Anna Bychek vom Institut für Theoretische Physik forscht an einem neuartigen Schema von aktiven Atomuhren, der sogenannten Superradiant-Uhr. Dafür wurde sie nun mit dem „For Women in Science“ Stipendium ausgezeichnet. 2020 begann Bychek nach ihrem Masterabschluss an der Sibirischen Föderalen Universität einen PhD in Physik an der Universität Innsbruck. Dort arbeitet sie in der Gruppe von Prof. Helmut Ristsch und ist teil des MoSaiQC Projekts (Modular Systems for Advanced Integrated Quantum Clocks).
„Optische Atomuhren sind die präzisesten wissenschaftlichen Instrumente überhaupt und erreichen ein noch nie dagewesenes Niveau bei der Messung von Zeit und Frequenz“, erklärt Bychek. „In der Forschung werden sie zur Synchronisierung von Radioteleskopen, die Suche nach dunkler Materie und Veränderung der Grundkonstanten in der Grundlagenphysik verwendet. Auch Millimetergenaue Navigationssysteme und die frühzeitige Vorhersage von Erdbeben könnten durch Atomuhren ermöglicht werden.“
Dabei übertreffen optische Atomuhren standardmäßige Mikrowellenuhren bei weitem. „Dennoch sind sie ziemlich große und zerbrechliche Forschungsinstrumente, die typischerweise einen Raum in einem Forschungslabor füllen. Um ihre Möglichkeiten voll auszuschöpfen, müssen optische Atomuhren so integriert, robust, kompakt und einfach zu bedienen sein wie Mikrowellenuhren, die besten kommerziellen Uhren“, so Bychek. In ihrer Doktorarbeit untersucht die Forscherin die Theorie der Licht-Materie-Wechselwirkungen und der kollektiven superradianten Emission von Licht durch Atome in einem optischen Hohlraum, die eine Schlüsselkomponente für die Leistung der Superradiant Clock darstellt.
Das L'OREAL Österreich' Fellowship ermöglicht es ihr nun, ihre Forschung über superradiante Uhren fortzusetzen. Neben Anna Bychek wurden auch die Molekularbiologin Aglaja Kopf von der Medizinischen Universität Wien, die Biochemikerin Chalotte Zajc von der Universität für Bodenkultur (BOKU) und die Mathematikerin Federica Caforio von der Universität Graz ausgezeichnet.
„For Women in Science“-Stipendien
Der Kosmetikkonzern L'Oreal vergibt die Stipendien zusammen mit Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und der Unesco-Kommission. Die Stipendien werden seit 2007 jährlich verliehen und vom Bildungsministerium finanziell unterstützt. Sie richten sich an Doktorandinnen und Post-Docs in den Naturwissenschaften, der Medizin und der Mathematik. Mit der Auszeichnung soll „vielversprechenden weiblichen Talenten, die zugleich auch Vorbilder für Mädchen und Frauen mit wissenschaftlichen Ambitionen sind, der Start in eine wissenschaftliche Karriere erleichtert“ und „auf die Dringlichkeit der Nutzung des Potenzials von weiblichen Wissenschaftlerinnen hingewiesen“ werden.
Bei der gestrigen Preisverleihung im Großen Festsaal der Österreichischen Akademie der Wissenschaften würdigten über 150 Gäste aus Politik, Wissenschaft, Wirtschaft und Gesellschaft die Leistungen der vier Wissenschaftlerinnen aus Innsbruck, Graz und Wien.