Das Organisationsteam der 35. Jahrestagung der Inklusionsforscher*innen

Das Organisationsteam der 35. Jahrestagung der Inklusionsforscher*innen.

Ta­gung: Inklu­si­ve Räu­me er­for­schen und ent­wi­ckeln

Vergangene Woche fand die 35. Jahrestagung der Inklusionsforscher*innen an der Uni Innsbruck in Kooperation mit der KPH Edith Stein statt. In Hybrid- und Online-Formaten diskutierten über 400 Teilnehmer*innen aus dem deutschen Sprachraum unter dem Motto „Raum. Macht. Inklusion. Inklusive Räume erforschen und entwickeln“.

In dem seit 2020 anhaltenden Ausnahmezustand, in den uns die Pandemie versetzt hat, treten Inklusion und Exklusion, gesellschaftliche Machtverhältnisse und soziale Ungleichheiten, wie unter einem Brennglas besonders scharf hervor: „Die Abwägung des Lebenswerts einzelner Bevölkerungsgruppen gegenüber wirtschaftlichen Interessen wurde zum Teil wieder salonfähig, emanzipatorische Errungenschaften der Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern geraten zunehmend unter Druck und die globale Verteilung von Impfstoffen reproduziert ehemals koloniale Herrschafts- und Territorialverhältnisse“, sagte Thomas Hoffmann von der Fakultät für LehrerInnenbildung bei der Eröffnung. Gemeinsam mit seiner Kollegin Lisa Pfahl und einem großen Team zeichnete er für die Organisation der Tagung in Innsbruck verantwortlich.

Soziale Realitäten beschreiben

Der digitale Wandel von Wirtschaft und Gesellschaft und die davon profitierenden Industrien haben in den vergangenen zwei Jahren noch einmal erheblich Fahrt aufgenommen. Während die Gewinner dieser Entwicklung – Multimilliardäre wie Jeff Bezos, Elon Musk oder Richard Branson – 2021 zu ungeahnten Höhenflügen ansetzten und bis in den Weltraum durchstarteten, warnt Olivier De Schutter, der UN-Sonderberichterstatter für extreme Armut und Menschenrechte, vor dem Hintergrund derselben Entwicklung vor einer neuen Welle der Armut in Europa und stellt fest, dass Armut der Preis für unser Unvermögen ist, eine inklusive Gesellschaft aufzubauen, die die Diversität der Menschen wertschätzt. „Damit zwingt die COVID-19-Pandemie in besonderer Weise dazu, den gesellschaftlichen Raum von Klassenzugehörigkeit, Geschlecht, Ethnizität, Körperlichkeit und deren Intersektionalität empirisch zu erforschen und theoretisch zu reflektieren, um diese sozialen Realitäten angemessen beschreiben und in ihrer aktuellen Brisanz erfassen und artikulieren zu können“, so Hoffmann.

Räume lassen sich gestalten

Das Tagungsthema „Raum. Macht. Inklusion“ warf die Frage auf, wie exklusive oder inklusive Räume und die darin handelnden Subjekte in aktuellen Forschungsvorhaben theoretisch konzipiert, empirisch untersucht und praktisch weiterentwickelt werden können. „Räume existieren nicht an sich oder entstehen aus dem Nichts, sondern sie werden gemacht – das heißt hergestellt, konstruiert, geschaffen – und machen umgekehrt etwas mit uns“, sagte Thomas Hoffmann. „Räume sind immer schon sozial gefasst, indem sie Materielles und Soziales zueinander in Beziehung setzen. Ein Klassenzimmer kann ein als angenehm empfundener, gemeinschaftlicher Erfahrungsraum wechselseitiger Anerkennung sein oder auch ein Ort der Entmutigung und Beschämung, der mit Unsicherheiten und Ängsten verbunden ist.“ Insofern Räume von Menschen gemacht werden, sind sie auch veränderbar: Ihre soziale Ordnung ist kein unabänderliches Schicksal, sondern unterliegt einem historischen Wandel. Räume lassen sich gestalten, aber sie begrenzen zugleich auch die Gestaltungsmöglichkeiten, indem sie Bedingungen setzen, unter denen nicht alles, jederzeit als gleich wahrscheinlich oder gleich möglich erscheint.

In drei Tagen wurden diese und unzählige weitere Aspekte des Tagungsthemas vergangene Woche in fünf Hauptvorträgen und über 100 weiteren Einzelbeiträgen, verteilt auf 23 Symposien, 16 Forschungswerkstätten, 4 Postersessions sowie 1 Film- und Diskussionsabend ausführlich diskutiert. Insgesamt waren über 400 Teilnehmer*innen online zugeschaltet.

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