Viele kennen und verwenden maschinelle Übersetzungssysteme wie DeepL oder GoogleTranslate, deren Nutzen nicht von der Hand zu weisen ist, wenn man aufgrund fehlender Fremdsprachenkenntnisse eben schnell mal Unterstützung benötigt. Was Lai*innen dabei jedoch nicht bemerken können: Die Übersetzungen lesen sich zwar inzwischen gut, sind in Bezug auf Genauigkeit und letztlich auch sprachliche Präzision jedoch unbefriedigend. Und wenn es um Kommunikation, also das Miteinander von Menschen und deren Verstehen und Verständigung geht, sind die menschlichen Übersetzer*innen weiterhin der maschinellen Übersetzung eindeutig überlegen – vorausgesetzt, sie sind entsprechend ausgebildete Profis.
Durch die allgemeine Verfügbarkeit dieser Technologien ist allerdings weithin der Eindruck entstanden, dass das Berufsbild Übersetzen mittelfristig nicht mehr notwendig ist und verschwinden könnte. Am Institut für Translationswissenschaft (INTRAWI) der Universität Innsbruck beobachten wir diese Entwicklung mit großem Interesse von Anfang an und stellen uns der damit einhergehenden Herausforderung. Auch wir haben anfangs mit etwas Sorge die Auswirkungen der neuen Technologien auf unsere Tätigkeit betrachtet. Inzwischen nutzen wir sie und stellen immer wieder fest, dass auch mittelfristig menschliche Übersetzer*innen nicht durch sie ersetzt werden können. Zwar verändern Übersetzungstools, maschinelle Übersetzungssysteme, Translation-Memory-Systeme oder Terminologiedatenbanken das Berufsfeld des Übersetzens nachhaltig. Doch das wichtigste Tool von Übersetzer*innen sind nach wie vor die Verstehensleistung und die eigene Kompetenz. Denn nur versierte Humanübersetzer*innen, die auch verstehen, was geschrieben wurde, können wirklich eine fehlerfreie Übersetzung garantieren und ihr den letzten Feinschliff verpassen.
Ein zentrales Anliegen am INTRAWI ist es dementsprechend auch, die Auswirkung des maschinellen Übersetzens auf den Arbeitsmarkt für Sprachmittler*innen in der Lehre zu berücksichtigen. Die dank der rasanten Entwicklung der Translationstechnologien hervorgerufene Entstehung neuer Berufsbilder für Übersetzer*innen führt auch dazu, dass die Translationsdidaktik angepasst wird und den Studierenden neue Kompetenzen beigebracht werden. Diese neuen Kompetenzen umfassen zum Beispiel die Überarbeitung (das Posteditieren) von maschinellen Übersetzungen und den Umgang mit computerunterstützten Übersetzungstools. Die Studierenden beschäftigen sich in den verschiedenen Vorlesungen, Seminaren und Übersetzungsübungen mit den Möglichkeiten und Grenzen der maschinellen Übersetzung sowie anderen für das Übersetzen und Dolmetschen relevanten Technologien, um später kompetent einschätzen zu können, wann und in welcher Form diese Tools zielführend eingesetzt werden können.
In den Medien liest man regelmäßig, dass die Entwicklung der Künstlichen Intelligenz (KI) das Ende des Übersetzer*innenberufs bedeutet. Doch spätestens bei kniffeligen Schachtelsätzen, spezifischer Fachterminologie oder mehrdeutigen Wörtern und insbesondere bei Texten, für deren Anfertigung große Kreativität vonnöten ist, stößt KI an ihre Grenzen. Humanübersetzer*innen hingegen können einen Text in seiner Ganzheit erfassen, die richtigen Fachtermini recherchieren, komplexe Sätze verstehen und vereinfachen, kulturspezifische Besonderheiten berücksichtigen, zwischen den Zeilen lesen, Sprache kreativ einsetzen, Styleguides beachten, sich mit Kolleg*innen austauschen und im Zweifelsfall mit den Auftraggeber*innen Rücksprache halten. All diese Kompetenzen erlernt und übt man im Translationsstudium. Sie bilden auch die Voraussetzung für einen erfolgreichen Einsatz informationstechnischer Hilfsmittel am Arbeitsplatz von Übersetzer*innen und Dolmetscher*innen.
Man kann in Innsbruck Translationswissenschaft im Bachelor und im Master mit den Arbeitssprachen Deutsch als Fremdsprache, Englisch, Französisch, Italienisch, Russisch sowie Spanisch studieren und auch die Möglichkeit einer Promotion ist im Rahmen des Doktoratsstudiums gegeben. Translation bezeichnet als Obergriff das schriftliche Übersetzen und das mündliche Dolmetschen. Im Masterstudium gibt es dementsprechend drei Spezialisierungen: Fachübersetzen und Translationstechnologien, Literarisches und Audiovisuelles Übersetzen sowie Theorie und Praxis des Konferenzdolmetschens.
Zu den klassischen Berufsbildern, für die wir am INTRAWI ausbilden, haben sich in den letzten Jahren durch eine Diversifizierung der Berufsprofile weitere attraktive Optionen hinzugesellt. Die Tätigkeitsfelder unserer Absolvent*innen reichen vom Fachübersetzen in Bereichen wie Recht, Technik, Industrie, Wirtschaft, Medizin etc. über das Konferenzdolmetschen bei internationalen Organisationen (EU, UNO, OSZE etc.) bis hin zum Literaturübersetzen und audiovisuellen Übersetzen. Unsere Absolvent*innen arbeiten außerdem in den Bereichen Lokalisierung von Webinhalten, Technical Writing, Pre- und Post-Editing, Medienübersetzen, Gerichts- und Verhandlungsdolmetschen sowie Terminologiearbeit und Beratung der Kund*innen. Unsere Absolvent*innen und professionellen Humanübersetzer*innen sind technologieversierte Kommunikationsexpert*innen.
Die Arbeit als Translator*in zeichnet sich durch Vielseitigkeit aus, durch fortwährenden Wissenserwerb, durch Verstehen und Verständigung. Wer dazu beitragen möchte, dass in unserer Welt alle gehört werden und sich in ihrer Muttersprache ausdrücken können, wer gerne sicherstellen möchte, dass Geschichten überall ankommen, ist für das Studium bei uns am INTRAWI genau richtig. Wir am INTRAWI, der Ausbildungsstätte auch zukünftiger Übersetzer*innen, freuen uns auf Studieninteressierte, die Neugierde, Interesse an Themenvielfalt, Freude am Lesen und Kommunizieren mitbringen.
Weitere Informationen zum Studium Translationswissenschaft am INTRAWI befinden sich auf unserer Institutswebsite.
(Astrid Schmidhofer und Natalie Mair)