936 den Nobelpreis für Physik erhalten hatte, besuchten die renommiertesten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Zeit die Messstation. Auch anderen Forscherinnen und Forschern verhalf dieser Ort zu bahnbrechenden Erkenntnissen. Auf hier belichteten Fotoplatten beobachteten Marietta Blau und Hertha Wambacher 1937 erstmals, wie ein Teilchen der Kosmischen Strahlen einen Atomkern zertrümmerte. In den 1960er- und 1970er-Jahren wurden ein Neutronenmonitor und Myonen-Detektoren installiert. Damit konnten die Forscherinnen und Forscher zwei in den Kosmischen Strahlen enthaltene Teilchensorten einzeln vermessen und wichtige Erkenntnisse gewinnen.
Die Victor-Franz-Hess-Messstation am Hafelekar ist aber nicht nur ein historischer Ort, sondern nach wie vor auch ein Ort der Forschung. Anders als früher werden die Ergebnisse der entsprechenden Detektoren jedoch nicht mehr vor Ort abgelesen: Die Messdaten werden heute direkt und digital an die jeweiligen Forschungsgruppen geschickt.