Der Transfer von Wissen in die Wirtschaft und Gesellschaft gehört heute neben Forschung und Lehre zu den zentralen Aufgaben von Universitäten. Neben Studierenden, die auf dem aktuellen Stand der Forschung ausgebildet sind, liefert die Universität auch die Grundlagen für technologische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklungen. „Wir stimulieren und forcieren Unternehmertum an der Universität Innsbruck, nicht zuletzt mit dem übergeordneten Ziel, Wissen von der Universität hinauszutragen“, sagt Rektor Tilmann Märk. „Dazu haben wir bereits 2008 eine Beteiligungsgesellschaft gegründet, die Neugründungen begleitet und den Unternehmen ein aktives Beteiligungsmanagement bietet.“
Eine Studie des Instituts für Höhere Studien (IHS) attestiert der Universität Innsbruck mit ihrer erfolgreichen Spin-off-Strategie samt Beteiligungsportfolio eine Sonderstellung in der österreichischen Universitätslandschaft. Bestätigt wird diese Rolle auch durch eine OECD-Studie zum Thema „Supporting Entrepreneurship and Innovation in Higher Education in Austria“. Die Uni-Holding ist aktuell an 21 Unternehmen beteiligt, die zusammen fast 200 Arbeitsplätze geschaffen haben und Millionenumsätze generieren. Das Portfolio umfasst Unternehmen aus den Bereichen Chemie und Ökologie, Digitalisierung, Finanzen, Textiltechnologie und Bautechnik. In jüngster Zeit kamen mit Parity Quantum Computing (ParityQC) und Alpine Quantum Technologies (AQT) zwei Unternehmen hinzu, die Know-how aus der Grundlagenforschung nutzen, um Quantencomputer zu entwickeln. „Innsbruck ist ein international sichtbarer Standort für Quantenphysik. Als Landesshauptmann freut es mich besonders, dass die Verbindung Wissenschaft und Wirtschaft so gut funktioniert und die Universität Innsbruck auf erfolgreiche Spin-offs blicken kann“, gratuliert der Landeshauptmann von Tirol, Anton Mattle.
Quantentechnologie aus Tirol
Parity Quantum Computing GmbH (ParityQC) wurde 2020 in Innsbruck gegründet und vermarktet eine Erfindung, die von Wolfgang Lechner an der Universität Innsbruck mitentwickelt und die 2015 patentiert wurde. Die Quantenarchitekturfirma vertreibt keine Hardware, sondern Baupläne, Betriebssysteme und Algorithmen für Quantencomputer. Nun wurde das Unternehmen als Teil eines Konsortiums gemeinsam mit NXP und eleQtron vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt beauftragt, mehrere Quantenrechner zu konstruieren und zu bauen. Über 200 Millionen Euro sind dafür insgesamt veranschlagt. „Dieser Auftrag ist in seiner Größe einzigartig und erinnert an die Anfänge des Silicon Valley, wo genauso frühzeitig Aufträge für Computer vergeben wurden. Dass wir uns hier im weltweiten Wettbewerb durchsetzen konnten, zeigt, dass unsere Technologie eine wesentliche Rolle im Quantum Computing spielt“, sagen die ParityQC-Gründer Magdalena Hauser und Wolfgang Lechner. Daneben sind Investor Hermann Hauser, die Universität Innsbruck und die Österreichischen Akademie der Wissenschaften an dem Spin-off beteiligt. Im Vorjahr wurde eine Tochtergesellschaft in Deutschland gegründet, die nun auch als Hub für den Großauftrag dienen wird.
Positive Entwicklung nutzen
Die sehr positive Entwicklung im Wissenstransfer möchte die Universität Innsbruck durch die Schaffung von Raum für die Ansiedlung von Spin-offs nachhaltig stärken. Gemeinsam mit dem Land Tirol soll ein Technologiezentrum am Campus Technik geschaffen werden. „Bereits jetzt unterstützt das Land Tirol technologieorientierte Gründungen. Wir wollen zudem in der Nähe zur Universität eine Mischung aus jungen Start-ups und etablierten Unternehmen ansiedeln, um einen dynamischen Austausch zwischen Wirtschaft und Wissenschaft zu ermöglichen“, betont Anton Mattle, Landeshauptmann von Tirol.
Am Campus Technik wird bis 2028 auch das Haus der Physik gebaut. Die Quantenphysik genießt weltweit einen hervorragenden Ruf, an der Universität Innsbruck werden die Grundlagen für neue Quantentechnologien der Zukunft geschaffen. „Was Magdalena Hauser und Wolfgang Lechner mit ihrem Team hier leisten, kann die Welt verändern. Das könnte auch überall anders auf der Welt passieren, aber es passiert in Tirol. Wir dürfen es nicht versäumen, dieses Know-how zu nutzen und in wirtschaftliche Erfolge umzumünzen“, betont Barbara Thaler, Mitglied des Europäischen Parlaments. „In den USA und in China werden Milliarden in die unternehmerische Verwertung von Quantentechnologien investiert. Wir haben die kreativen Köpfe im Land und müssen sie dabei unterstützen, ihre Idee in die wirtschaftliche Umsetzung zu bringen.“