Eine Verkehrswende hin zu mehr Öffentlichen Verkehr, zu Fuß gehen und Radfahren bringt uns nicht nur schneller ans Klimaziel, sondern reduziert auch die Kosten der Mobilität. Der diesjährige VCÖ-Mobilitätspreis, der am 15. September im Landhaus vergeben wurde, stand daher unter dem Motto „Verkehrswende umsetzen“. Das Beecar-E-Carsharing der Stadtwerke Kufstein wurde als Gewinner des VCÖ-Mobilitätspreises Tirol von LHStvin Ingrid Felipe, Michael Schwendinger vom VCÖ und ÖBB-Regionalmanager René Zumtobel ausgezeichnet. Als vorbildliche Projekte wurden der Nightliner des Verkehrsverbunds Tirol, das Mobilitätsmanagement von MPREIS und das Projekt „INNS’PAKET“ der Universität Innsbruck prämiert.
„Die heute ausgezeichneten Projekte und Konzepte tragen nicht nur wesentlich zum Umstieg auf nachhaltigere Mobilität bei, sondern sind auch Vorbilder für die Zukunft sowie Anreiz für weitere klimafreundliche Mobilitätsprojekte. Die Reduktion des Individualverkehrs durch die Schaffung von E-Carsharing- und Nightliner-Angeboten, die Verringerung der Verkehrsbelastung durch ein umfassendes Mobilitätsmanagement sowie die Umstellung auf Lastenfahrräder bei Zustellfahrten sind vorbildliche Projekte, die uns dazu anregen, unser persönliches Mobilitätsverhalten zu überdenken und letztendlich die Verkehrswende umzusetzen“, so die für Verkehr und Mobilität zuständige LH-Stv.in Ingrid Felipe.
Siegerprojekt: Beecar E-Carsharing der Stadtwerke Kufstein
18 Elektroautos umfasst die Beecar Flotte der Stadtwerke Kufstein, welche an zahlreichen Standorten in Kufstein sowie in den Gemeinden Niederndorf, Kössen und Langkampfen stationiert sind. Kufstein wurde damit zur ersten Stadt in Österreich mit einem flächendeckenden E-Carsharing Angebot. Mit der App können zusätzlich auch Lastenräder reserviert werden. 400 Personen nutzen Beecar bereits. Darüber hinaus steht das Angebot auch Ausflugs- und Urlaubsgästen zur Verfügung. Beecar StammkundInnen erhalten zusätzlich ein Jahresticket für den Stadtverkehr und weitere Zusatzangebote. Umgekehrt kann mit den verschiedenen Arten des KlimaTickets Beecar ermäßigt genutzt werden. Künftig möchte Beecar Teil einer österreichweiten Carsharing-Plattform werden, sodass Beecar-KundInnen auch Carsharing-Angebote in anderen Bundesländern nutzen können.
„INNS’PAKET“ als vorbildliches Projekt ausgezeichnet
Der Boom beim Online-Handel führt zu einer hohen Anzahl an Zustellfahrten. Sind die KundInnen nicht zu Hause, sind zusätzliche Fahrten und damit mehr Verkehr und mehr Emissionen die Folge. In dem Pilotprojekt „INNS’PAKET“ hat die Universität Innsbruck vom Juni 2020 bis Februar 2022 im Zentrumsbereich von Innsbruck die emissionsfreie und ganztägige Zustellung mittels Lastenfahrrädern erprobt. Um die Lieferungen zu erleichtern wurden „Mini-Hubs“ eingerichtet. In einem nächsten Schritt soll das Projekt unter Einbeziehung der gewonnenen Erkenntnisse zeitlich und räumlich ausgeweitet erneut durchgeführt werden.
„Nightliner Tirol“ und Mobilitätsmanagement von MPREIS
Auch der Nightliner Tirol und das Mobilitätsmanagement von MPREIS wurden als vorbildliche Projekte ausgezeichnet: Der Verkehrsverbund Tirol hat im Juli 2021 den Nightliner Tirol gestartet. Alle regionalen Nightliner Linien, S-Bahnen und Regiobusse in Tirol fahren samstags und sonntags einheitlich um 1.05 und 3.05 Uhr vom Hauptbahnhof Innsbruck ab. S-Bahnen fahren zusätzlich um 2.05 und 4.05. Die städtischen Busse der Innsbrucker Verkehrsbetriebe verkehren im Halbstundentakt, die S-Bahnen im Stundentakt. Das Konzept der gleichzeitig stattfindenden Abfahrten hat den Vorteil, dass Gruppen bei der Rückfahrt gemeinsam aufbrechen können und ein erhöhtes Sicherheitsgefühl entsteht. „Nachtbusse und Nacht-S-Bahnen leisten zudem einen sehr großen Beitrag zu mehr Verkehrssicherheit für Jugendliche und junge Erwachsene“, betont VCÖ-Experte Schwendinger. Pro Wochenende nutzen 1.500 bis 2.000 Personen die Nacht S-Bahn. Bei den regionalen Bussen werden größtenteils zweistellige NutzerInnenzahlen pro Fahrt erreicht.
MPREIS hat rund 6.000 MitarbeiterInnen und täglich 150.000 KundInnen. Um die Verkehrsbelastung sowie CO2-Ausstoß und Verkehrslärm zu verringern, startete das Unternehmen im Jahr 2020 ein umfassendes Mobilitätsmanagement. Unter anderem wird den Beschäftigten ein Öffi-Jobticket angeboten, wer mit Fahrrad, zu Fuß oder in Fahrgemeinschaft zur Arbeit kommt, wird im Rahmen des ummadum Bonuspunktesystems belohnt. In den Jahren 2020 und 2021 wurden 50 Jobräder ausgegeben und 163 Personen nahmen ein Jobticket in Anspruch. Mit den Maßnahmen wurde der Bau eines Parkhauses bei der Zentrale eingespart. Bei den Filialen gibt es nun 400 Radabstellplätze, zahlreiche E-Ladesäulen für E-Pkw und Elektrofahrräder, bei sechs Filialen gibt es eine Rad-Reparaturstation. In Innsbruck können zudem zwei E-Lastenräder ausgeliehen werden, ein Angebot, das bereits rund 500 Mal genutzt wurde.
Der VCÖ-Mobilitätspreis Tirol wird vom VCÖ in Kooperation mit dem Land Tirol und den ÖBB durchgeführt und von der TIWAG unterstützt. Auf der VCÖ-Website sind unter www.vcoe.at aktuell mehr als 2.500 vorbildliche Projekte in einer Online-Datenbank zu finden. In dieser können Gemeinden, Schulen, Unternehmen und Wohnbauträger Tipps und Anregungen holen, wie Verkehrsprobleme klimaverträglich gelöst werden können.
(Land Tirol/red)