Schon von außen ist der Universitätsneubau ein Statement und markiert den Campus Innrain sehr eindrucksvoll. Mit der Grünanlagengestaltung Richtung Inn ist nun auch an diesem Universitätsstandort ein attraktiver Campus entstanden, der das ganze Areal sehr aufwertet. Im Ágnes-Heller-Haus kommen zuvor disloziert untergebrachte Institute der Geistes-, Kultur- und Bildungswissenschaftlichen Fakultäten an einem Standort zusammen.
Das neue Haus wurde heute im Beisein von Bundesminister Martin Polaschek, Staatssekretär Florian Tursky, Rektorin Veronika Sexl, BIG CEO Hans-Peter Weiss, Bürgermeister Georg Willi sowie dem Architekten Günter Mohr und der ÖH- Vorsitzenden Sophia Neßler feierlich eröffnet. Philosoph Josef Mitterer berichtete über Leben und Werk der Namensgeberin Ágnes Heller (PDF).
Ein „Landmark" für den Campus Innrain
Der 13.000 m² große Neubau wurde von der Bundesimmobiliengesellschaft als Bauherr und Liegenschaftseigentümer errichtet. Er besteht aus zwei Unter- und fünf Obergeschoßen, die einen Sockel mit Terrasse bilden, Richtung Straße bilden weitere fünf Obergeschoße einen Turm, der das Gebäude klar im Stadtraum positioniert. Der Eingangsbereich ist eine baukulturelle Referenz an die Arkaden in der Innsbrucker Altstadt. Der größte Bogen und gleichzeitig Haupteingang ist ein Kunst-am-Bau-Projekt von Peter Sandbichler, das den Titel „Portal“ trägt und aus einem Wettbewerb von BIG ART als Siegerprojekt hervorgegangen ist. Über dieses skulpturale Entrée gelangt man in ein atemberaubendes, lichtdurchflutetes Atrium mit freitragenden Stiegen. Die eigens für diese Stiegen entworfenen Geländer verstärken die räumliche Wirkung. Über das Atrium bekommen auch die innenliegenden Räume Tageslicht.
Im Erdgeschoß ist die öffentlich zugängliche Mensa mit Gastgarten Richtung Innpromenade positioniert, in Richtung der Straße liegt der Eingang zur Expositur des Archäologischen Museums der Universität Innsbruck, das sich im ersten Untergeschoß befindet. Die beiden zweistöckigen Hörsäle sind in den zwei Untergeschoßen positioniert und haben trotzdem Tageslicht, einer davon ist gleichzeitig das Audimax der Universität, hat 600 Sitzplätze und einen spektakulären Blick auf die Nordkette. In den unteren Obergeschoßen befinden sich mit Seminarräumen, Lese- und Lernzonen die Bereiche für die Studierenden. In einem Raum wurde ein Schulklassenzimmer zur praktischen Ausbildung von angehende Lehrer:innen nachgebildet. In den oberen Stockwerken befinden sich Büroräume.
Campusentwicklung und Nachhaltigkeit
Wegen der verhältnismäßig kleinen Grundfläche des neuen Gebäudes, sind auf der Liegenschaft großzügige Freiräume entstanden. Dem Ágnes-Heller-Haus ist ein Boulevard für Fußgänger:innen und Radfahrer:innen vorgelagert, der den Innrain mit der Innpromenade verbindet, Richtung Inn befindet sich eine Campuswiese, die von den Studierenden gerne genutzt wird.
Universitätsgebäude sind vielbeanspruchte, öffentliche Gebäude mit hoher Frequenz. Mit dem Ágnes-Heller-Haus ist ein besonders robustes Haus entstanden, das mit Stahlbetonbauweise und besonders strapazierfähigen Oberflächenmaterialen (zum Beispiel für die Böden) langlebig und damit nachhaltig ist. Die kompakte Bauweise vermeidet großflächige Bodenversiegelung und macht den Betrieb des Gebäudes möglichst energieeffizient. Der Grundriss ist so konzipiert, dass bestehende Räume bei Veränderungen im Universitätsbetrieb umfunktioniert werden können, was den Lebenszyklus des Hauses ebenfalls verlängert. Über Betonkernaktivierung wird geheizt und gekühlt, Lüftungsanlagen sind mit Wärmerückgewinnung ausgestattet, eine PV-Anlage wurde während des Baus vorbereitet und wird demnächst montiert.
Die Investitionskosten betragen 81,4 Mio. Euro, geplant wurde das Gebäude vom Architekten Günter Mohr (niklas mohr architekten).
Der Philosophin Ágnes Heller gewidmet
Benannt ist das Haus nach der ungarischen Philosophin Ágnes Heller, die 2015 zur Ehrendoktorin der Universität Innsbruck ernannt wurde und im Sommer 2019 verstarb. Ágnes Heller wurde 1929 in Budapest geboren und überlebte als Kind jüdischer Eltern den nationalsozialistischen Terror in Ungarn, während viele ihrer engsten Verwandten ermordet wurden. Nachdem sie einen Vortrag des marxistischen Philosophen Georg Lukács gehört hatte, entschied sie sich dafür, Philosophie zu studieren. Nach Abschluss ihres Studiums wurde sie die Assistentin von Lukács und eine der bedeutendsten Figuren der sogenannten Budapester Schule. Aufgrund ihrer kritischen Einstellung gegenüber der kommunistischen Partei in Ungarn wurde ihr schon bald verboten, weitere Bücher zu publizieren. Als sie und ihr Ehemann Ferenc Fehér auch noch ihre Arbeitsplätze verloren, entschlossen sie sich schließlich, nach Australien zu emigrieren, wo Ágnes Heller zunächst eine Professur an der La Trobe Universität in Melbourne erhielt, bevor sie an der New School for Social Research in New York die Nachfolge von Hannah Arendt antrat. Ihre wissenschaftlichen und philosophischen Arbeiten hatten immer das Leben und die Freiheit im Fokus. Ágnes Heller war Ehrendoktorin an der Universität Innsbruck. Der Neubau am Innrain ist damit das erste Universitätsgebäude, das nach einer Frau benannt wurde.
Martin Polaschek, Bundesminister für Bildung, Wissenschaft und Forschung: „Als Bund investieren wir 81,4 Mio. Euro in den Neubau des Agnes-Heller-Hauses in Innsbruck. Damit setzen wir ein klares Zeichen für den Wissenschaftsstandort Innsbruck und Tirol. Wir stellen mit dieser Investition aber auch den Studierenden die modernste universitäre Infrastruktur zur Verfügung. Diese Infrastruktur bietet die besten Rahmenbedingungen, damit die Studierenden ihre Ausbildung auf so hohem Niveau weiter fortsetzen können.“
Veronika Sexl, Rektorin der Universität Innsbruck: „Wir haben mit dem Ágnes-Heller-Haus nun ein sehr attraktives Gebäude, das unsere Strategie, die über die gesamte Stadt verstreuten Standorte unserer Universität wieder zusammenzufassen und uns nachhaltig zu entwickeln, sehr stark unterstützt. Zudem bietet die gelungene und großzügige Außengestaltung unseren Studierenden und Mitarbeiter:innen und allen, die die Flächen am Inn nützen, ein völlig neues Campus-Gefühl. Universität bedeute Dialog und Diskurs und dafür steht dieses neue Gebäude. Besonders freut mich natürlich, dass dieses Gebäude erstmals in der Geschichte der Universität nach einer Frau benannt wurde.“
Hans-Peter Weiss, CEO der Bundesimmobiliengesellschaft: „Das Ágnes-Heller-Haus hat eine besondere Bedeutung für den Campus Innrain und das universitäre Leben in Innsbruck. Es macht den Campus zu einer vollständigen Einheit und schafft über eine Campuswiese und einen markanten Turm die Verbindung zum Stadtraum. Die kompakte Bauweise minimiert Bodenversiegelung und macht den Betrieb energieeffizient, geheizt und gekühlt wird mittels Bauteilaktivierung, eine PV-Anlage wird demnächst montiert. Der Haupteingang ist gleichzeitig ein skulpturales Kunstwerk und führt in ein atemberaubendes Atrium mit freitragenden Treppen.“
Florian Tursky, Staatssekretär im Finanzministerium: „Die Universität Innsbruck ist seit über 350 Jahren das akademische Herz Westösterreichs – ein Ort für exzellente Forschung im Herzen Europas. Mutige Investitionen in den Bildungsstandort, um den besten Köpfen unserer Gesellschaft Raum für Forschung und Lehre zu geben, bildeten die Grundlage für Wohlstand in Innsbruck, Tirol und Österreich. Mit dem neuen Ágnes-Heller-Haus ist es der Universität Innsbruck – an diesem historischen Platz, in Zusammenarbeit mit der BIG – gelungen, eine Ort für Forschende und Lehrende der nächsten Generationen zu schaffen. Meine herzliche Gratulation allen Beteiligten zu diesem gelungen Projekt, das sowohl den direkten Nutzerinnen und Nutzern als auch unserer gesamten Gesellschaft noch viel Freude und Nutzen bringen wird!“
Georg Willi, Bürgermeister der Stadt Innsbruck: „Wir haben mit dem Ágnes Heller-Haus am Campus Innrain nicht eine Stadt in der Stadt am Rand der Stadt gebaut. Keine Enklave für Studierende und Lehrende, keinen „Fremdkörper“ aus Sicht unserer Bevölkerung. Mit diesem Neubau mitten in der Stadt, haben wir Stadt und Universität gemeinsam weiterentwickelt und weitergedacht. Entstanden ist ein Campus, der einladend, offen und durchlässig zeigt, wo Lehre, Forschung und Wissenschaft heute hingehört: Nicht an den Rand geschoben, nicht elitär abgehoben, sondern mitten ins Leben, mitten unter uns.“
ÖH-Vorsitzende Sophia Neßler: „Das neue Unigebäude war ein wichtiges Projekt für die gesamte Universität. Raum ist ein knappes Gut in der gesamten Stadt, so auch an den verschiedenen Unistandorten. Das Ágnes-Heller-Haus bietet hier viele neue Aufenthaltsmöglichkeiten, wie die vielen zur Verfügung stehenden Lernflächen, die Uni Lounge, welche zum Verweilen einlädt oder auch die neu entstandene Wiesefläche, die Entspannung nach einem stressigen Unialltag verspricht. Ich freue mich, dass hiermit wieder viele Studierende einen Platz zum Austauschen und Lernen finden.“
Architekt Günter Mohr, mohr niklas architekten: „Es war uns von Anfang ein Anliegen, ein kompaktes, urbanes Gebäude zu entwerfen, das das Leben der Stadt nach Innen transferiert und verdichtet. Durch dieses Komprimieren des Raumvolumens ist es gelungen, einen neuen Grünraum zu schaffen, der bis zum Inn reicht und einen wertvollen Innerstädtischen Grünraum schafft. Durch das Miteinander vieler Beteiligter war es möglich, einen Beitrag zur tatsächlichen Ressourcenschonung aufzuzeigen. Mit Hilfe eines Mobilitätsgutachtens konnte nachgewiesen werden, dass Parkplätze an dieser Stelle keine Antwort auf die Probleme der heutigen Zeit sind. Dieser Ort soll ein Platz für Menschen und Wissenschaft sein, ein lebendiger Ort in dem dies gelebt werden kann.“
Eckdaten Ágnes-Heller-Haus
Adresse: Innrain 52a, 6020 Innsbruck
Nutzer: Universität Innsbruck
Bauherr: Bundesimmobiliengesellschaft m.b.H.
Architektur: mohr niklas architekten ZT GmbH
Baubeginn: April 2020
Inbetriebnahme: Wintersemester 2023
Nutzfläche: rd. 13.000 m²
Investition: 81,4 Mio. Euro (brutto)
Kunst & Bau-Projekt: Portal von Peter Sandbichler