Am 23. März 2023 fand in den Direktionsräumlichkeiten der Bibliothek die Präsentation eines fachgerecht restaurierten und konservierten 12-bändigen Exemplars der lateinischen Ausgabe einer Sammlung von Reiseberichten in die Neue Welt statt. Diese erste und wohl berühmteste Reisesammlung über Amerika wurde zwischen 1590 und 1634 vom Frankfurter Kupferstecher, Verleger und Buchhändler Theodor de Bry, seinen Söhnen und Erben auf den Markt gebracht. Das Exemplar der Universitäts- und Landesbibliothek Tirol entstammt der Bibliotheca Regiminalis, einer der Innsbrucker Hofbibliotheken, und ging anlässlich der Gründung der Bibliothek (1745) in deren Besitz über.
Die Veranstaltung bot der Leiterin der Bibliothek, Frau HR Mag. Eva Ramminger, die willkommene Gelegenheit, dem Buchpaten, Herrn Mag. Neumann, zu danken und eine Urkunde zu überreichen. Die akademische Konservatorin und Restauratorin, Frau Isabella Koranda MA Dist. (Laxenburg), stellte im Rahmen dieser Veranstaltung die einzelnen Arbeitsschritte der Restaurierung vor und übergab eine ausführliche Dokumentation der erfolgten bestandserhaltenden Maßnahmen.
Details zum Werk
Die „India-Occidentalis-Sammlung“, auch bekannt unter der Bezeichnung „Grand Voyages“, gilt als das umfangreichste der im deutschsprachigen Raum dazumal erschienenen Kompendien über die europäische Kolonisierung Amerikas.
Die Sammlung basiert auf zahlreichen Berichten von Reisenden unterschiedlicher Herkunft, Konfession und Nationalität. Durch umfangreiche Bearbeitung und Kompilation von Text- und Bildquellen durch die de Brys wurde so ein facettenreiches Bild der Neuen Welt aus europäischer Perspektive entworfen.
Schon früh weckte diese Sammlung, die in deutscher und lateinischer Fassung und in mehreren Ausgaben erschienen ist, das Interesse einer breiten Leserschaft und wurde – nicht zuletzt durch die reiche Ausstattung mit Kupferstichen – zu einem begehrten Sammlerobjekt. Die bildliche Ausstattung erfüllt dabei nicht bloß den Zweck eines künstlerischen Beiwerks, sondern ist integraler Bestandteil der textlichen Ausführungen.
Die von den de Brys hergestellten Kupferstiche basieren nur zum Teil auf realitätsnahen und auch hohen künstlerischen Ansprüchen genügenden Zeichenvorlagen der teilnehmenden Künstler und Kartenzeichner wie dem Engländer John White oder dem Franzosen Jacques Le Moyne de Morgues.
Ein sehr hoher Anteil der in der Sammlung enthaltenen Stiche spiegelt hingegen eine politisch intendierte fiktive Realität der Verhältnisse auf dem amerikanischen Kontinent wieder. Es war nicht zuletzt diese von den de Brys sehr bewusst gesteuerte „Bilderpolitik“, die bis heute die Wahrnehmung der europäischen Kolonisierung Amerikas maßgeblich geprägt hat.
Ein Volldigitalisat des Werkes ist über das Portal der Digitalen Bibliothek der Universität Innsbruck abrufbar.
Buchpatenschaft
Die Initiative „Buchpatenschaft“ unterstützt seit 2021 die Durchführung dringend notwendiger Maßnahmen zur Bestandserhaltung an der Universitäts- und Landesbibliothek Tirol. Buchpatinnen und –paten sowie Spender:innen leisten einen wertvollen Beitrag zum Erhalt unseres schriftlichen Kultur- und Wissenserbes und helfen mit, dieses auch künftigen Generationen zur Verfügung stellen zu können.
(Mag. Peter Zerlauth)